bie grofee SBertfcf)äfeung, bie fie bort genoffen I I bie mährifhen ©runbl)erren
ftellten bem Kaifer oor, ber bie Busrottung ber SBiebertäufer auch in Blähten
oerlangte, toelcher Bauteil bem Sanbe augefügt toürbe, toenn man fich fo
tüchtiger Brbeitsträfte beraubte - • alles bies belegt es beutlich, bafe ©irol unb
ben angrenjenben Sänbern ein nicht roieber gut gu machenber ©haben gugefügt
tourbe, als man ben haratteroollften unb intelligenteften ©eil ihrer Beoölterung
oertrieb, hinmorbete ober in Kertern oeriommen liefe.
Unter ber ©hredensherrfhaft biefer Verfolgungen jog ettoa bis gum
gahre 1620 auf ©d)leicfetoegen unter namenlofem Ungemach faft alles ab, toas
in ©irol mit ©äufertum unb freiheitlichem Streben irgenbtoie in gufammenhang
ftanb. ©ie meiften gogen nach SRäljren, obtoohl fich auch bort n a h ettoa 80jähtiger
©ulbung unter bem fteten ©rängen berfelben Kreife toelhe in ben Blpen-
länbern ben Bnabaptismus ausrotteten, ein SBanbei gum llngünftigen oollgog.
Bm 28. September 1622, gerabe gu Beginn bes aufflacEernben Biefenbranbes,
ben bie ©egenreformaüon gulefet entgünbet hatte, erfhteu gu B r ü n n bas
offene Vatent, „bafe alle biejenigen, fo ber hüterifhen Brüberfhaft gugetan,
es feien SRanns- ober SBeibsperfonen oon gemeltem ©atum an über oier Sflocfeen
bei hoher Seib- unb Sebenftraf fih nit toeiter in SJlähren follten finben unb
betreten laffen.“ Bus 24 grofeen ©örfern, namentlih in ber ©egenb um B u ft e r-
lif e , B i t o l s b u r g unb © ö b i n g mufeten nun bie ©iroler neuerbings in
bie SBelt gieljen. ©in ©eil ift auf biefen 3Banberfat>rten oerfhollen, ber gröfeere
toenbete fih n a h ben Bieberlanben ober ging auch n a h Bmerita. SR e n n o
S i m o n s , ein früherer tatholifher Vriefter, ber fih ebenfalls ben SBieber-
täufern angefhloffen hatte, toufete ben richtigen SBeg gu finben. ©r trat allen
fanatifhen ©hroärmereien entgegen unb toufete bie Beformbeftrebungen ber
SBiebertäufer auf bas prattifhe Seben gu tongentrieren. ©einen Bufem oer-
tünben n o h heute bie B l e n n o n i t e n , in bie fih bie SBiebertäufer um-
toanbelten, bie gegenroärtig faft in gang ©uropa unb auch in Bmerita in einer
©efamtgahl oon ettoa 250 000 ihre ©emeinben befifeen. 3m freien Bmerita
in © ü b - © a t o t a haben fie als „E u 11 e r f h e B r ü b e r " fogar ihre
fommuniftifhen Sbeale oerroirtliht unb fih überall als fülle, fleifeige unb
intelligente Btenfhen beliebt gemäht.
3n ©irol aber gog feit ihrem Bbgug bie grofee Stille ein. ©ie getoünfhte
„©inheit“ blieb bem Sanbe erhalten, freilich eine folhe, bie ihm ben Beinamen
bes „heiligen ©irols“ oerfhafft hat. ©er erfte Btt im grofeen ©ragitum ber
öftlihen Blpenlänber toar hiermit gu ©nbe, bie begabten Köpfe, bie „unruhigen“,
n a h oortoärtsbrängenben unb gu Opfern bereiten ©elfter toaren
aus ber Beoölterung ausgefiebt.
