2 [u S Bern SBIumenracfjtum Ber Qllpert
at6b. 169 ©rocuätoieic im CBillnöfital (S iro l)
Original
©ruppe »on Pflanjen nennt, ine eigentlich bie Kronjuwelen im Blütenbiabem
unferer töniglid;en Berge ijetfecrt fönnten. „Sn ben wof>l fünjehn Sitten,
fagt er, „non benen Ber Sterben nur bie Stehlprimel, bie tleinblütigfte fein nennt,
entfaltet fid) in überaus befd;eibener einfacher 0Prm, was bie Blumenwelt
Holbes unb £ieblid)es ju bieten imftanbe ift: reijenbe Bübung ber Blüte,
fanfte famtartige Purpurfarbe, Sülle unb ©reffe ber Blumenbolbe im Verhältnis
ju ber immer jierlid;en, immer balfamifch buftenben Blattrofette“ (18).
©benfo fd;ön unb in ber reinen Suft ber Berge eigenartig geftaltet ift auch
ein anberes getoöhnlid;es Sieflanbsgewäd)s, nämlich SBiefenllee. Sm
©ebirge h«ifet et A l p e n t l e e ( T r i f o l i u m a l p i n um) unb jeigt
bort alle Stertmale einer richtigen ^odjgebirgspflanje; er t>at eine bis einen
Steter lange Pfahlwurzel unb bilbet einen weit ausgebreiteten Pflanjenftoct,
einen ganzen Sporft, ber oiele 3nhre fnnburd; tebt, weithin über ben Boben
friecht, fo bafj natürliche Kleefeibet entftehen, beren herrliches Aroma weithin
bie Bergesf)albe erfüllt.
©ie nörblid;en Kaltalpen müffen ihn leiber entbehren, ba er nur in ben
Zentralen Ketten, namentlich >m ©neis bes S e f f i n reichlich gebeiht. ©s
entgeht ihnen »iel bamit, benn wenn auch bie Blütentöpfd;en jiemlid) ärmlich
geftaltet finb, ba fid) bei ihnen etwa nur ein ©ußenb ju einem ber betannten
Kleetöpfdjen zufammenfchließt, fo erfeßen fie boch burch ©d)önl>eit unb ©röße
bas, was ihnen an 3af)l abgeht.,, Sie finb »on einem bläulid;en purp u rro t unb
fo groß unb wohlried>enb wie fonft teine Kleeblüte ber ©rbe. Unb ftefs ift eine
folche natürliche Kleewiefe auch burch nocf> ein S3unber ber god;gebirgstoelt
»erfcf)önt, nämlich burch eine Sülle ber reijenbften Schmetterlinge, bie, ein
Blumengarten über bem Blumenfelb in jeber Beziehung mit ben oielgerühmten
Alpenpflanzen wetteifern tönnen.
©s ift wohl nur ben wenigften Alpenfreunben betannt, baß es im Hochgebirge
oiel mehr Salter gibt als im Sieflanb. ®s fcheint bies »on S a tu r aus
fo ju fein, obwohl fid>erlid) hierbei »ieles bem juiufchreiben ift, baß ¿um ©lüct
bie ©chmetterlingsfammler unb »or allem bie in ben Schulen leiber noch immer
baju eifrigft angeleitete Sugenb bie Hochwiefen nicht fo heimfuchen tönnen,
wie bas flache Sanb.
©iefer Salterreid;tum ber Alpen, bem im 5. Abfcfmitt eine eigene Betrachtung
gewibmet ift, erfcheint eigentlich in Anbetracht bes rauhen alpinen
Klimas bas ben empfinblichen Schmetterlingen aud> im Sommer oft »iele
28ocf>en f>inburd> bie Sreube am Sehen minbert, feh» »erwunberlid;, ba biefe
leichtfertigen Bitter »om glügel »olltommen wiberftanbslos ber SSitterung
preisgegeben finb, zum minbeftens fid) nicht fo wie ihre Sehens- unb Seibens-
gefährten, bie Blumen ber Hodjwiefe, in bie ©rbe »erftecten tönnen, wenn ber
Himmel ju rauh ift- S ie große Sleh^ahl aller ber genannten Pflanzen finb
nämüch ausbauernb; fie »erlegen einen großen Seil ihres Sehens unter bie ©rbe
unb mögen groft unb Sturm, Schnee unb übermäßige Begengüffe noch fo »ft ihre
Blütenftiele fnicten, ihre Blätter abreißen, ihr ©afein »erfümmern, fie tönnen ben
entftanbenen Schaben boch immer wieber gut mad>en burd? bie un»ermüftli<he
Sebenstraft, bie ihrem in bie ©rbe »ergrabenen Stengel- unb Alurjelteil innewohnt.
SBenn unter ben höchftfteigenben Blütenpflanzen auch nid>t eine einzige
einjährig ift, b. h- alle ihren Sebenslauf »om Frühling bis zum Herbft »olltommen
abfchließen, fo finb auch in ber milberen H»d;wiefenjone »on je 100 Arten
96 ausbauernbe ©ewächfe, wäf>renb im allgemeinen in ber heimifchen pflanjen-
welt 60 Prozent als ©injäbrige anjufpred;en finb. Slan tann bemjufolge bie einjährigen
pflanzen ber alpinen SOiefen gerabeju f>erzäf>len; bie betannteften
»on ihnen finb eine ganze Anzahl »on ©njianen, ferner bie »om Senner
fo gehaßten A u g e n t r o ft a r t e n , fowie manche K a n u n t e l n unb
5 e 111 r ä u t e r. Alan fief)t es ihnen aud> gewöhnlich an, wie fehr fie fiel) beeilen
müffen, um in bem nur wenige 2Bod)en bauernben Alpenfommer EB
H a l l e r fcf>äßt ihn ja fogar nur auf 40 Sage — alle ihre Sebenstätigteiten
abjuwicteln; gewöhnlich fißt auf einem ganz tleinen Körperchen ein übermäßig
großer Kopf, ein windiger Stengel mit nur wenig Blättlein trägt eine große
Blüte unb es ift rührenb ju fehen, mit welch geringer Summe »on Kräften,
mit weld; windigem Kapital folch ein ©njian ober Augentroft es bennod; »erfucht,
fich auf ber fo reichen unb bunten 2Biefe ©elturig zu »erfd;affen.
©aß bie alpinen Pflanzen nicht nur beswegen ausbauernb finb, weil bas
Klima alle einjährigen unter ihnen ausjätete, geht übrigens baraus her»or,
baß man zahlreiche, in ben ©benen burchaus einjährige ©ewächfe tünftlid) zu
ausbauetnben f)Qt machen tönnen, inbem man fie in bas Hocßlanb »erpflanjte.
Solches gilt namentlich für gewiffe ©räfer, bas K r e u j t r a u t , ben © ü n f e 1,