oerftanb unb 3 eicf>en einer ungewöhnlichen 3 ntelligenj gab. ®r erzählt oon
ihm: „Hatte er ©iebereien begangen, Rapiere am Schreibtifcl; zerriffen unb
war bafür gezüchtigt worben, fo machte er fich in bie SBeite ober oertroch fid;
unter bas ©ach unö hunSerte hier tagelang, ©in foldjes Unwetter merfte aber ber
Schelm fd)on im ooraus; er entnahm es ben Mienen, ob man nach bem Stödd;en
fuche. Konnte er bann nid>t fchnell genug enteilen, oerfud;te er burch Schmeicheleien
ber Sache eine gute SBenbung zu geben unb oerfing auch bies nicht, fo
legte er fich augenblidlid) auf ben Stiiden unb parierte ben ihm zugebad)ten
Hieb mit Klaue unb Schnabel. Stad) einer folgen ©pefution pflegte er fich m
fein 93erfted zu begeben, allemal aber brachte er bei feiner Stüdfehr irgenbwas
Zur 93erföhnung mit, ein ©elbftüd ober fonft etwas, bas er entwenbet unb in
feinem Sd)lupfwinfel aufbewahrt hotte.
Sille Tiere, felbft bie Hunbe, griff er an unb lächerlich zog er bie Hüfmer
am Schwänze zurüd, wenn fie bas Futter aufpicfen wollten, beoor er fatt war.
Fn befonberer Freunbfd;aft ftanb er zu bem Housßunb; er fing ihm bie Flöhe,
bellte mit ihm bie F remben an, oerfolgte bie 23ettler unb zerrte fie am Stod.
Liftig ftellte er fich ihnen zur Seite, unb wenn fie etwa bas ihnen zugeworfene
S tü d ©elb ober SBrot nicht behenbe genug auffingen, hotte er es ihnen fd;on
weggefchnappt unb flog bamit fort. Sein Slachtlager wollte er burchous auf
einem SSalfen im SOofmhaufe hoben. Hotte man ihn abfichtlid) einmal aus-
gefchloffen, fo wußte er mit Slnflopfen einen ber 93efannten fo lange nachzuahmen,
bis man zuleßt auftat.
®r öffnete jebes Schloß, an bem ber ©chlüffel ftedte, bie ©edel bes 93rot-
troges unb ber Tabafsbofen; ben Funb legte er bann woßlgeorbnet auf einer
93aní aus, wie ein feilbietenber Krämer. ®r hotte fich allmählich fo fäuberlid>
gewöhnt, baß er nirgenbs anbers hinmiftete, als bort, wo auch ber O rt bazu
war. SBie ein Slffe tat er uns alles nach, trän! heißen Kaffee, blätterte in ben
23üd)ern, probierte ben ©cßnupftabaf unb niefte jemanb, fo gab er fein „S a lu s“
mit brein."
©iefer Slffe unter ben 93ögeln oerfößnt fo burch feme natürliche Klugheit
unb fein reizenbes Temperament mit ben Schattenfeiten feines SBefens, zu
benen auch bie in höchftem ©rabe merfwürbige ©igenfchaft gehört, zu zünbeln.
Feber, ber fie noch beobachtete, erzählt oon ihrem feltfamen ©elüft für bas
Feuer, unb bie Silpler oerbächtigen fie benn auch allgemein, manche Feuersbrunft
oerfdmlbet zu hoben. Man berichtet, baß zatmie 23ergbol>len fogar aus
ber Lampe ben brennenben ©ocßt gezogen hotten; fie oerfdüuden auch, on-
geblich ohne Schaben, glimmenbe Kolüenftüdchen, bie fie aus bem Feuer fteiüen.
T f cj> u b i erzählt oon einer Sdmeefrähe, baß fie befonbere Fteube baran batte,
Stauch ouffteigen zu feßen; „fo oft fie ein Kofüenbeden bemerfte, fuchte fie Rapier,
Lumpen unb Späne, warf fie hinein, ftellte fich baoor unb fat> aufmertfam ben
fich entwidelnben SOölfcßen zu.“
©ine zweite ©igentümlichfeit biefes 93ogels fowie aller Stabenarten ift ihr
Hang zum ©iebftatü glänzenber ©egenftänbe. Hierauf bezieht fich nicht nur
bas altrömifche Sprichwort: ®r ift biebifcher als eine ©ohte, fonbern auch mand;e
ber beutfchen Sagen, oon benen jene oon Merfeburg oielleicht bie berüt)mtefte
ift. ©ie ©ohlen tragen in ihrem Stefte nicht nur ©elbftüde unb Schmudfachen
Zufammen, fonbern man fanb barin fogar fo fonberbare ©egenftänbe, wie
wollene Strümpfe, Tafchentücf>er, Manfchetten ober Kinbermüßchen. Man
hat zur ©rilärung biefer ©igenfchaft bie Hppothefe aufgeftellt, baß fie hierbei in
ihrem Fnftinlt getäufcht werben, inbem fie bie glänzenben ©egenftänbe für
große Fnfetten holten, was infofern eine ©tüße finbet, als befanntUd) bie
Staben Topffd>erben mit berfelben 23egieröe oerfchlingen wie ben wertoollften
©egenftanb.
