©ort, mo f ich bie Stimme mehrfad; oertnoten, mirb bie ©rofion gemiff am
menigften eingreifen Eönnen. ©arum ftellt jeber grofje ©ebirgsftocE auf bet
SanbEarte einen mehrfach oerzmeigten S tern bar, unb bie i)öd)ften ©ipfel finb
immer ba aufgefetjt, tr>o fid> mehrere feiner Strahlen ireujen. Sin gerabeju Elaf-
fifdjes 23eifpiel bafür ift ber M o n t e 39of a - St ocE in ben 2öeftalpen unb
bie O e h:t a l e r g r u p p e in ben öftlichen.
S o erflärt fich benn bas Jo liehe Slntlifc ber 93erge, rote faft a lle s 'S e -
beutenbe unb ©rof^e in ber 2Belt aus ben Eleinften unb unfcheinbarften llr-
fachen. Sotoohl bie ernften toie auch bie lieblichen unb heiteren Süge ber Sal-
bilber finb burch bie ©rofion g e ra ffe n roorben, benn b i e m e i ft e n S ä l e r
f i n b o om 253 af f er a u s g e n a g t . 253of>l ift auch bie Struftur bes ©e-
birges oon ©influfj auf ihre ©eftaltung getoefen, unb bie 2tuffaltung unb 95er-
roerfung ber ©efteinsfchichten hat fogar im ganzen großen ben ‘J ta n bes ©e-
birges gezeichnet. 2lber auch tu biefen t e E t o n i f c h e n S ä l e t n (z. 93.
im 3 n n t a l) toar es erft bas 253afjer, bas ihnen bie eigentliche ©eftalt unb
ben ©haraEter oerlieh, ©ie oielen Samen, mit benen mir Säler nennen, ob mir
jetft oon einem S t u f e n t a l ober einer 'S a l e n g e ,• einer S a l e b e n e
ober einer K l a u f e fprechen, ob mir bas Sal als S <h l u d> t ober S o b e l ,
als S ch l u n b ober © r a b e n , als © r u n b ober S l a m m bejei^men,
als R a t ober M a n n e , als Mu l b e ober K e f f e i , ftets Eennzeicfmen
mir bamit eine beftimmte 2lrbeitsleiftung bes 253affers, bas fich biefe formen
gefcfjaffen tmt (1J).
©in aufmerffamer Sefd>auer bes alpinen 9leliefs mirb halb erfennen, baß
bie michtigften Säler in ben 25)eftalpen ber Quere nach oerlaufen. 3<h erinnere
hier nur an bas Sal ber © u r a n ? e , ber 3 f e r e , ber 21 a t e unb 91 e u %,
ber 91 h 6 rt e , bes 91 h e i n s (teilmeife) unb jum Seil bes 3 n n 8 , fomeit
er im ©ngabin oerläuft, bes S e f f i n s unb ber S o c c i a , mie ber © o r a
2 3 a l t e a , bie zufammen bie 28eftalpen in lauter mohlgeglieberte ©ruppen
teilen unb il;nen baburch ihr ungemein mannigfaltiges 2lusfehen oerleihen.
2lnbers in ben Oftalpen. 21 ur i a oe unb © t f ch burchbricht fie in einem
beträchtlicheren Seil feines Saufes ber Quere nach. Sonft oerlaufen alle großen
Stromtäler, fei es bas bes unteren 3 n n 8 ober ber S a l z a d>, ber © n n s ,
ber 321 u r , ber © r a u unb S a o e oon 2Beft nach Oft ber Sänge nach.
Sie fdmben bie Oftalpen in bie langen Ketten, bie hier oft genug nicht nur
©igenart unb £anbfd>aftscharaEter, fonbern fogar SölEer unb 9laffen f^eiben.
©er ©eograph unb ©rbforfcher hat fich biefe ©rfcheinung fo zurecht gelegt,
baj$ er bie Sängstäler für ein älteres ©ebirge lennjeidjnenb hält, inbem nämlid;
in ben O ft a l p e n e i n o i e l ä l t e r e s Q u e r t a l f p f t e m o o n ber
g e i t b e r e i t s o e rmi f c h t mü r b e . @s gab auch ba früher mehrfach
Quertaloerbinbungen, bie oon ben <3entralalpen burch bas Kaligebiet an ben
99anb führten unb oon benen heute noch Spuren oorf>anben finb, fo namentlich
bie eine grofoe Mulbe, bie über ben SEOalchenfee, Mi t t e n r o a l ö
unb S ch a r n i h nach 3 n n s b r u cE führt unb nun neueftens jum Seil
oon einer Salm benutzt mirb, ober aud> bas Sal ber S r a u n in Ob e r -
ö ft e r r e i ch. ©iefe Quertäler finb jutn großen Seil bei ber in ben Oftalpen
gj66 24 Qtuf bem Sßege 511m gernpaß. (3Hotiö Oon g3artenfircf)en mit gBetterftein)
9tadj bem Qiquarett oon QU. 3 . Q S a g c n b a u c r in ber # g l. ©rajj&iföen Sammlung in Qltüw&en
fpäter einfefzenben neuen §ebung zu sp ä f f e n gemorben, unb menn man
heute über S e e f e l b bas 3 n n t a l geminnt ober auf ber uralten S tra fe
über ben J e r n p a h , menn bas 2lutomobil ohne SdjmierigEeit oom 21 ch e n -
fee nach S e g e r n f e e gelangen fann unb ber große fjrembenftrom oon
S e i l am S e e über ben K n i e - unb S t e i n p af$ nach 99e i cf> e n -
h a l l , fo ziehen biefe 253ege immer entlang ben uralten ©ntmäfferungslinien,
bie einft bie michtigften Säler ber 2llpen barftellten.
©as alles erzählte uns ber glihernbe 23erg. Mit ber ©ntftefmng eines
feinen 253afferriffes begann er feine Mär, unb mit grojjen ©infichten in ben oer-
borgenen 23au bes ©ebirges fchliefjt bas, mas er uns zu Jagen hat. ©r perriet uns,
baf; bas 28affer ber fjeinb ber Serge fei. 2lber mir miffen auch, baß es zugleich
ber jjreunb ber 9Iienfchen ift. @s ift fein milliger treuer 2lrbeiter, ber ihm bie
2llpenmelt mohnlich macht, ber fie ihm fcf>mü<ft mit taufenb ©eftatten, mit reicher,
grüner ©eEoration, mit ben abroechflungsreicbften Silbern, unb ber fie fd;lteß-
lich einft zu einem freunbüchen Mittelgebirge ummanbeln mirb, in einen ©arten
ber Sehagüchieit unb Schönheit, in bem bie ffiaffer nach fo oiel getaner 2lrbeit
enblid) immer mehr ruben tönnen.