23ergen fürchtete, fo baf; nod; im 16., felbft 17. 3 al)ti)unbert eine 23efteigung
ber 23oralpen für eine mal>re 23erfud)itng ©ottes galt, ©amals mürbe ber
freilich piel beftaunt, bcr als Seicf)en einer fold;en Hdbentat ben meinen ©tern
jener lichten Himmelsregion mit i)eimbradite. Unb non ba i)et mag bie Töert-
fd;ät;ung bes 23lümd)ens pererbt fein, baf; burd) feine milbe Schönheit unb fein
frembartiges Ausfehen auch ofme ben Qtimbus, ber es umgab, für fid> felber
roarb. @s mürbe fo piel begehrt, baf; es an allen Xeictjt zugänglichen Orten,
über bie ber gpembenperiehr flutete, ausgerottet mürbe, ©s ift auch bort nach
nicht pöllig ausgeftorben, fonbern es tpirb nur jebes 3ahr ppn ben 23efud)etn
feiner fchimmernben 23lüten beraubt am erften Sage, ba fie fich entfalteten.
6 p z- 93. trifft man auf bem 2Bege Pom 6 c h n e e b e r g l >o t e l jum 2B a p -
r i e g e l pielfad; bie SSlätter bes ©belmeif;, aber niemals eine 93lume, unb es
ift auch anberstpp einfach ein 3ubifator ber 93efud)erjahl eines 93erges, pb er
auf feinen Hod>miefen noch blühenbes ©belmeif; hc0t ober nicht (36). -
©urd) biefen ©at; ift es auch genau umfehrieben, rno man ©belmeif; finben
fann. Oie Sf3flanje ift anfonft fehr toeit perbreitet; fie lebt nicht nur in ben
ganzen Sllpen unb im 3 u r a , fonbern aud) in ben K a r p a t h e n , rno fie
fid) bei 660 m ijöhe fogar im 23ud)enmalbe breit macht, fe rn e r in ben A p e -
n i n n e n , im 2 3 a l f a n g e b i r g e , in ben fpanifchen ©ebirgen, in 23 o s -
n i e n unb ber H e r z e g o ro i n a , bann bort, too fie niemanb ermarten
mürbe, in © u r f e ft a n unb in 21 f g h a n i ft a n , in ben 6 teppen, fchliefjlid)
im H i m a l a j a , in ben djinefifchen unb japanifd>en ©ebirgen. ©ort nimmt
fie ein ganz anberes Slusfehen an, mie bei uns, ift eine mehr als fujjhohe richtige
Steppenpflanze unb perrät baburch ¡hiß eigentliche fjerlunft (25). ® a s S b e l -
m e i f; ift näml i ch f ei n ©u r o p ä e r ; es ift l e i n 2l l p e n g emä d ) s ,
es ift ein frembäugiges Kinb aus bem fernen f)df;en Afien, bas offenbar fehr
piele ©chidfale erlebte, bis es fein Afpl auf unferen füllen 23ergesj)öhen fanb.
SBas mar feine ©efcf>ici>te? 6 ie ift innig perbunben mit jener anberen 23lume,
bie im Kerzen unferes 23oltes mit bem ©belmeif; um ben erften ifÖIalg lämpft,
nämlich mit ber 2llpenrofe, pon ber mir es bereits miffen, baf; fie gleichfalls aus
ber hdfjen SBunbermelt 3nbiens hetüberfam. 23eibe finb mit einer großen An-
Zahl Pon ©enoffen in jenen Sagen nach ©uropa gemanbert, ba auch h'cr unter
einem tropifchen Himmel Spalment>aine unb füblänbifche ilppigfeit fich
teten. Keine anbere Speriobe tann bas gemefen fein, als bie ©eburtsftunbe ber
92tenfd>hdt, bas Sertiär. SBoraus mir bies erfchliefjen? §auptfäd;lich aus ber
©atfad>e, baf; Sllpenrofe unb ©belmeif; überall richtige ©ebirgsblumen finb, ba
man ¡ich aud) bie porlnn ermähnten afiatifchen ©teppen nicht als ein ©ieflanb,
fonbern als 3000 bis 4000 m hohe Hochebenen porftellen muf;. 23or bem Ser-
üär jeboch gab es in ©uropa feine nennensmerten ©ebirge, bie nicht feitbem
mieber tjerabgefunfen mären.
