Kun führt eine Steppe in Ben nächften gewaltigen Kaum, in Ben ,S o e -
t i n a b o m'. ©ie SBölbung ergebt fi<f> bis gu 70 m. 2Kan fiet>t feine Felfen-
becte mehr, fonbern nur fhattenoerhüllte ©ebilbe, über beren KörperlichEeit
man in gweifel gerät, ©etlei fieht man nirgenbs wieber. ©in wahrer Unholb
ift ber gifd>enbe Strom, beffen betäubenber ©onner ben Keuling beunruhigt.
Kis gu bieiem ‘punft bilbet bie Kefa fünf TBafferftürge. ©er mächtigfte
ift ber fechfte, ein 7 m h°bet Schwall am ©nbe bes Soetinabomes. Keoor
wir bort f}ineinfd;reiten, macht uns ber Füfwer mit einer großen Tltertwürbig-
ieit biefer nächtlichen fa llen befannt. ©s get)t etwas nach aufwärts unb ab-
feits ber Kefa gu einem oon gwei mächtigen Pfeilern gebilbeten po rtal, ©as
ift ber ©ingang in bie Krunnengrotte, fo genannt nach einer 9lbftaffelung non
Ka l E f i n t e r b e c E e n , beren einige über 1 m tief finb. Sie erinnern lebhaft
an ähnliche Kilbungen über ber ©rbe, wo fie allerbings größere ©imenfionen
annehmen, g. 93. im 9) e 11 o w ft o n e p a r f.
©er weitere Steig fängt nun an bebenflicf) gu werben, ©ine ©ifenftange
bient gum 9lnElammern. Unten brüllt ber Strom, ber hier ben fiebenten ¡Jall
bilbet. 9llsbann oerengt fich bie ffalle gu einer engen Klamm, in welche bie
tobenben Süaffer über gwei weitere Fälle ftürgen. 9Itit bem fiebenten Fall enbet
ber Soetinabom unb nun erfhließt fich ein noch gewaltigerer Kaum, ber
,9Zt ü 11 e r b o nt'. 93is 80 m hoch wölbt fich ba bie ©ecie, unb unten wallt es
in einem feeartigen 93e<ien gwifcften Steintrümmern unb glatten 98änben. ©er
92tüUerbom geht bann in eine 2lrt Klamm, ben ,§ a n E e E a n a l' über, gu-
gleich änbert fid; bie Kid>tung ber fjohlräume. ©er SanfeEarial ift bemerfens-
wert burch ben in ihm herrfcfienben Suftgug. ©ine gange Keifte oon Kataraften
tobt in bebrohlicfter Kähe, benn bie paffage erhebt fich nur wenig über ben
brüllenben fyiuff. Unb welcher 9lrt ift bie paffage? Kun, fie beftef>t aus aus-
gemeißelten ©ritten, in welchen bie Füße gur Kot einen Syait finben! Qn Krufthöhe
läuft eine ©ifenftange, an welche fich bie £)änbe ilammern. ffeber Fehltritt,
ein 9lusgleiten ober Fafwenlaffen ber Stange brächte unfehlbar 93er-
berben. immerhin ift es ein Pfab, wenn auch ein entfe^licper. ©s gab aber
feinen foldten, als bie Spioniere biefer Unterwelt gum erftenmal hier erfcjnenen
waren, ©as weitere mag man fich fungubenfen.
©ine Strecie weiter finb fchmale Kalten gelegt, welche oon Kläffer triefen,
wenn ber ©ifht bes Fluffes gegen bie Felfen fcf>lägt. 9Bir befinben uns hier
beim 13. unb 14. Kfafferfall. Kütten in ben Schnellen ragen gewaltige Klöcfe,
bie ,©lefanten'. 9lls.es an ber Klanb noch feinen Kletterfteig gab, bilbeten
biefe fchlüpfrigen Felfen bie eingige Paffage. ©twas ©rufeligeres lägt fich faum
benten. ©er neue Pfab aber fteigt in 98inbungen hinein unb führt in einen
fjohlraum, welcher feiner ©raufen wegen, bie oon ber ©ede herab fummen, bie
,K e g e n g r o t t e ' genannt wirb.
©s ift eine ber unheimlichften Stellen in ber Unterwelt. 9lber noch ift
fie nicht gu ©nbe. ©as nächfte Stücf bes SBeges ift wieber ein Kalfenfteig, aber
man frage ja nicht, oon welcher 9lrt. Schmale Kalten finb an ©ifenftiften, bie
in ber 2Banb fteefen, befeftigt. ©ie letztere aber hängt über. ®s ift ein förmliches
Schweben über bem mächtigen 9lbgrunb, ber in mächtiger Kefonang bas
Krüllen bes Stromes wiebergibt. 9llsbann folgen wieber ausgemeißelte £öd;er,
guleßt fteigt man gum Ufer hinab, ©er weiße Schwall bes 16. 9Bafferfalles
fauft 2 m hoch über eine Felsbarre hinweg. Klan ift hier in einer geräumigen
Salle, bem , § a n f e b om' , auf beffen ©runb fich ine 9tefa beefenartig ausweitet.