©a wir mit biefen Tieren nun ohnebies in bie furiofe goologie geraten
finb, fo möge hier gleich bas angefügt werben, was fid? oon ber merfwürbigen
Sippfchaft ber Käuze in ben Silpen erzählen läßt, ©as Hochgebirge befißt eine
Ziemliche Slnzahl ©ulen, bie ber ohnebies fo lebhaften «Phantafie ber Silpler
nicht wenig Stauung geben burch bie 2lbenteuerlid>ieit ihres Sßotmortes, Slus-
fehens, ihrer Lebensweife unb oor allem burch bie llnheimlichfeit ihrer Stufe,
wenn fie balb jauchzenb unb Ireifchenb, balb bumpf unb gezogen ihr neroen-
erfchütternbes Xtua burch öie fchweigenben SBälber unb Schluchten rufen. Kein
SBunber, baß ber Xtl)u bieferßalb 30 Stamen erhalten hot, was immer ein 3eicf>en
beffen ift, baß bas 93olt ein folch oielnamiges Tier mit größter Slufmerffamfeit
beobachtet.
©ie berühmteften aller alpinen 93ögel finb jeboch bie eigentlichen Stäuber
unter ihnen. Slls häufigfter Stauboogel wirb allgemein ber Sdmffer angegeben,
welchen bie ©elehrtenfprache als T u r m f a l £ e n (Falco tinnunculus) tennt.
©r ift aber fein fteter 33ewoimer bes ©ebirges, fonbern ftreid>t im Söinter in ber
©bene umher, liebt überhaupt bie SZoralpen, in benen er ber gefürchtete Herr
unb ©ebieter ber Mäufe, ©rillen unb Heufchreden, aber auch ber 2Bad)teln unb
S ta re ift. Mit ihm teilt fich m ber Stegierung ber gemein befannte M ä u f e -
b u f f a r b (Buteo vulgaris), ber manche Kämpfe mit ben Krähen beftelü, fi<h
aber als nüßlicher 93unbesgenoffe bes Menfcßen erweift, ba z- 93. ber Ornithologe
93lafius einmal in einem erlegten Mäufebuffarb nicht weniger als 31 Felbmäufe
im Magen gefunben hot. ©in anberes Mal enthielt ein folcfces Tier 7 93linb-
f<hlei<hen unb 15 Maulwurfsgrillen. ®s finbet jeboch bie ‘■phontafie an bem
trägen unb plumpen Tier feine 93efriebigung unb barum gebenft fie auch nicht
ber 93uffarbe, fonbern ber Steinabier unb Lämmergeier in ben Tönen ber
höchften Slnerfennung.
©s wiberfährt ihr nur infofern ein Mißgefct>id, als bie meiften ber S<hred-
erzählungen, bie oom Lämmergeier als bem König bes ©ebirges berichtet
werben, fich nicht auf biefen, fonbern auf ben häufigeren unb Heineren Steinabier
beziehen, ©iefer bleibt troßbem meßr als anfetmlid) genug, ba er mit
ausgefpannten Flügeln über 21/2 m flaftert unb auch etwa gegen 1 m lang
wirb. ®r ift ein fcßones Tier fürwahr; wenn er aud; oon ber Farne einförmig
fd;warz erfcheint, zeigt er öo<h in ber Stäije befehen, mit feinem bunfelnuß-
braunen ©efieber, bas am Staden unb Hmterhals in ein gelbes Sloftbraun
übergeht, mit bem weißen unb fcßwarz gebänberten Scßwanze bod; eine ganze
Fülle oon Forbennuancen, bie bem einfärbigeren Lämmergeier abgehen.
Übrigens wed;felt biefe Färbung mit bem Sllter unb ift bei ganz alten Tieren,