es ju>ar noch geftatten, eine einmal erreichte E)öf>e feftjufjalten. Sonft ftef)t bas
Söort 3 f i g m o n 5 9 s feft, baß feiner ein guter, füi>rertofer Sourift mehr
merbe, bet fiel) bem Bergfteigen erft im britten ¿gafjrjeljnt feines Sebens zu-
menbet, unb fie ift ein richtiges Spmbol, bie ©ipfeleintragung auf einem ffels
ber fo 5al>men B e n e b i f t e n m a n b , bie befagt: „SlUt 70 3ai>ren f)ier
oben gemefen.“
Die olpmpifdjen ©piele fjaben uns fogar bas entmutigenbe Ergebnis
geliefert, baß bie Slbnahme ber förperlicfjen Seiftungen fogar fd>on mit bem
30. £ebensjaf)t beginne, benn feiner ber Sieger hat es Ü b e rtritte n unb bie
meiften oon ißnen nicht einmal bas 25. Sebensjaßr.
Dies toäre für ben Sllpiniften nieberfchmetternb, menn fein S port aus-
fcf>lie^Iicf> auf förperlid>er Kraft beruhte. über feine fd>önften Siege erringt
er bei fonft normaler Körperoerfaffung buref) geiftige ©igenfeßaften, bie ihre
oolle (Entfaltung erft im Süannesalter, jtoifcfien 30 unb 45 erreichen. ©rft bann
ift bas O r i e n t i e r u n g s t a l e n t , ofme bas noch feine „große £our"
oollbracf)t mürbe, richtig entioicfelt, bie unentbehrlid;e „Scfmeib“ butd) jene
93ebäd>tig£eit gebügelt, bie faft allen flaffifcfien Borbitbern ber Sltpiniftif ju eigen
mar. (Erft bann haben SOille unb ©harafter ben fjärtegrab erreicht, ber jum
§öd>ften befähigt — alles (Eigenfcfaften, ohne bie ber §od;tourift niemals
befielen fann.
3 u biefen in ber alpinen Literatur oielerörterten B o r b e b i n g u n g e n
b e s B e r g ft e i g e n s gefellen fiel) noch einige, bie man gem ö jmlt vergißt,
ob jmar fie meiner 2lnfid>t nach nicht meniger mistig finb, als bie oorfiin
ermähnten.
Stuf eine oon if>nen fpielt bereits <j 3 u r t f d ) e l l e r i n feinen Stuffäßen (86)
an, unb genauer präjifiett finbet fie fiel) in bem ganz ausgezeichneten Büchlein
oon 5 . 2X i e b e r l über bas „Klettern im Fels“ (87), bas id) märmftens allen
benen empfehlen möchte, bie fid> nach einer alpinen Saufbahn fehnen. 31 i e b e r l
nennt fie mit Stecht einen „fed>ften S in n “, ben man fiel) nur im Umgang mit
ausgezeichneten Steigern unb burch lange Übung anfehaffen fann. 93ei ber
Ourcßfletterung einer oermidelten 1500 m h°hen SOanb treten eine folche
Unzahl mehr ober meniger charafteriftifcf>er Stellen bem Steiger entgegen,
baß er ganz gemifj an irgenbeinem ztoeifeihaften fü n fte irre geht unb bann auf
fein „ F e i n g e f ü h l f ü r b a s © e l ä n b e “ angemiefen ift, bas ihn
inftinftio bas Nichtige treffen lägt, „©erabe biefe ©igenfehaft,“ fagt unfer
©emährsmann ganz richtig, „fehlt fo ziemlich allen jugenbtichen Draufgängern,
©anz natürlich. O r i e n t i e r u n g s o e r m ö g e n unb Or t s g e b ä c f > t -
n i s finb nämlich etmas fchmieriger unb langmieriger zu erlernen als Klimmzug
unb Stucfftemme“. SOozu ich uod> fügen möchte, bafz es fieß meiner Slnficht
unb (Erfahrung nach hiebet nicht nur allein um Orientierungsoermögen, fonbern
im gegebenen Süoment gerabezu um eine „innere Stimme“ hanbelt, bie rät,
bas Siechte zu tun unb bas ^alfdjc zu meiben — fo mie im praftifchen Seben
unb im Berfehr mit SKenfchen auch.
Xlnb zuleßt halte ich zur Befähigung für ben mirflichen Souriften auch
ein mohlgerüttelt Sitaß oon S l a t u r b i l b u n g für notmenbig, nicht reines
Büd>ermiffen allein, fonbern
an ber Statur felbft
geübte unb erprobte
Kenntniffe über ben Bau
bes ©ebirges, bie Statur
bes ©efteins, bie Slrt ber
Begetations - Befieblung,
bie ©efeße ber Klimatologie,
furz aUes bas,
mas ich i>ier in oolfs-
tümlichem Stbriß zu bieten
mich bemüht habe unb
jeßt als eigentlichen 8 mec£
biefes Buches eingeftehen
fann. Sft einmal folche
Slaturbilbung meiter oerbreitet,
bann mirb man
in ber alpinen Literatur
nicht mehr (Erzählungen
finben, monach einer auf
bas Itnangenehmfte über-
rafeßt mar, als er beim
Slusgang eines Kares an
einen mächtigen unb ihm
gerabezu unerflärlichen
Steilabhang gelangte.
Sille biefe @igenfd;aften
finb mehr ober minber
ausgeprägt bei ben F ü h r
e r n ba, unb auf ihnen
beruht ber Stufen unb bie
Überlegenheit ber Führer
über bie große SJtehrzahl,
namentlich ber auslän-
bifchen Souriften. @s ift
ganz natürlich, baß ber
® i e ©efagren Bc§ Qllpiniämuä III
oon ben ©ebirgen fernab
95tattenlletterei im Siialfgefeitge
lebenbe (Englänber ober
Franzofe niemals ofme Führer eine Bergbefteigung unternimmt, meshalb in
© f> a m o n ip ober 8 e r m a 11 eine Führerfolonne oon 200 bis 250 SZtann
ihr gutes Slusfommen finbet. ©s ift ebenfo natürlich, baß zu Beginn ber
©rfchließung ber Sllpen oiel mehr mit Führern gegangen mürbe als jeßt, unb baß
bie 8 af)l ber Führer, menigftens in ben Oftalpen, oon gaßr zu Bahr z- 93. oom
Saßre 1910 mit über 1500 Führern binnen einem gaßr auf 1400 Führer zurücf-
ging. ©s mußte eben erft langfam jene ©arbe oon in ben Bergen heimifd;en