g r a s ( S e s l e r i a coe . r ul e a ) bietet mit feinen wunberooll fial>lblau
angelaufenen Siftren unb ijalmen einen Slnblid toie irgenbein Kunftgewerbe-
ftüd, unb and; feine ©enoffen finb i>äufig blau ober rot überhaucht, intenfio
gefärbt unb gefchmiidt. 6 ie oerbanEen bas einem roten 6 aft in ibren Sellen,
ben ber ©otanifer S l n t b o t p a n nennt unb ben er neuefter Seit als ©lut-
farbftoff ber ©flanje, ber ii)r ju t Sltmung bient, erEannt hot. SlnthoEpan-
bilbung ift im gefamten §öl;enbereid) eine fein gewöhnliche Srfd;einung. Sille
bei uns weiten ©olbenpflanjen finb auf bem 23erg ja rt rofenrot überlaufen;
bie „ 9 2 H i t te r n “ fchimmert in biefem freunblidjen ©d>eirt, ber ©i m-
p e r n e 11 ift auf bas präd;tigfte tiefrot gefärbt, bie jebermann beEannte
© d; a f g a r b e ber ©erge erftrablt in fcfwnfter ©ofafarbe, ja ganj oben
gebt bies faft in einen fd>wärjtid>-bläulichen §aud> über.
92lan h<>t längere Seit binburch geglaubt, bafj bie ©Übung bes roten jjacb-
ftoffes eine unmittelbare SBirEung ber intenfioen Sicbtoerhöttniffe, oor allem
ber ultraoioletten ©trabten fei, unb man wirb biefe 2lnfid>t auch in allen ein-
fchtägigen SßerEen finben. ©s fcheint fich bamit jebocf) etwas anbers ju
oerhalten, ©a bas SlnthoEpan eine Jolge gefteigerter SltemtätigEeit ift, wirb
man wol;l biefe, bie ber ©hpfiologe 92t o f f o in feinem O b f e r o a t o r i u m
am 921 o n t e 21 o f a auch für ben 92lenfchen nachgewiefen hot, auch für
bie ©flanjen annehmen müffen unb bann bie 9totfärbung oon 23lüten unb
93lättern bod; mehr ber Eühlen Temperatur als bem Sichte äufdneiben. ©in
belefnenbes ©egenftücE hierfür lägt ¡ich ja jebes 3ai>t aucb im SBalbe bes Tief-
(anbes beobachten, wenn bie ©ufcbwinbröschen im f^rühlinigörDalb, beren
©tumenEelch fonft oon reinftem 2'ßeifi ift, nach froftigen Tagen ebenfo lieblich
rofig angehaucht erfd)einen, wie bie 2tnemonen ber 93ergwiefen.
©ine intereffante ©igenheit ber alpinen ©räfer, im befonberen bes 23lau-
grafes unb ber © e g g e n (C a re x ), ift auch bas Sufammenrollen ibrer ©lätter.
©ie falten fich ber Sänge nach, fo bag bie 23tattoberftäche nach mnen gelehrt
ift, an feud;ten Tagen hingegen ober bes Slbenbs breitet fich bas ©latt flach
auseinanber wie bei allen anberen ©räfern. ©ie gleichen 9tollblätter. finben
fich aucb bei bem 93 o r ft e n g r a s (N a r d u s), bas an oielen ©teilen (3. 93.
Sentraltirol) bem alpinen 9tafen ein gerabeju Eennjeichnenbes ©epräge auf-
brüctt. ©s wirb fowohl oon bem ©ennen wie oon bem naturEunbigen ©erg-
fteiger fcheel angefehen; jenem ift es ein ltntraut, ba 00m 93ieh nur bie jungen
©lätter angenommen werben, biefem ift es am fteilen 93erghong ein gar gefährlicher
©oben, ©ie gefürchteten „© r a s b e r g e“ im 911 g ä u finb bamit
bewachfen; fo hiebt unb glatt legen ficb bie ftarren borftigen ijalme an ben
©oben, baj) fie aud> bei trodenem ißetter ben über fie 2Banbernben jeben Slugen-
blid mit ber ©efahr bes 9lusgleitens bebrohen.
Unter ben oielen alpinen ©räfern gibt es eines, bas fich jeber Tourift
bod) einmal mit 9lufmerEfamEeit betrachten follte. @s ift leicht baran ju er-
Eennen, baf; aus feinen fef>r fwbfch geformten Sliucben fmufig blattragenbc
S?nofpen betauswadgfen. 92lan hot aus biefer ltrfad)e bas S l l p e n r i f p e n -
g r a s (P 0 a a 1 p i n a), bas hiermit gemeint ift, als „l e b e n b i g g e -
b a r e n b“ bejeiebnet, ein nicht gans übertriebener 2lusbrtid, wenn man es
9166, 165 Viola calcarata auf ber SjocfjUnefe
Original Don Qien f e & O j t e rm a b e r , Sregben
einmal beobachtet hot, baff biefe winjigen ©rutlnofpen, bie obne jebe äugere
©efruchtung ben ©liiten entfteigen, oollEommen lebensfähig finb, fofort Sßurjei
faffen, wenn fie fich oon ber 92lutterpflanje abgelöft hoben unb baburch unabhängig
00h allen Süitterungseinflüffen, bie ©flanje rafcb unb fid;er weiter oerbreiten.
Sebenbig gebärenbe ©flanken gibt es aufjer in ben Sllpen auch noch in
ben ©olarlanbfcbaften, in©rönlanb unb ©pi^bergen, unb als man bas bemerEte,
war es wieber eine ©erfüfwung mehr, ju glauben, bag bie ©flanjenwelt ber
©erge unb ber SlrEtis ein unb berfelben Zlrfadje entflamme. 9licf)ts wäre jeboeb
falfcher als bas. ©ie Sebensoerhältniffe ber beiben ©flanjengefellfchaften
finb oollEommen oerfdneben. ©iner ber Sjauptunterfdnebe ift bie groge ©obenwärme
ber 2llpen, jebem Touriften wohlbeEannt, wenn er ficb auf fonnigem
©ipfel jur 9?uhe legt. 92lan hot gefunben, bag in 2200 m i)öbe ber ©oben im
fjohresmittel um 5,6° wärmer ift als bie Suft, welche 3obl ficb im Sommer
natürlich nod; erheblid; oerfdnebt. 9lnbers in ber ©ebneewüfte © r ö n -
l a n b s; bort ift ber ©oben bauernb gefroren unb taut nur in feiner oberften
Schicht im Sommer für wenige 2ßocbcn auf. 9lugerbem leben bie alpinen
©flanjen unter einer jwar oon ben Städjten unterbrochenen, jeboch tagsüber
fehr ftarEen ©eleudptung; ben polaren ©ewäcbfen bagegen fteht feebs bis aebt
9Bochen hmburch ununterbrochen Sicht jtir ©erfügung, boch biefes ift im allgemeinen
matt unb fchwacb.
2lus biefen Hrfachen erflärt es fid;, warum bie Sllpen blütenreich finb,