ju greifen. Sa es gibt fogar Alpen, ju benen ein Haupt ©ieß naeß bem anberen,
toie SBarenballen am glafcßenjug bes Kraßnes, über ßoße gelfentoänbe ßinab-
gelaffen toerben muß.“
Hat enblid; ber „Kü ß e r “ mit ben ißm Anoertrauten fein ©ommerßeim
erreießt, oolljießt fieß fein ©agetoerf in ftreng geregeltem Ablauf unb in einer
Arbeitsteilung, bie bem gleiß unb praftifeßen ©inn bes ©ergbauern alle Sbte
maeßt. ®r beßilft fieß mit ben einfaeßften Nlitteln; feine ©ueßfüßrung ift ber
Kalenber, fein Korrefponbent, ^oftbote unb 3prohirift ber ,,©ub“, ber in jeber
Afocße einmal ben tociten A3eg oon ber Alm ju ©al jurüdlegt. ©iefer „© cß o r r -
b u e b “, toie ißn ber ©eßtoeijer nennt, ßat auch bie ©efäße ju reinigen unb ift
in biefer H'nficßt äußerft getciffenßaft, fo oernacßlciffigt aueß fonft, namentlich
in ben ©iroler unb ©übfeßtoeijer Alpen ober gar im itaüenifcßen ©eil ber ©erge
bie ©ennßütte ift. Holjgefäße unb alle Hilfsmittel ber Käfer ei toerben bliß-
blanf unb feßneetoeiß geßalten, benn lange beoor es eine ©afteriologie gab
unb ßpgienifcße Natfcßläge ber ©eleßrten, ßaben es bie ©enner getoußt, baß
baoon bie ©üte oon ©utter unb Käfe abßängt. llnb ein perfefter „K ä f e r “
ju fein, ift ber Herjenstounfcß jebes ©ennen, tpoßlbegreiflicß, ba baoon nießt
nur feine ganje Karriere, fonbern oft genug aueß fein Siebesglüd abßängt.
©er prafüfcß gerichteten ©eßtoeijerin ift es nämlicß unerträglich, einen Siebften
ju ßaben, ber nießt bureß oollenbete Käfetunft roaefer ©aßen beifeite legen !ann.
©efanntlicß oolljießt fieß bie ©enmtnttfcßaft im öfterreichifcßen unb bape-
rifeßen Anteil anbers als in ben 2öeftalpen. ©ie ift hier ben grauen anoertraut,
unb es läßt fieß nießt leugnen, baß bamit ©oefie, toenn aueß leiber nießt immer
meßr Neinlicßteit in bie ©ennßütten eingejogen ift. Am netteften inftanb
geßalten finb bie Alpen in ©apern unb in ben benachbarten Säubern, ©egen
©üben unb Often trifft man fie häufig oertoaßrloft, namentlich bort, too oon
ber Negel abgegangen toirb unb boeß ©ennen bie Alp bejießen.
Hart unb einförmig ift ißre ©agesarbeit. ©ie beginnt oor Nlorgengrauen,
ba bie Küße gemolten toerben müffen, beoor fie auf bie Ateibe gehen, llnb ßaben
fie ben ©tall oerlaffen, beginnen bie ©orarbeiten ber Käfebereitung. gm großen
Keffel, ber noeß oft genug über einem offenen geuer feßtoebt, toirb bie Nlitcß
erßißt, mit Sauermilch (in ber ©eßtoeij © t f cß e r genannt) ju ©tollen ge-
feßieben unb toeiter beßanbelt (22). ©ann gilt es, i>ie-©eräte ju reinigen, bas
einfache Ntaßl ju bereiten unb bie Nlilcßprobulte ju bearbeiten. Nur toenige
©tunben bes ©ages finb es, in benen fieß» ber ©enn ber oerbienten Nuße hingeben
fann, benn aueß ber Abenb bringt mit neuem Ntelfen aueß neue Arbeit,
unb oft genug oeranlaffen ftörrifeße Küße, bas eine ober anbere oerftiegene
©ier, oermeßrte Arbeit unb ©orge.
Nur in ber gerne erfeßeint bas Hittenleben reijenb unb müßelos; in 2Birt-
licßieit ift es ein tooßlgerüttelt ©agetoerl toie jebes anbere; bie Sennerin ßat
toaßtlicß feine Seit, aueß toenn fie toollte, mit ©ouriften ju fcßädern. llnb
brießt fd;led)tes 9Better ein, toie es auf ber Alp oft oiele SBocßen lang ber galt
fein fann, bann fommen gar trübe Seiten für bie ©etooßner ber ©ennßütte,
bie mit blutenbem Herjen bas ©ieß abmagern feßen unb fieß, toenn aueß un-
fcßulbig, für bie Ntilcß- unb Käfeoerlufte oeranttoortlicß füßlert.
Q166. 186 STücije a u f b e r Q c i r c a a lp (6cßiDeis§
©as Außere ber © e n n ß ü t t e n ift in oielen ©eilen ber Alpen ein et-
quidlicßes 2Berf naioer ©olfsfunft. ©etoößnlicß ein Holjgebäube, bas oon ben
©traßlen ber ©onne tief gebräunt ift, rußt es auf ber blumigen Ntatte fo .einfach
natürlich, toie getoaeßfen unb fügt fieß fo ßarmonifcß in bas Naturbilb ein,
baß es beffen ©cßönßeit gerabeju ßebt. Nlit feßtoeren ©teinen ift bas ©aeß
belaftet, bort, too ber gößn jebes gaßr ©erfueße maeßt, es ju lüften. Häufig
ift ein fteinerner Unterbau aufgefüßrt unb bas ©anje erßebt fieß ju ßößerem
©eßmud, namentlich bort, too auf großen Almen ganje Käferbörfer meßreren
©ußenb ober gar ßunbert ©ennen Unterfunft getoäßren. Nlalerifcß um-
toaeßfen ift bie näßere Umgebung mit ©ifenßut unb ©renneffel, bie liebeooll
ben grunblofen ©oben überbeden, ber bureß bie feßtoeren Hufe bes ein- unb aus-
feßreitenben ©ießes ßeillos jertrampelt ift. Nur feiten ift für biefes felbft eine
Unterfunft für fcßlecßtes SBetter gefeßaffen, unb es ift ein ganj merftoürbiger
Sug, baß berfelbe Alpler, ber feine Kuß orbentlicß järtlicß liebt, fo feiten auf ben