als bort. ©rell unb bis in alle ©iefen beleuchtet biefe traurigfte unb mert-
mürbigermeife in ber gerichtlichen mie fonftigen Siteratur faft nie beachtete Seit
namentlich ein sprogefe, ben mir hier gum Bbfd)tufe unb als farbige giluftration
»ergangener £ulturgefd>i<h>tlicher 93ert>ältniffe ber Blpen ausführlicher behanbeln
mollen. ©ies mar ber “ikogefe Blänbl.
Befagter ä n s Bl ä n b l ftammte aus © u f i b a u n unb mar fchon
1543 in bie ©emeinbe ber SSBiebertäufer aufgenommen morben. ©reimal mar
er bereits in ©efängniffen gelegen, unb er mar es, über beffen milbe Behanblung
bie Pfarrer gu 93 r i p e n flagten. 3m Saht 1560 rnanbte fich bie Bufmertfam-
teit ber Begierung mieber auf ihn, ba l>auptfäd>lich burch fein Stirlen ein gtofees
Bnmachfen ber 93emegung gu bemerten mar. ®r flüchtete aus bem Sanbe, aber
ba Bapetn burd; ein Ubereintommen mit ©irol fpitfe bei ber Verfolgung leiftete,
rourbe er am 15. Booember 1560 in ber Bähe oon B o f e n h e i m mit gmei ©e-
noffen namens Sorg Bad unb ©uftadnus Kotter gefangen. 3n Kufftein mürben
bie Häftlinge übernommen unb nach Snnsbrud geführt, Blänbl mürbe mit
ber intereffanten Begrünbung, „biemeil er ein eoangelifcher ©iener mar, meld;er
oft unb oiel in bie Sanb gefenbet morben ift“ in einen tiefen ©urm auf Schloff
V e l l e n b e r g bei S n n s b r u d gelegt, ©ie ©efangenen mürben erft im
3änner peinlich verhört- Sn öer Schrift: © l a u b e n s b e t a n n t n u ' s
b r e i e r B l a n n s p e r f o n e n mi t Ba r n e n : § a n s Bl ä n b l ,
©u f t a c h i u s K o t t e r u n b 3 ö r g B a d , me l che m a n b e s -
me g e n a l l e b r e i am 10. © a g 3 u n i b e s 15 6 1 g a r s gu
S n n s b r u d a u f b em © c h me i n a n g e r be i b e r ©c hi e f ehüt t en
a l s e r f t l i c hen b e n K o t t e r u n b B a d e n t l > a u b t u n b n a cf>-
f o l g e n b s f amt b em Bl ä n b l l e b e n b i g gu B f <h e n o e r b r a n n t
h a t “, finb bie Busfagen gelegentlich biefer peinlichen Befragung ausführlich feft-
gehalten. Von biefen ift es oon befonberem gntereffe, bafe auf bie ¿frage, mer fie
gur SOiebertaufe gebracht habe, mit ffolgenbem geantmortet mürbe: 3örg Bad
fugte, „er habe, ehe er gu biefem ©lauben getommen fei, gehört, mie man bafner
gu S n n s b r u d einen fo g a t o b u e 11 e r geheifeen, oerbrannt. ©em foll
man, als man ifen gen S n n s b r u d geführt, einen Knebel ins Blaul gebunben
haben, bamit er bie SEÖahrheit nit fagen funbte. Sum anbern, fo hab er auch gehört,
mie man gu KI a u f e n ben Ulrich Blüllner, fo ben Seuten gang treulichen unb
mohlgefallen unb aber biefes ©laubens gemeft, gericht habe; gum britten habe er
mit eigenen Bugen gefehen, bafe man gu © t e i n a ch einen, fo auch folches ©laubens
gemeft, oerbrannt habe, ©as alles hab er aufs ffödp’te behergigt unb be-
bacht, es müffe eine gemaltige ©nabe ©ottes fein, bafe fie fo beftänbig in ihrem
©lauben bis an ben ©ob oerharren, unb aus folgern habe er fich ben ©runb ge-
fchöpft, biefen Seuten erft nachgufragen.“ Buf bie Stage, ob fie ihren Srrtum
miberrufen mollten, tarn bie oerhängnisoolle Bntmort, fie mären ©ottlob in
bem rechten ©lauben, unb in bem mollten fie bis an ihr ©nbe oerbleiben.
