wettern, ©ie Steilheit ißres ©tanbortes oerßinbert eine genügenbe ©cßnee-
bebedung unb feijt baburcß biefe garten unb iteinen ©ewäcßfe roocßen- unb
monatelang ßinburd) bem furcßtbarften {Jrofte unb bem plötzlichen 2luf-
tauen aus. i
Sie führen alfo ein gerabegu entfeßlicßes Seben, bie armen fjelfenpflangen,
unb jeber biefer oielgeprüften Blärtprer, bie fo unentwegt unb mutig ihr hartes
©afein tragen, fottte bem 2Banberer heilig fein als Borbilb, wie man [ich in bie
gärten feines Sebens gu fcl>iden l>at.
©s ift eine gange Schar ber oerfcßiebenften, ber einfachften wie ber fd;önften
©ewäcßfe, bie biefen fteten Stampf ums ©afein wagt. ©s finb barunter naturgemäß
gahlreiche Flüchtlinge ber god;wiefen, bie auf biefe SBeife unmerEücß
in bie Felföro^getation übergehen; bie spflangen ber 2Bilbßeuplanfen unb
ber ©erötlßalben finben fich ooftgähtig aud; auf bem nadten Fels, nur gefeilt
fid> gu ihnen noch e*ne gange Beiße oon ©ewächfen, bie wir bort oergebücß
fuchen würben, unb allen ift burch bie Befonberßeit ber gebensweife auch eine
befonbere £rad;t aufgeprägt, fo baß fie auch eine befonbere 23etrad)tung baburch
oerbienen.
Ö 111 i hat auf bas gewiffenhaftefte bie spflangenbeftänbe oon Felswänben
aufgenommen, unb man wirb burch bas ©tubium eines feiner Beftanbsregifter
mit allen in Betracht tommenben ©rfcßeinungen oertraut, gn einer Felfen-
fpalte auf einem ©ebiet oon etwa 20 qm (am 28 a l e n f e e) gibt er g. B .
folgenbe ©ewächfe an: 30 Singelpflangen bes 23laugrafes (Sesleria coerulea),
oier Fnbioibuen bes oielftengeligen F in3erfrautes (Potentilla caulescens),
oier tpflangen bet Kugelblume (Globularia cordifolia), oier Fnbioibuen bes
Fettirautes (Sedum album), ein Sedum dasyphyllum, oier Sllpenaftern (Aster
alpinus), brei ©Eabiofen (Centaurea scabiosa), gwei ©pemplare bes S ä g e r -
t r a u t e s (Laserpitium siler), brei S a b E r ä u t e r (Galium), ein ©jcemplar
bes S i g u f t e r s (Ligustrum vulgare) unb gwei StöcEe bes ©rafes Bromus
erectus, ferner gwei unbelannte spflangen. @s finb alfo auf giemlicß weitem
Baum nur 62 Spflangeninbioibuen oorhanben, eine Saßl, bie oon einer aud;
nur fcßwad) befiebelten 2Biefe um ein 23ielfacßes übertroffen wirb, ©s hat
bemnach febe eingelne ‘pflange an folgern ©tanbort genügenb ©elegenheit,
fich in ihrer oollften ©igenart gu entfalten unb bies allein genügt fchon, um bie
Felfenflora für ben ifßflangenfteunb gum intereffanteften ©tubiumgegenftanb
gu machen.
