farm, wenn man ihn mit einem $at>n befährt, ijier hat er nod) ein wilbes,
ungeftümes ©epräge unb auch fein ©al ift nicht oiel weiter, als feer ©infdmitt,
feen feas Sod;waffer aus iinn heoausgeriffen bat. Slnfeers im feritten ©alftabium.
©a jerftört bas SBaffer nicht mebr, fonbern befruchtet nur. ©eine ©dmellig-
Eeit bat nacbgelaffen, behäbig unfe ruhig fließt es babin, u>ie bet 3 n n unterhalb
3 n n s b r u cf s; es muf feen härteren ©efteinen, feie es auf feinem
SSege trifft, ausweid>en unfe- Erümmt ficb baber in gabllofen SBinbungen
bureb bas weite unb fruchtbare ©al. ©er fftuß fängt an, ©dwtterbänEe abgu-
lagern, balb folgen ihnen aud; ©anbbänfe unb gang braunen, wo er in feie ©bene
übergebt, liegen auf feinen 3nfeln unb an feinen Ufern feie allerfeinften 2lb-
lagerungen, als ein fruchtbarer unb oon feem Sanbwirt hochgefd;äßter ©ddamm.
©iefe ibpllifcben Silber entfpreeben gum ©lüd feen 9Iormaloerhältniffen.
©s tann aber feie ©rofion ficb aud> in anberen formen abfpielen, feie gu ben
fcbredlicbften ©reigniffen gehören, mit öenen feie Sllpen-bem 922enfchen broben.
©ort, wo an einem Serghang weicheres ©eftein bem SBaffer gu wenig. ffliber-
ftanb leiftet, wie g. 9?. bie yhlpicbgone ber Sorberge, ober 335ergelid'icbten ober
weiche ©dnefer wie in bet S r e n n e r g e g e n b , im allgemeinen ftets
bann, w e n n l o d e r e © e f t e i n s m a ff e n a u f w a ff e r u n f e u r c h -
l ä f f i g e r © r u n b l a g e r u h e n , ift bie 92cögö<hfeit pon S a h n e n
ober, wie fie häufiger genannt werben, oon 92t u r e n gegeben. (23gl. 9lbb. 20.)
©ine 92lur ift bas ©rgießert eines ©chlammftromes in bas ©al, unter bem
©influß anbaltenben Segenwetters ober heftiger ©ewitter. 3I2uren gehören
mit gu ben ©d;reden bes f^öhns, ba fie gern bei burd> ihn oerurfachter übermäßig
rafd;er ©dgneefdimelge losbred)en. ©o oft bie gedungen oon großen
Socbroaffern in ben 9llpen berichten, bebeutet bies ftets auch ben einen ober
anberen 92t u r b r u d>, unb im Saufe ber Qahrtaufenfee mögen gahllofe
©örfer unb'Örtfcbaften burdrbiefen ©chreden ber Serge oernichtet worben
fein. 92tan hat unter ©eftein unb Sd)iammftrömen römifdje Sillen unb
93äber, iorinthifche ©äulen unb uraltes Sausgerät ausgegraben, namentlich in
ben $ a l E a l p e n , bie befonfeers reich an folgen 92lurbrüd)en finb. 93on ben
neueren ift bie' ©chredensnacht oom 17. auf ben 18. 9luguft 1891 noch oielen
in lebhafter ©rinnerung. ©a hatte fid> fpät abenbs gu S o l l m a n n in
© i r o l ein heftiger ©ewitterregen eingeftellt, ber balb in einen TOolFenbrud;
ausartete. 2tm 92titternacht rüdte auf einmal ber ©o n b e r b a d ) unter
furchtbarem ©etöfe unb ftrad;en mit einem Seer Don ©teinen an, riß Saus
um Saus nieber unb bebed'te einen ganzen ©eil bes ©orfeö mannshoch mit
©eröll. Sinnen wenigen 92tinuten fdnoemmte er sehn ©ehöfte hinweg. 92tit
folcher SBucht unb ©chnelligEeit brach bas Serfeerben über bas ©orf herein,
baß gange Familien im ©cßlaf überrafeßt, unter ©chlamm unb ©eröll begraben,
fpurlos oerfchwanben. 92tan nimmt an, baß bamals an 60 000 cbm ©teine
über bas ©orf herabgewälgt würben.
©iner ber fürd;terlid)ften ©d)uttftröme. ging am 15. Oluguft 1798 bei
9 1 i e b e r f i l l im S i n g g a u nieber. ©r foll etwa 24 000 000 cbm gu
©al gebracht haben, ©ine alte ©age behauptet oon bem Sjügel oort. O b e r -
ma i s , b ei 92t e r a n , baß barunter feie Sömerftabt 92ta j a unter einem
I Qttb. 21 9S it6ba<hoetSauung sum 6 cfjub einer Barunter ätefeeitBen fianBftrafje
SItotib öom 2Balc&entee (CBaberit)
I 9Jturbruch begraben liege. Xtnb bas ift feßr wof>l möglich, ba man folche
■ ©chlammftröme fennt, bie, wie ber im Qahre 1838 in u l fe a l e n in 9 t o r -
I we g e n 50 000 000 cbm ©rbe in bas ©al brachten, woburch fid> ein 12km I langer ©ee bilbete, ber bann burchbrach unb bas ©al auf 40 km Sänge oer-
I wiiftete.
92tan wirb fich natürlich, wenn man oon folchen ©chreden hört, fragen,
■ warum benn bie 92turbrü<he immerhin auf oereingelte Orte befchränEt finb unb
I nicht jebes Salw fo allgemein niebergehen, wie etwa bie Sawinen in ben ©agen
I ber ©«hneefchmelge? ©a Eann benn nicht oerfeßwiegen werben, baß feie 92tur-
■ gänge, ebenfo wie feie Verheerungen ber 9Bilfebäd)e, gewöhnlich eirte Slntwort
I ber 9tatur auf bie oon ben 92tenfchen begangenen fjceoel finb, gwar nicht im
■ ©inne bes alten frommen ©laubens, ber ben Säuern mit Slißfcßlag unb f^euer
I bebroht, wenn er feinem Pfarrer nicht regelmäßig ben Sehnten ablieferte, fon-
■ bern im ©inne einer 9taturreligion, bie gerabe in ben Sllpen mit erhabenem ©rnft
I gu jebem fpricht, feeffen ©inne nicht oerfchloffen unb beffen §erg nicht tot ift.
©ie ©träfe ber 9Iatur ift in ben 9llpen bann unabwenbbar, wenn fich ber
■ 92tenfch au ihrem größten Heiligtum, an bem Sergwalb, oerfünbigt. 92turen
■ finb bie notwenbige b^r unfinnigen S l b ß o l g u n g b e r Sö ä l b e r ;
K ebenfo auch 2 8 i l b b ä<h e , bie über bas 92taß bes 9tatürti<hen unb ©e-
I wohnten hinausgehen, ©ie ©rofion greift bie Serge bort am ftärtften an, wo
I bas ©eftein nadt gutage liegt, ©ie fjirnhaube unb ber ©letfchermantel finb
B ein nicht weniger trefflicher ©chuß ber Sergesfpiße, wie ber 5Balb bas spalla-
I bium ber SergesflanEe ift. 2Bas gwifchen ben beiben liegt, bie 92tatten unb