3m Serüär maren auch aüo Sanbbrücfen porhanben, auf benen bie a f i a -
t i f d) e 3 l o r a ber 2tnemonen unb ©nziane, ber ©ilenen unb 2llpenrofen
herübermanbern fonnte. Sticht meniger als pier {fünftel unferer gegenmärtigen
Alpenpflanzen gehören jener t e r t i ä r e rt 3 1 o r a an unb finb Beugen einer
beigeren 23ergangenheit. 6 ie haben fich 'm ©ebirge gemiffermafjen nur als
3lüch«inge angefiebelt, bie burd> bie mechfelnben 23erhältniffe balb nach bem
©üben perjagt, balb mieber eingelaben mürben, fich auch in ben nörblid>en
pon ben Alpen gelegenen ©benen anzufiebeln. Oie Hauptmaffe ber alpinen
©ertiärflora ift allerbings burch bie © i s z e i t pernid)tet morben. 3hr Afpl
fanb fie bamals nur am Aanbe ber Alpen, unb pon ba aus roanberte fie immer
mieber in bie Höhe, fobalb es bas Klima geftattete. Alan trifft ifolierte 3nfeln
folcher gemefener Alpenpflanzen, bie nicht mehr ben 2Beg ins ©ebirge fanben,
vielfach um 2B i e n unb 23 r e s l a u , im f cf> m ä b i f ch e n 3 u r a unb in
23 ö h nt e n. ©o gebeihen z* auf ben 3olfon bes SBi e n e r 2Ba l b e s
©teinbreche, alpine ©d)lüffelblumen (A u r i I e l) unb Aofen; fo trifft man
Steinbreche unb bie alpine 2lfter (Aster alpinus) mitten in 23 ö h nr e n. ©o
erflärt es fich aber auch, marum namentlich ber Aanb ber Alpen pon piel mehr
Arten befiebelt ift, als bie höchften zentralen ©ebirgszüge. ©erabe am Alpen-
ranbe haben fich ein2 Aeihe pflanzengeograpf)ifcher Aätfel erhalten, bie man
fo lange nicht beuten fonnte, bis man nicht ben gufammenhang Zechen öer
^Pflanzenmelt ber jewigen Alpen unb ber ©ertiärperiobe fannte. ©ine folche
merfmürbige Pflanze ift bie Wulfenia carinthiaca, bie auf ben Alpenmatten
in ber Umgebung bes ©a r t n e r Kofel s in Kä r nt he n als einzigem ©tanb-
orte blüht unb im ganzen übrigen ©uropa fehlt, mit Ausnahme einiger 3unb-
orte in A i b a n i e n , pon benen eine 23rücfe nad> ©prien unb nach Afghaniftan
unb in bie eigentliche afiatifche Heimat führt. 23iel berühmter als bie SBulfenia
ift bie Königsblume (Daphne Blagayana) auf bem £ o r e n z i b e r g bei
£ a i b a cf), bie eine ähnliche ©efchidjte hat als jene. 3 ht äuiiebe f-oll ber König
pon ©achfen im 3af)re 1838 als Spflanzenliebhaber eigens pon Oresben nach
K r a i n gereift fein.
Oie gleiche Hiftorie erläutert bas ungemofmte Ausfehen beS ©belmeif;.
©s ift alfo fein 3 ufall, baf; es aus bem üppigen grünen ©ras uns mirflich fo
frembartig entgegen leuchtet. Oer merfmürbige -meifemotlige 23efat; feiner
oberften SSlätter, melche bie 23lüte umhüllen unb ber Pflanze ihre eigentümliche
Schönheit perleihen, ift im botanifd>en Sinn als ein Sd)ut;mittel anzufehen,
unb zmar nicht gegen bie Kälte, für bie ja alle ©emächfe faft unempfinblich finb,
fonbern piel mehr als ein ©d)ut; por bem Austrocfnen, mas ja für alle rid)tigen
©teppen- unb 2Büftenpflanzen fennzeichnenb ift. Oer 3Ü3 ©belmeiges
fommt aus hunbertfacf) burd)einanber gemirrten fraufen Haaren zuftanbe.
Oer blenbenbe Schimmer fft nichts anberes als ber Aeflep biefer mit £uft gefüllten
Haare, bie fich über ben 23erbunftungsftellen, ben Spaltöffnungen ;u-
fammenballen. Ähnliche 3 ilzüberzüge fann man an Pielen ©emächfen ber
f>df;en unb troefenen £änber beobachten, fie finb feine @igenf)eit bes ©belmeif;,
fonbern finben fich i • an ben 3a>etgpalmen, bie in 3000 bis 5000 m
Höhe in ben penezuelanifchen A n b e n machfen, ebenfalls, meshalb biefe auch
ben Aamen „ 23 a u m f ö r m i g e s ©b e lme i f ; “ führen. Als „ t i b e -
t a n i f c h e s ©b e lme i f ; “ bezeichnet man bie ©attung Saussurea tri-
dactyla, bie jeboch gar nicht in näherer 23ermanbtfd>aft zu unferem ©belmeif
fteht. Sie bemof>nt bie ©chneemüften Hochafiens unb ift zugleid) biejenige
^Pflanze, bie ben Aubm für fid) in Anfpruch nehmen fann, bie größte Höh* unter