QI6& 158 QtDcrgtDac^oI&er (Juniperus nana) in 5 en 5Öa^erii(i)en ^ a lfa lp e n
Original
©Sieber anberen Sinken [ctjafft ben ©ewofmern ber gentralalpen bie
© r ü n e r 1 e. Sic i)at eine fein eigentümliche ©igenfdjaft, bie ber Sanbwirt
bes flad>en Sanbes bei Klee unb Supine fcfwn längft fd)äi;en gelernt hot. Sie
perbünbet fid; mit ftidftofffammelnben ©afterien unb bewirft baburef) eine
© o b e n p e r b e f f e r u n g : fie reichert bie ©rbe mit ben unentbehrlichen
©itraten an unb fo fommt es, baf; ber ©auer auf ber Slip in einen ©oben,
aus bem er fie ausrottete, unmittelbar Kartoffeln pflanzen iann. 3 i>re ©olle
in ber Saroinenfrage ift fehr jmeifelhaft. 2Iud; fie ift fo elaftifch, baß Satoinen
ohne Schaben über fie hintoeggehen iönnen: boch fie hält fie nicht auf, fonbern
begünftigt fogar ihr ©breiten. ¡Deshalb imt man in manchen fchroeijer £anb-
fchaften bem Senner jum ©ebot gemacht, bie Sllpenerle bis auf turje Stummel
toegjuhauen.
Über bie Königin bes 2tlpenflors I>at ber praitifche ©otanifer ebenfalls
nicht oiel ©utes 3U berichten. 3 n einem gewiffen Sinne muf; er fogar bem Senner
©echt geben, ber fie als fchlimmes ltnfraut oerabfd;eut, benn tatfächlid; liegen
211 p e n r o f e unb ©Seibepief) in fteter Jehbe. ©ar manchmal horrt ber Siegen-
hirte oergeblich auf biefes ober jenes junge ©ocflein unb toenn er es na cf Dielen
Sagen am 2llprofenhang tot toieberfinbet, fo weif; er, baf; bas unerfahrene
junge Sier an ihnen genafcf>t l;at unb burch ihr ©ift ben ©ob fanb. ©ie 2llpen-
rofen enthalten nämlich in ben ©lättern unb ben ©lüten brei narlotifch erregenbe
©Ipfofibe, bas © n b r o m e b o t o p i n , bas © h o b o b e n b r i n unb bas
© r i c o l i n , oon benen namentlich bas erfte fwehsrobig giftig ift, weshalb
allein ber ©orfidüige fd;on bas überflüffige fpflücfen oon 2llpenrofen unterläßt,
©lertwürbigerweife ift auch ber ijonig ber 2llpenrofen giftig unb fcf>on aus biefem
©runbe wäre eine fonft lohnenbe ©ienenjud)t ber Senner ausgefdjloffen.
2luf biefem Umwege hat fogar bie ©Seltgefcfnchte eine ©ejiehung ju unferem
ftoljen ©ergfinb erlangt, benn bie jehntaufenb ©riechen bes ©enoptwn gingen
jum Seil burch ben ©enuf; oon £>onig jugrunbe unb man nimmt an, baf; bies
ben an ben Ufern bes ^ o n tu s ©upinus maffenhaft wachfenben ©hobobenbron-
arten jujufchreiben fei.
©tan iann es alfo bem Sennen nicht einmal all;u übel nehmen, wenn ihm
bie 2llpenrofe gerabe gut genug baju ift, fein ffeuer ju unterhalten, benn fie
überjieht ihm auf ftunbenweiten Streifen bie fonft nutzbare ©Seibe, fie per-
fd;lechtert ben ©oben unb oerwanbelt ben frud;tbaren §umus in eine fauere
©taffe, auf ber fogar bann nichts wächft, wenn man fie, wie bas in ber Sdjweij
oft gefchieht, fpftematifch ausreutet, ©iefe letjtere ©igenfd;aft f<f>eint bamit im
Sufammenhang ;u fein, baf; bie 2llpenrofe eigentlich eine 22t o o r p f l a n j e
ift. S ie perbinbet fid> mit ben im ©ohfnmrus maffenhaft lebenben © o b e n -
p i 13 e n , bie nicht nur ihre feinften 2Bur3eloer3weigungen überfpinnen,
fonbern fogar in ihr Qnneres einbringen. S ie leben ba pollfommen unbehelligt,
unb spilg unb 2llpenrofe gehen eine im höchften ©rabe merfwürbige Sebens-
gemeinfehaft, eine © f l a n j e n e h e ( S ymb i o s e ) ein, pon ber offenbar
bie grüne ©flanje ben ©orteil hot, baf; ihr bie Spil3fäben ©Saffer, ©ähr-
fal^e unb jerfet;te, ftidftoffhaltige i^umusfubftanjen liefern. ©Sie in fo mancher
©fw fcheint jebod; auch bei biefer in ber perfd>wiegenen ©ergesfwhe ein tragifcher
Konflift nicht 3U fehlen: wenigftens behaupten manche ^flanjenforfcher, baf;
bie 2llpenrofe ab unb 3U ihren ©t^gaft bei lebenbigem Seibe perbaut.
©ie 2llpenrofe ift nicht nur in biefer, fonbern noch in oielen anberen ©e-
3iehungen eine höchft merfwürbige ©flanje, bie eingehenbe 2lufmer!famfeit
perbient. Schon ber ©au ihrer ©lätter enthält fehr finnreiche 2tnpaffungen an
ihre Sebensweife. ©ie 2llpenrofe ift bei ihrer exponierten Sage ber fteten ©efaf>r
ber ©ertrodnung burch ben ©Sinb ausgefet;t. Sie fd;üt;t fid> bagegen, inbem
fie ihre ©lätter leberartig geftaltet hat, aufjerbem burch bte fehr hübfd) geformten
wütigen Scf)üppcl)en an ber llnterfeite bes ©lattes, burch u>eld;e bie roftblätterige
gorm an jener Stelle ihre fenn3eidmenbe Färbung erhält, ©iefe 2lnpaffungen
finb jebod) ieine S p e3ialität ber 2llpenrofen allein, fie finben fich bei faft allen
©ewächfen ber ©ergesregion: ber gwergwadjolber überjieht feine ©abein
mit ©Sachs, §eibel- unb ^Preiselbeeren geftalten fie ähnlich berb wie bie 2llpen-
rofe, bie Scfmeeheibe rollt fie ein unb alle bie genannten erhalten fie immer grün,
womit fich auch ber ©orteil perbinbet, baf fie bei ber fu q anbauernben ©ege-
tations3eit alle günftigen ©löglichfeiten fofort berlügen fönnen. ©ur bie ©Ipen-
erle macht eine 2lusnai>me pon biefer ©egel: ihre fahlen, bünnen ©lätter finb
gegen bas ©ertrodnen nicht gefchüt;t, fie würben im ©Sinter bie 'pflanje in ftete
©efabr bringen. Sie fann es alfo nicht wagen, fie um biefe Seit 3U behalten unb
ift ber emsige Strauch ber ©ergoegetation, ber jebes 3of)c fein Saub wechfelt.
§ochintereffant geftaltet fid; auch bos ©lütenleben bes ©Imenraufd). ©or
bem ©ufblühen finb bie ©lumen burch ausnef>menb fräftige braune Knofpen