©iefe g e fh ih ü ih en< faft nirgenbs gefhüberten ©atfahen mufe man tennen,
um es gu oerftehen, toiefo im ©egenfafe gur ©htoeig toeit über gtoei 3ahrhunberte
hinburh in ©irol jeber fjortfhritt ausgefhloffen toar unb toarum noh im
3ahre 1811 oon ber länbühen Beoölterung bes V u f t e r t a l s eine toahre
Vanit burh ben ©lauben an ben beoorftehenben SBeltuntergang infgeniert
toerben tonnte. 3m Sahre 1874 ergäbt ©. B a f h ; öafe man in ©irol öffentlich
gegen bas Sefen oon Büd>ern, unb gtoar „aller gebruetten ©hriften“ prebigte,
unb im gleichen Sahre proteftierte ber B r i p e n e r B i f h o f gegen bie
V u f t e r t a l b a h n unb prophegeite ihren Untergang unb ihr ©nbe burh
©ebirgsbähe unb Bergftürge.
Bus bem mafegeblihen SBerte über bie gefduhtürhen unb fulturellen gu-
ftänbe ©irols, nämlih ber ®efhid)te bes Sanbes oon © g g e r finb eine ffülle
oon Bngaben gu entnehmen, toelhe ben ungeheueren geifügen ©ruct, ber auf
©irol um biefe geit laftete, tenngeihnen. B ü h e r proteftantifher Butoren
toaren bis gu 3 o f e f II. gelten in ©irol oerpönt, unb erft unter ber baprifhen
Eerrfhaft toar es fo red>t möglich, auch in ©irol bie SBerte oon ©oethe, ©duller,
Seffing ober Kant gu taufen.
B. ©t e i n i f e e r oerbürgt fih in feinen gefhichtühen unb tulturgefd;id)t-
lihen SBanberungen b u rh ©irol, einem überaus reihen SBerte, für folgenbe
©atfahen (16) :
3n ber SRetternidjaera überftiegen bie genfurbeftimmungen jebe Vor-
ftellung. Buslänbifhe geitungen follten möglihft toenig ins Sanb tommen,
unb n o h 1817 fagte ein ©rlafe: fie tonnten bei ber hohen ©nttoictlung, bie bas
geitungstoefen im Snlanb genommen, gang entbehrt toerben.
Büherfäufer J j fogar unter ber ©eiftlichteit E jto u r b e n mit SRifetrauen
übertoahi, unb in eingelnen fä lle n a u h bie Bnfdmffung oon ©ebetbühern
mifeliebig bemerft. ©ie hinterlaffenen B ü h e r tourben bei jebem ©obesfall erft
forgfältig überprüft, beoor man fie ben ©rben ausfolgte.
©a manchmal eine tleine ©atfadje eine Sachlage beffer beleuchtet als eine
gelehrte Bbhanblung, fo möge hier gum ©hlufe jene ergählt fein, bie id) in ber
Biographie bes berühmten Snnsbructer Botanitprofeffors B n t o n o . K e r n e r
fanb. Bis er im 3ahre 1861 feine Vrofeffur an ber Snnsbructer Xlnioerfität antrat,
fanb er ein naturgefhid)tlihes 3nftitut oor, in bem fih bie goologifhen
©emonftrationsobjette auf ein paar hnlbgerftörte Säugetier- unb Vogelbälge,
einige ©afeln gerfreffener ©hmetterlinge unb Käfer unb einige ©ufeenb gröfeten-
teils unbeftimmter ©halen oon SBeihtieren befhräntte. ©pirituspräparate
toaren unbetannt unb ein brauchbares ©telett toar nict>t oorhanben. ©afür
galt als gröfete SRerttoürbigteit bes ünioerfitätsinftitutes bie Hefige ©äge eines
©ägefifhes. Saut Bustoeis bes toiffenfhaftlichen 3noentares aber toar bies:
b i e g u n g e b e s © r a h m , t o e l h en b e r im Kl o ft er SBi l t e n
be i S n n s b r u d a n g e b l i c h b e g r a b e n e B i e f e E o p n t o n
e r f h l a g e n h a b e n f o l l ( 17).