Zwifcßen bem beutfcßen D a u e r n ! r i e g t>on 1525 unb ber ©iroler (Erhebung.
Saßllos waren aud> bie Fäben, bie fiel) zmifcßen ben baprifcßen Aliebertäufern
in A u g s b u r g unb ben ©iroler ©efinnungsgenoffen anfpannen. ©agegen
fcßeint in feiner Aleife eine Derbinbung ¿wifcßen ben Dropheten oon
D1 ü n ft e r , überhaupt ben nieberlänbifcßen Aliebertäufern unb ©¡toi be-
ftanben zu haben.
3m „Arcßio für bie öfterreichifcpe ©efcßichte" hat 3* £ o f e r t ß aus
ben ßinterlaffenen Dapieren bes öfterreichifcßen fjofrates Dr. 3 » f e f p . D e cf
eine hocßintereffante ©tubie über ben Anabaptismus in ©irol oeröffentlicßt,
welcher ber größere ©eil ber folgenben Angaben entnommen ift unb beren
Aufnahme im Daßmen biefes Alertes pon pielen F reunben bes ßerrlicßen
Sanbes fcßon besßalb mit ©anf aufgenommen werben mag, weil mertwürbiger-
weife in allen betannten Deifewerfen unb Sanbesfcßilberungen nur mit wenigen
Alorten über biefe ßocßbebeutfame Seit ßinweggegangen wirb, oßne beren
Kenntnis bie gegenwärtigen fulturellen Derßältniffe oon ©irol gar nicßt per-
ftanben werben tonnen (15),
©ie Seine ber „©aufgeftnnten", wie fie ficß felbft nannten, unterfcßieb
fid) in einigen nicßt unwefentlicßen Dunften pon ißrem Ausgangspunft: bem
Dleraner Daftulat. ©ie war eben bas getreue ©piegelbilb ber feitbem über
bie nacß Deformen Derlangenben ßereingebrocßenen Derfolgungen. ©er gefangene
Aliebertäufer 3afob Dlofer aus bem ©ericßte F l a a s Jagt auf De-
fragen über feine Anficßten: ©ie Kaiferlicße unb Königliche Dlajeftät fowie bie
Obrigfeiten finb nicßts anberes als gottlofe Dlenfcßen, weil fie nicßt bie Frommen,
fonbern nur bie ©ottlofen befcßüßen. Deichte, Kinbtaufe, bas ©aframent bes
Altars fennt er mcßt an. Sur ©aufe ließen bie Aliebertäufer nämlicß nur (Er-
wacßfene ju, aus bem Argument, baß man erft bei oollem unb entwicfelten
Derftanb bie Fäßigfeit ßabe, einer Deligion anzugeßören.
Aßnlid) lauteten anbere, allerbings oft auf ber Falter erpreßte Ausfagen.
Aus ißnen ging für bie Deßörben ßeroor, baß man es in ben Aliebertäufern
mit einer ftaatsgefäßrlicßen, burcßaus auf ben Xtmfturj gerichteten Dartei ju
tun ßabe, gegen bie bie fcßärfften Dlaßregeln gerabe gut genug feien, ent-
fprecßenb bem Abfcßrecfungsgrunbfaß ber bamaligen Decßtspflege. ©em
entfpracß aucß ber ©on ber „Dlanbate“, welcße ber Sanbesßerr an bie Degie-
rung ju Sunsbruc t jur A3eitergabe an bie Dflasar im Sanbe unb ißre
Sanbricßter ergehen ließ.
(Es ßeißt z. D. nacß bem im 3 n n sb r ü d e r ©tattßaltereiarcßip (Deft-
arcßip XVIII) erliegenben Dlanbat Fatbinanb I. oom 3. ©eptember 1539:
„©ieweil ficß biefe aufrüßrerifcße ©ette pon neuem wieber bermaßen zeigt,
unb bei ißrer Ausrottung fo große Koften auflaufen, fo befehlen Alir, baß oon
ben ©ütern ber Aliebertäufer fo piel Koften zu ißrer Ausreutung unb ©traf
auflaufen, eingezogen werben, ©arüber, ob etwa oon ben ©ütern nocß etwas
übrigbleibe, was zur (Erziehung ber Kinber perwenbet werben fönnte, foll pon
Fall zu Fall berichtet werben."
Am 28. Dopember bes gleichen 3aßres würbe wieber ein fcßarfes Dlanbat
gegen bie Aliebertäufer pon Al i e n aus erlaffen.
