vertreiben, bort räuchert man vielleicht nod) in manch verlafferiem ©orf mit ihm
bie Sjejcen aus, tvenn aud; fchon tängft ber fd>mungf>afte §anbel aufgehört hat,
von bem bie ©efdüchte berichtet, baff anno 1542 in ber ©tabt S u b e n b u r g
in ©teiermar! allein 45 Sentner ©peil burd; bie ©tabt von 69 verrieb en en ©peif-
gräbern angetauft mürben, ©er Satbrian (Val er i anaof f i cinal i s)mi rbno<h
heute mit einer Start für bas Kilo befahlt, menn auch feine nervenberutngenbe
JBirfung längft nicht mehr fo gejchäßt mirb, feitbem man ertannt hat, mie nachteilig
bas in ihm enthaltene 93 a l e r i a n ö l auf bie 93erbauung mirtt. Stag
auch &ie alte Stebijin von ihm noch f° treuherzig fagen, „eine {^allfuctjt, bie
burch ben ©ebrauch von 93albrian nicht geheilt mirb — hedt überhaupt nicht."
©röfeerer ©chä^ung erfreut fich bagegen bas 5 a 11 f r a u t , mie ber
Siroler bie 2lrnita (Arni ca mont ana ) nennt, mährenb ber Sürnberger
fie mertmürbigermeife als ©chnupf t aba t s b l ume bezeichnet, vielleicht in
©rinnerung baran, baf; man in früheren Beiten ihre 93lüten unb SBurjeln
pulverifiert fchnupfte. Gs gibt noch immer zahllofe, bie tein befferes §eil-
pflafter als bas mit 2l r n i f a t i n f t u r bereitete fennen, unb menn auch bas
9Bort bes alten 2lrztes, „es nähe biefe ©olbblume in 2Bahrl)eit mit ©olbfäben
bie SEßunben ohne ©iterung zufammen", nur eine begeifterte Übertreibung fein
mag, fo ruht im „2Bohtverleih“ tatfächtid) etmas von ber, mit Stenfchenverftanb
unb 2Biffenfchaft noch lange nicht erfaßten Sjeil- unb Saubertraft ber Serge,
beren mürziger Obern nirgenbs träftiger unb belebenber mef)t, als überm S lu-
mengefilb ber Stirnen.
Sticht umfonft hat frommer ©laube unb ©age hunbertfältig gerabe an bie
Pflanzen ber ©ebirgsmiefen angetnüpft unb bie §odnviefe mit einem glitjernben
©efled;t mertmürbigfter ©rzählungen überfponnen. v5hr ©runbzug ift freilich»,
mie es bei einem Solle von Säuern nicht anbers bentbar, faft ftets bie töftlicb
naive 2lnfid>t, bag ©ott bei ©rfchaffung ber Sllpen mit Sebacht ben Kuhherben
Zuliebe bort foviel 28ürzträuter hmgeftellt habe: bas 21 b e i g r a s unb ben
21t a b a u n , mährenb ber Seufel bazu bie ©ilberbiftel unb bie 2llpenrofen unb
bas bunte ©efd)led)t ber Stild;biebe erfunben habe. Qn befonberen 28eif)- unb
£ o s ti ä d; t e n gehe ber gute ©eift fegnenb über bie SBeiben, freilich 3U
2B a l p u r g i s auch bie böfen ©ämonen, bamit fich bas llnfraut vermehre
unb ben frommen bas Seben verbittere. '
gn jenen S ä f te n müffen auch bie © d ; a h g r ä b e r unb Sauberer unter
ben Stenfchen am Sterte fein, benn nur ba fteige aus bem S e r g f a r n bie
leuchtenbe flamme, beren Kniftern man benützen müffe, um bie ©olbtörner
einzufammeln, bie ihnen entfallen, nur bann tönne man mit einem fchmarzen
fjunb ben 211 r a u n aus ber ©rbe ziehen, ber nirgenbs fo häufig mächft, mie auf
gemiffen Sergmiefen. Serühmte Serge bieferhalb maren ber © cf) ö d l bei
© r a z , ber U n t e r s b e r g bei © a l z b u r g , ber sp a t f d> e r Ko f e l
bei Qn n s b r u c t , S e n e b i t t e n m a n b unb ^ e i f j e n b e r g im Saper-
lanb unb ber ©l ä r n i f c h im ©chmeizerifchen. ©ie beanfprudjen auch ben
traurigen Sul>m, bie berüchtigten h e j c e n b e r g e gemefen zu fein, beren
Same in fjolterprototollen unb ©erichtsurteilen fchon lange feine Solle fpielte,
bevor es noch eine alpine Literatur gab (1!l).
2Bie viele mögen im S er-
raufchen ber 3 af>rhunberte
in ftürmifchen SBetternächten
heimlich unter imnberterlei
Sefchmer unb ©efahren auf
biefe Serge geglichen fein
in ber Hoffnung, von bort
bie zauberträftige © p r i n g-
m u r j c l heimzubttngen
ober ben 2llraun, bem fo
eifrig nachgeftellt mürbe, baß
er haute im ©ebiet ber 2llpen
überhaupt ausgerottet zu
fein fcheint. S te lle Silber,
mürbig bes “pinfels eines
^öllen-Steughel ober eines
©eniers mögen auf biefen
Sergen in finfterer Sacht zur
SMrtlichteit gemorben fein:
bie Serfammlung ber ©d;ah-
gräber, bie bazu garnfamen
brauchten unb groffe meige
©üd>er unter bie 21 b l e r -
f a r n e breiteten unb bann
gebulbig ihre labbaliftifchen
gotmeln murmelten, beren
Saubertraft bann mieber auf
©efchlechter hinaus unantaft-
Q166. 174 ©elftem(Stftjian (Gentiana lutea). QHotiööon ber
bar fchien, menn am Storgen
Sulinger §ütte an ber '¿enebiftentoanb (Ob.*93ai)ern)
Original
nach ber Sefchmörung mirf-
lieh ^as golbbraune Epulver
ber garnfporen auf bem gemeihten Suche lag. Stit melch frohem £>erzilopfen
mögen fie bann hinabgeeilt fein ins Sal, um ihr S) e cE e n m ä n n cb e n zu
beitreuen mit bem ©olbpulver. ©'ift aber teiner reich gemorben baran, benn
bie Sefchmörungsformel hatte eine böfe ©mp: „S on Stenfdjen unb ©eftirnen
ungefehen, ungefprochen unb ungehört foll ber ©ammler ¡ich äen heiligen
Kräutern nahen, unb nur bann mirb ihre Saubertraft roirtfam fein, menn er
ben rechten ©lauben hat.“ Unb feufzenb mußten fie immer mieber geftehen,
bafo es ihnen auch biesmals troß aller Stühe baran gefehlt hai>e. 2luf ben
Dochmiefen mürben bie S e r u f s - unb S e f d ) t e p t r ä u t e r , bie
2Bu n b e r f c f > l ü f f e l , 20etterfid;erer, ©lüctsverheifeer unb vor allem mit
gieifj jene Kräuter gefugt, bie in ber bämonifchen Sotanit „Univerfalglüct
bei grauenzimmern" fieberten; hier formte man nach ber St o n b r a u t e ,
bem «p i p o z , unter beffen SBurzeln man Kohlen finben tönne, bie unter