Srgenb eine Bnfdmlbigung ober ber Bachmeis einer unehrenhaften ober
gemeinfchäblichen §anblung lag gegen fie nicht oor. ©s mürbe ein neues Verhör
anberaumt unb inergu ber iaiferliche Bat unb Pfleger gu V e l l e n b e r g ,
Dr. Bt a t f ) i a s B i b e r oerorbnet. Biber follte nach ber im ©tattt>altereiardn
» gu S n n s b r u d erliegenben Snftruttion (Causa domini VIII 508)
„einen Bechtstag anfefeen unb bie ©efchmorenen llrteilsfprecher, fo inergu er-
forbert unb gebraucht merben, beoor fie fich luetgu nieberfefeen, oon obrigteits-
megen in ©elübb unb Pflicht nehmen unb fie besmegen einen gelehrten ®ib
gu ©ott unb ben ^eiligen fcfemöten laffen, ,bafe fie nit nach ihrem ©utachten,
fonbern nach Busmeifung unb Snhalt obgemelbeter Btanbate unb Befehle unb
nit anbers urtlen unb re«htsfprechen.“
fe rn e r follte ber Dr. Biber bem Sanbrichter einbinben, bafe, nacfjbem bie
©efchmorenen bas Urteil »erfafet, er beffen ^ublifation fo lange einftelle, bis
er ben Befcheib ber Begierung erlangt habe, ©as alles aber foll ber Sanbrichter
unb ber Dr. Biber oor ben ©efchmorenen oorläufig geheim halten, fe rn e r feien
bie Betenntniffe unb Sprotofolle gut Verhütung „befchmerlichen Brgermffes
für bas gemeine unoerftänbige Saienool!“ nicht oon 93ort gu 9Bort, mie fie
jefet geftellt feien, fonbern nur ausgugsmeife unb ohne bie Brgumente ber SBiebet-
täufer mitguteilen. Bn ben Sanbrichter in © o n n e n b u r g bei S n n s b r u d
erging ber Befehl, ben Blalefigrecirtstag in ©acf>en Blänbel unb ©enoffen nach
S n n s b r u d angufefeen, mas auch für ben 20. Sebruar gefchah-
©ie hier ermähnte gnftitution ber ©efchmorenen bas h^ifet Saienrichter
bei folgen sprogeffen mar noch ein Überbleibfel aus ber alten freiheitlichen
Verfaffung ©irols. Bad> altem ijertommen hatten für bas ©onnenburger
Sanbgericht bie ©täbte S n n s b r u d unb § a 11, fomie bie umliegenben
Ortfchaften gufammen 12 ©efeferoorene gu ftellen, meift anfehnliche Bürger
unb Bauern, bie über ben Sali unter bem Vorfife bes Sanbrichters oerljanbelten
unb Urteil fprachen.
©o gefchah es auch in biefem Sali, ©och er erlebigte fid> nicht glatt, benn
bie maderen Blänner aus bem Volle mürben ftufeig, als Dr. Biber oon ihnen
bie neue ©ibespflicht oerlangte, ©ie erbaten Bebenlgeit bis gum Bbenb, oer-
fafeten ingmifchen eine fchriftliche ©ntfchulbigung, monach es ihnen „befchmerlich"
fei, einen folchen ®ib abgulegen.
©er Sanbrichter fuhr fie hart an, morauf turger §anb bie Bntmort erfolgte,
fie lönnten es nid>t auf fict) nehmen, in fol<h' michtigem Sali Urteil gu fpredjen,
umfo mehr, als bie Sanbesorbnung ihnen ausbrüdlich gubillige, nicht nach gemeinen
getrieb en en Be sten , fonbern nach ihrem ©utachten urteilen gu follen.
Bufeerbem märe bies eine geiftlid>e ©a<he, gehöre alfo oor bas geiftlid>e ©eridjt.
Bun mar guter Bat teuer, ©er Sanbrichter oerfuchte es mit gütlichem g u reben,
er fparte nicht mit ber offenen ©rohung, melche Ilngnabe unb ©träfe,
für folche unbefugte Steigerung gu gemärtigen märe; er oermeigerte bie Übernahme
ber ©ntfchulbigung, bo<h alle Blühe mar biefen harten ©iroler Köpfen
gegenüber oergebens. ©ie ©ad>e lam oor bie Begierung. Bach langem S)in unb
mieber mufete man auch bort lein anberes Blittel, als bas ber ©infchüchterung“.
„üm bie Bnftifter biefer ©a<he gu erfahren unb ihnen ©djreden unb S u r<ht
eingujagen“, liefe man bie, melche ben Btanbaten nicht gehorchen mollten, aus
ber Beihe ber ©efchmorenen tjeroortreten. ©a melbeten fi<h brei; bie Blten
haben uns bie Barnen ber maderen Btänner aufbemahrt: es mar cPaul Seng
ber Bidrter oon ©öfeens, Bitlas ©d)üfe oon S>all unb SPaul Kleepüchler oon