ans. 460 93affiotiäf{)icIer in OBerammergau in feinet Söpferei
Original Don Dr. QI. S ö f tr e r , QHüncften
3n Siefen verlorenen unS vergeffenen Salem tvanbeln nod; leibhaftig bie
fonft längft zum Klifcßee getvorbenen Sppen eines K a u f m a n n , © e -
f r e g g e r unb 2t a u , ßier, namentlich im 23oralpengebiete, um bie Säler
ber © 4» l i e r a ch, 21 u.r a ch unb 2 e i ß a 6) aber auch entlang ber 3 far,
rvo jü S ö l j , unb am © d> l i e r f e e , tvo zu 5 i f ch h a u f « n ber „2 e o n -
h a r b i r i 11“ , bas fjeft bes ^Patrons ber 9tinber unb ber ©efangenen jebes
Qaht alte 23olfstrachten unb ©ebräuche mieber aufleben läßt, gilt noch immer
bas 2Bort, bas 2t o e einft feßrieb, baff hier jener Seil ber baptifd)en 23erge fei,
„bem bie 2tovelliften, SpriEer, ©inbrücEefammler unb anbere ©nthufiaften am
meiften nachftellen. §ier ift bie Elaffifcße ©rbe bajuvarifcher ©ebirglerei, grüne
Summelpläße aller vermeintlichen ober tatfächlichen £jod;lanbtppen, ber SBilb-
biebe unb ©ennerinnen, Jlö^er unb Ritten, bes Sitßerfpiels unb ber male-
rifeßen Sänze".
fjiev erlebte man auch noch bie lebten vol!stümlid;en 2tügegerichte, bas
,,S) a b e r f e l b t r e i b e n " , von benen bas leßte große in bas fich bie 23e-
ßörben mifchten, am 7. OEtober 1893 zu 211 i e s b a d) ftattfanb. © f e 11 - S'e l s
fcßilbert ben 23organg bei ejnem folchen S ehmgerid;t in folgenber 28eife: ,,©s
menbet fid? vornehmlich gegen angefehenere 23auern, bie vor bem ©efeße
ftraflosy boch nach i r r 23ol£smeinung fid) gegen bie im 23olEe ßertfdyenben
©ittenbegriffe feßmer vergangen haben, ©emößnlid) mirb ber ©ünber burch
in 2teimen verfaßte ©rohbriefe gemarnt, menn er bie Jrift nicht zur ffieffetung
benüßt, fo verfällt er bem ©erichte; bie Seit ber 2luffüßrung bleibt geheim.
apiö^lich, um 2Kitternad)t, mirb ber 23erfehmte vom lauten §alloß, bem ©e-
räufeße von zaßllofen mißtbnenben SärmmerEzeugen, von Srommelmirbel unb
23ücßfenEnallen gemeett. gunberte von 93ermummten, rußgefeßmärzten unb
bemaffneten 33urfcßen fcheinen aus bem ©rbboben zu machfen unb fcßließen
ein 23iere<f um bas § au s bes Übeltäters, ©iefer mirb herausgerufen, an 2Biber-
ftanb ift nicht zu benien; bann beginnt ber 2lppell ber 9tid>ter unb Sreiber,
fämtlicß unter falfchem 2tamen unb 2öürben; einer ber 2Iteifter tritt in bie 22titte
bes 23iereds unb verlieft unter Saternenbeleucßtung ein in Knüttelreimen verfaßtes
©ünbenregifter bes 23erurteilten, bie 22tenge begleitet bas 23orlefen mit
gräßlichem ©ehcul unb brüllt bie ©nbreime Eräftigft nach, unter fürchterlichem
S^oßngeläcßter unb Särm mit Sßanbmüßlen, Kuhfchellen, Ketten, Knarren unb
Srommein. ©abei bleibt ber Übeltäter milben ©roßungen ausgefeßt, bie oft
in Sätlid)Eeiten übergehen. 8 um ©chluß mirb Kaifer Karl zum ünterfeßreiben
bes qSrototolls aufgerufen. „Kaifer Karl muß noch Eommen unb's SprotoEoll
unterfchreiben, baß mir's nächfte 2Hat in 9£. §aberfelb treiben.“ ©in greller
epfiff bes 2lnführers beenbigt bie ©zene, ber ganze ©eßmarrn verfchminbet, mie
er geEommen.“
©egen biefe, freilich oft allzu braftifche ©elbfthilfe bes 93olEes, manbte man
ben ganzen 92ta<ßtapparat bes ©taates an, vor allem burch ©inlegen von ©ol-
baten in ©örfer mo ein )*)aberfelbtreiben vorEam, burch ©inberufung fämtlicher
beurlaubter unb ähnliche 2Kittel, unb es gelang in unferer ©eneration baburch
enblich bie uralte 23olEsfitte zu erfticten.
Se meiter man an ber 3 f a r ober ber 20 e i ß a ch gegen bie berge zu
vorfchreitet, befto einfamer mirb ber 2öeg. £)ier Eennzeichnet S e n g g r i e s
unb bie ^papierfabriE am 3 1 e cE, bort etma b a b K r e u t h (ber Ort, ber fich
rühmt, in ©eutfeßlanb bie meiften 2lieberfchläge zu empfangen), ben leßten
belebten Ort, barüber hinaus manbert man in bas einfamfte unb altertümlichfte
Sanb, bas auf beutfeßem boben noeß zu finben ift, ins b o r b e r E a r m e n b e l.
©in Sanb, fo groß mie ein mittelbeutfches 3 ürftentum, in bem moßl einzelne
verftreute ©aftftätten unb 3 agbßütten, bas 2Birtsßaus am 3 a 11, bie
© l a s ß ü t t e , bie §äufer in ber b o r b e r - unb ^ i n t e r r i ß zu finben,
nießt aber ein einziges ©orf, eine grüne 2Balbmilbnis, aus ber einzelne blumen-
überfäte ©rasberge, ber 3 u i f e n - unb © c ß a r f r e i t e r , bie 3 i e i f d> -
b a n E unb bas K o m p a r emporragen, unb bazu mächtige SJelfenftürze, von
benen b i e b e s©eme I j o c ß s , bie ©e e E a r - unb 2Kont f cl>en- (22tonb-
fcßein)fpiße, ber © cß r e cE f p i ß bie mäcßtigften finb. 2Bunberbare Selfen-
täler mit abgrunbtiefen, fdmectßaften Klammen, meltverlaffene Sßodyfeen mie
feßmermütig blicEenbe 2lugen, unburcßbringlicße, urmalbartige 2Bälber verleihen
biefem ©ebiet eigenen SReiz. ©ine Sanbfcßaft, mie bie bes 23 ä cf> e n -
t a l s ober ©alfcßlüffe mie bie im © r u f 11 a l ober vor bem 2lufftieg zum
K o m p a r von 9Torben ober auf bas 3 o n s j o cß von ber hinteren 92 e t ß
aus, bleiben unvergeßlich, auch menn man fonft von alpiner ©cßönßeit über-
fättigt ift. ünb bazu gefeilt fieß ein 2ftenfd;enfcßlag, Eräftiger, utmücßfiger^ als
fonft, ber als ©enner unb 3 üga£ ein ernftes, mettabgemanbtes, naturmürziges
Seben füßrt, im 3 orftßaus 21 g i 11 a (bas aber nießt von 2lquila ßerrüßren,