®s folgt ber 17. SBafferfall, bann abermals ein enger Kanal unb guleßt
ber größte aller bisher erfhloffenen fjohlräume, ber ,9l l p e n o e r e i n s -
b o m ' unb eine gange Keihe feiner ©enoffen. ©er leigte bisher entbecEte
Kaum ift bie ,921 a r d> e f e 11 i h ö h l e', hinter berem See ein Kanal bie
Fortfeßung bes Kefalaufes anbeutet, ©er leßte gur Seit befannte SBaffet-
fall ift ber 25. 9Bie es weiterhin ausfief>t, ift noch unbefannt . . .." Soweit
S <h w e i g e r.
©ie Schönheiten biefer Unterwelt haben nicht nur gahllofe F ä c h e r ange-
gogen, fonbern es haben fi<h nun auch befonbere Kereine gebilbet, fo eine
„ S e f t i o r T f ü r § ö h l e n f u n b e “ bes ö f t e r r e i c h i f c h e n © o u -
r i ft e n £ l u b s , ber „93 e r e i n 91 n t h r o n“ in 91 b e l s b e r g , bie A b t
e i l u n g f ü r © r o t t e n f o r f c h u n g " ber S e f t i o n K ü f t e n l a n b
bes b e u t f c h - ö f t e r r e i c h i f c h e n 9 l l p e n o e r e i n s ober bie
„ S o c i é t é s p é 1 é o 1 o g i q u e" gu p a ris , oon beren gemeinfamer
©ätigEeit noch oiele Uberrafchungen gu erwarten finb. Kicht nur in begug auf
o o r g e f c h i c h tUc h e F u n b e (35), ba oiele biefer graufigen Klüfte einft
oon 9Itenfchen bewohnt waren, fonbern noch mehr in rein geographifcher Ke-
giehung, ba man annebmen Eartn, baß noch oiel mehr Kerge in ben KalEalpen
oon ben SBaffern burchhöhlt finb, als man bisher Eennt. Füept bod; bie Kefa,
wie fich gweifellos hat feftftellen laffen, noch an 30 km weiter burch bie Klüfte
bes KalEgebirges, um als © i m a o o 30 km weiter ans ©ageslicht gu treten
unb fich ¡ns Kleer gu ftürgen. Unb fo wie fie, ftrömen noch jahllofe Fiäffe unb
Käche, namentlich im K a r ft, lange StrecEen unterirbifch, treten ßeroot unb
oerfchwinben wieber als ficherftes Seidgen, baß fich unter bem gangen Sanbe
ein oieloergweigtes Spftem unterirbifher Fiüffe unb ©rotten ausbehnen muß.
9lhnli«h ift es wahrfheinlid; auch in ben nörblicßen KalEalpen, beren ungeheuere
Söhlenwelt erft allerneueftens gutage tritt.
Qn biefer inneren, unterirbifhen 9lrbeit bes Kläffers offenbart fich eine ber
großartigften ©ewalten ber ©ebirgsbilbung, gegen bie Klammen unb TBaffer-
fälle troß ihrer ©roßartigEeit nur fd)wad)e Uberbleibfel bebeuten. ©enn
immer Elarer tritt es ßeroor, baß wenigftens in oielen Fällen ihr Klaffet einft
auch iu Söhlen bainn floß, namentlich bann, wenn ihr Kett einen © i n ft u r g -
t r i <h t e r bilbet, wie • ihn g. K. bie große © o l i n e oon S t. Kangian,
ber ungeheuere FelfenEeffel, in ben man hinabfteigt, um gur ©rottenweit gu
gelangen, barftellt. ®s ift ber K e g i n n e i n e r © a l b i l b u n g , ber fich
uns ba offenbart, unb eine ber Qtylen nach ber anberen wirb, oom Kläffer ausgenagt,
burch ben ©infturg ber ©ecEe in eine Klamm oerwanbelt werben. Kad; unermeßlichen
Seiten wirb bann ber K a r ft unb ber ©ach ft e in unb alle biefe berühmten
Söhlenberge Eeine ©rotten mehr haben, bafür finb fie bann oerwanbelt
in ein fich oielfach Eteugenbes Keß f<hauerlid;er Felseugen, in bem 9Bafferfälle
fpringen unb immer noch baran arbeiten, baß biefes ©ebirge eingeebnet werbe.