©ie auffälligfte ber ©igenheiten bei ben F ehenPflangen ift wohl beren
Spolfterbilbung, für bie als llaffifcges SBeifpicl feit langem bie Blannsfcßilbarten
(Androsace) bienen (38). Sicherlich haben bereits oiele Baturfreunbe ben
Schweiger 922 a n n s f <ß i l b (Androsace helvetica) gefehen, ba er ja faft
in ben gefamten 2llpen, oon S t e i e r m a r t bis gu ben KalEoorbergen bes
© h a m o n i p reichlich gebeiht. Sie werben ihn jebocß nicht für eine Blüten-
pflange gehalten haben, wenn fie nicht gufällig feine fünfftrahligen, fchönen weißen
Blüten erblidten, bie es auf ben erften Blid oerraten, baß bie ipflange in bie
Berwanbtfd;aft ber SfJrimeln gehört, gn nicht blühenbem 3uftanb fieht ber
Blannfcßilb gum Betwechfeln einem Btoospolfter ähnlich, ba er insgefamt nur
3 bis 5 cm hoc!> 10 un^ ie*nc
eingelnen Blättchen nicht über
4 mm erreichen, ©r lebt ausfcßließ-
lich in ben ©palten bes Kaligebirges,
unb gwar mit Borliebe
auf ben freieften, unbatmhergig
bem 2Binbe ausgefeßten ©raten;
bort quellen feine g3olfterchen
über oor Sebenslraft unb troßen
woßlgemut jebem ©turm unb
Unwetter; fie entwicteln fid; gu
wahren wingigen Bäumen, bie
unter Hmftänben ein Sllter oon
50 bis 60 gahfen erreichen Eönnen.
2Boher rührt biefer mertwür-
bige sp o l ft e r w u cf> s , ber für
fehr oiele ber Felfenpflangen Eenn-
geicßnenb ift? Btan wirb in älteren
botanifcßen 2BerEen finben, baß er
eineSlnpaffung fei, bie ber gJflange
erhöhten Berbunftungsfchuß gewährt.
©ie ^3flange fauert fi<ß
StemBrecf)
QI6&. 229 (S a x ifra g a aizoon)
Original Don Sj. S)opf er*»9Rün(5en.
tugelig gufammen unb fchließt fich
burch ihre hießt gufammenfteßen-
ben Blätter oor ben austrodnenben 28inben gewiffermaßen wie unter einem
©aeße ab. Ö 111 i hat jebod) naeßgewiefen, baß es aller 2Baßrfcßeinli(ßfeit
naeß ber 2Binb ift, ber ben «polfterwucßs bebingt. ©r fchließt bies baraus, baß
fieß ‘• p o l f t e r p f l a n g e n ausnahmslos nur an ben ftart winbgepeitf<ßten
Felfen finben, unb gwar ftets nur an folcßen ©teilen; allerbings foll bamit nießt
geleugnet werben, baß ber ^olfterwucßs aueß ©<ßuß gegen bas Bustrodnen
gewährt, ©ang fießer nüßt er gegen bas „Scßleifgebläfe“, bas aueß ber
Sourift nur gu oft gu toften beEommt, wenn er in heftigem ©turm ein ©cßneefelb
überfeßreitet. ©ie feinen unb harten ©isEriftalle werben ißm ba oom 2Binb mit
foteßer Kraft entgegengeblafen, baß bie g au t balb feßmergt, als ob fie oerwunbet
wäre. 2Benn ber ©turm ftunbenlang biefe Kriftalle gegen eine spftange
fcßleubert, muß er fie fo abfd;teifen, gewiffermaßen bureß bas ©cßleifpuloer
rafieren, bas feßon babureß allein ben ©ewäcßfen ber bießt gufammengeEauerte
Spolfterwucßs aufgebrängt wirb.
©ie ‘pflange, an ber jeber Sllpenbefucßer ben ^olfterwucßs ftubieren Eann,
ift übrigens nicß’t ber feltene Btannsfcßilb, fonbern bas gang gemeine ftengellofe
S e i m E r a u t (Silene acaulis), bas oon ben 28eiben bis gu ben ßöchften ©raten
oft fußgroße, mit Blüten überaus reich befeßte entgüdenbe Spolfter bilbet, beren
Blätter im gerbft fid; präeßtig braungelb färben unb bann auf ber weißen KatE-
unterldge, bie fieß bas ipflängcßen am liebften gur Befiebelung ausfudd, noeß
einmal gum ©eßmud ber Berge beitragen.