Alir wollen alle unfere zuoor ausgegangenen Dlanbate bamit erneuert
haben. Don ©tunb an unb im Angeficßte biefes Dlanbates follen unfere Obrigfeiten
jeber in feinem ©ebiet unb in feiner Derwaltung gute Kunbfcßaft haben,
ob ficß Aliebertäufer bafelbft aufßalten; brauf foll ftracts nacß ißnen gegriffen
werben, ©ie eingefangenen finb über ißr ©un unb Dorßaben unb ißre Seßre
zu befprecßen unb ißr Defenntnis an ben Statthalter unferer oberöfterreidnfchen
Sanbe zu fenben unb oon biefem ober pon uns felbft weiterer Defcßeib zu erwarten
©ann fallt 3ßr aucß barob fein, baß ben Aliebertäufern allentßalben
bei ben ©taten, Dleßgern unb Dädern ber abgefcßnitten, ißnen folcßer
in feiner Aleife mitgeteilt unb bie, fo ißnen Deiftanb leiften, in gleicher Aleife
mitgeftraft werben, ©ie Käufer, in benen bie Aliebertäufer ißren Anterfcßlaif
haben, follen in ©emäßßeit ber früheren Dlanbate abgeriffen unb zu ewigem
©ebäcßtnis nimmermeßr aufgebaut werben, ©ollte man biefen Dianbaten
feitens ber Obrigfeiten unb Dntertßanen mcßt in ber gebüßrlicßen Aleife nacß-
fommen, fo ßat unfere oberöfterreidnf<he Degierung ben Defeßl, bemfelben
eine Anzaßl Kriegsoolf zu perorbnen unb mit gewaltiger tßätlicher Ejanblurtg
gegen bie Aliebertäufer zu perfaßren. ©iefes Kriegspolt foll fo lange an biefen
Orten bleiben, bis bie aufrüßrerifcßen D erianen ausgereutet unb ber Dorfteßer
Anrat oerßütet werbe.“ ,
3n bem Degleitfcßreiben zu biefem Dlanbat ßeißt es: „Alir befehlen <Eucß
mit ©rnft, 3ßr wollet folcße Dlanbate in ben ©ericßten unb Derwaltungen an
ben Kircßtßüren anfcßlagen unb bem gemeinen Dlann am näd)ften ©onn- ober
Feiertag, unb bann nacßfolgenb einmal im Dtonat öffentlich in ber Kircße
porlefen.“ „
©ie gleiche Derfolgung würbe aucß auf bie „lutßerifchen Ducßer aus-
gebeßnt, woraus ßeroorgeßt, baß man burchaus reinen ©ifcß macßen wollte
unb bei ber Derfolgung feineswegs politifcße ©efinnung allein traf.
©er Aliebertäuferprozeß oollzog ficß gewöhnlich in folgenber Aleife.
©s würben allentßalben D rämien für jene ausgefeßt, bie burcß geheime
ober öffentliche Anzeigen einen Aliebertäufer zu ©efängnis bringen. 3n einem
Dlanbat bes Difcßofs pon Dripen oom 10. ©ezember 1539 ßeißt es oon
biefer „©aglia": „A3er einen Dorfteßer lebenb einbringt erßält 100, wer ißn
tot einiiefert 50 ©ulben; auf einen gewöhnlichen Aliebertäufer finb 10 ©ulben
ausgefeßt. Aler einen Förderer ber Aliebertäufer anzeigt, erßält einen Anteil
an ben ©trafgelbern unb außerbem 20 ©ulben“. ©iefelbe ©aglia würbe übrigens
am 1. 3änner 1540 auch pon ber Degierung in 3nnsbrud angeorbnet.
Alurbe auf biefe Aleife ober burcß ©treifungen im ©ebirge mittels Dott-
fnecßten, zu welchem Deßufe man nächtlicher Seit namentlich bie Drücfen mit
Ketten fperrte, ein Aliebertäufer erhafcßt, würbe er oom ©ericßt zuerft gütlid;,
bann „peinlich“ befpröcßen. Alie es hierbei zuging, bezeugen bie „©efcßi<hts-
bü<her” ber Aliebertäufer“, in welcßem Alerte über bie ©efangenfcßaft eines
Dorfteßers namens ©ilg Febetfpiel unb z®ei anberer Drüber, namentlich
eines gewiffen §änfel Dmcßner bericßtet wirb. Alle brei würben zufammen
gefangen genommen, bocß wußte fid) Feberfpiel aus bem ©efängnis burch
einen ©prung auf eine Dlauer, an beren Debengelänbe er ficß ßinabließ, zu retten.