QIB6. 135 Qlrüe im Hochgebirge
Qiadj einem Original bet ©eutfc&en Qityengeitung
wenn biefem Son beigemengt ¡ft. ©ie gibt aud) Sluftlärung barüber, warum
bie 28älber, bie giora ber Bentraialpen überhaupt bebeutenb üppiger, in manchen
93ejiei>ungen mannigfaltiger ift, als jene ber Kaltalpen, ©ies ift einfad; eine
28afferfrage; bas Itrgeftein ift bebeutenb feuchter als ber Kalt, burd; beffen
Sporen bas Sßaffer bis 311m lebten Sropfen burd;fictert. ©ementfpredjenb finben
wir aud) in ben pöperen Legionen eine oerfdgiebene 23efiebelung ber Reifen, im
allgemeinen einen fo großen Hnterfd)ieb jwifd)en ben Kalt- unb Bentraialpen,
baf) bie 23otanit ijierfür feit ben Hnterfud;ungen bes Ki^bül;ler 2trjtes ©r.
<5. 11 n g e r (aus bem übrigens fpäter ein berühmter ißienet Xtnioerfitäts-
profeffor unb 23otaniter würbe), bie Slusbrücte K i e f e l - unb K a 11 f l 0 r a
prägten.
. 2lls K a l t p f l a n a e n gelten aum 23eifpiel alle © n 3 i a n e; in
93apern unb ©alaburg aud) bie £ ä r d> e , bie in ben angrenaenben tiroler
te ile n wieber nur bas Hrgebirge auffucl)t. Sin trjpifd;es Kaltgewädjs ift aud;
bie £ a t f d) e , bie in ben Bentraialpen oon ber ftraud>förmigen © 1 1 e oertreten
wirb; als Kaltpflanae gilt aud) bas © b e l w e i jj unb bie behaarte fform ber
211 p e ri r 0 f e , wät>renb bie ed>te ¿form, bie ipre 23lätter an ber Unterfeite
roftbraun färbt, eine tiefelf>olbe spflanae ift. 2llle biefe llnterfd;eiburtgen i>aben
jebod) an SBert oerloren, feitbem man flar ertannt l>at, baf) bas eigentlich 2lus-
fcf>laggebenbe hierbei benn bod) ber 2Baffetgei>alt bes 93obens ift (5).
©erabe bie Statur in ben 2llpen f>at bem 22lenfd;en geaeigt, auf welche
Brrwege ooraeitige23erallgemeinerungen locten, unb bag bie Qtaturerfcbeinungen
fef)r feiten nur eine llrfadje l>aben, fonbern faft ftets ein ©ewebe ber oerfdneben-
ffen 23ebingungen barftellen, in benen bie ©egenwart fogar nod> mit aeitlid)
weit aurüdliegenben Urfad)en aufammenwirtt. Stamentlid; ber 2llpenwalb
liefert bie fdwnften 23eweife hierfür. 28er l>ätte 3. 23. gebad;t, baf; jene längft
oertlungenen sperioben ber ©rbgefd>id;te, in benen gerben oon ©lefanten unb
2tasl)örncrn bie 28albtäler burd;aogen unb langaottige Sllammute bie bürftigen
22loofe unb giedjten auf ben 22toränen ber fid; bis ins 23orlanb erftreefenben
©letfdjer abweibeten, if>re ©puren nod> fid>tbar im 23ergwalbe l)interlaffen haben.
2ln ben öftlicf>en 2lbl)ängen ber 2llpen, genauer gefagt, oon bem ©>örfd)en
K a l f s b u r g bei Söien bis in bas We l l e n t a l awifdjert 2t a p unb
©c f ) n e e b e r g lebt ein 28albbaum, ber ben Sllpen eine gana anbere
sphpfiognomie aufprägen würbe, wäre er nicht auf jenen öfttiepen Stanb be-
fd>räntt. ©>as ift bie © cf) w a r 3 f ö h r e. gm einaelnen fd>ön geftaltet
unb tnorrig wie eine spinie, ift ber ©d;waratieferwalb im ganaen bod) oon
traurigfter ©intönigteit; lechaenb unb peifj ftei>t er an ben Kaltbängen um
921 ö b l i n g ober im £> e l e n e n t a l , tein tiiblenbes 28albesbuntel erquiett ben
SBanberer, ben ber oon ferne fo fdjwara unb fd>wer fd)immernbe Kiefernwalb an-
geaogen i)at. Srodenfter ©raswuefs, bürrer ©infter, tümmerlid;e 20ad;folber,
manchmal ber eine ober anbere £aubbufd;; auf fo wenig SPflanaen befd;räntt
fid) bie ganae 2lbwed)felung bei einer 28 an b erring im ©d;waraföbrenwalb, ber
nid;t weniger ¡onnenburd)glüf;t ift, wie bie fd;attenlofen Sßälber 2teuf)ollanbs.
2ßol)er flammt biefer mertwürbige 23aum unb warum pat er in ben übrigen
2llpen teine 23erbreitung gefunben? @r ftef>t eben auf bem fid) abwärts neigenben
Seile bes £ebensrabes; er gehört au ben ausfterbenben ©ewäd;fen, au jenen, bie
ü;ren S)5t)epunEt fdjon überfd)ritten l;aben unb nur mehr nadjlebenbe Beugen
längft oergangener Seiten finb. ©s ift waf)rfd>einlid>, baf) bie ©d;waratiefer in
ber Sertiäraeit oiel größere ©trecten befiebelte, aber burd) bie 23ergletfd;erung
ber ©isaeit bis an ben Stanb ber 2llpen aurüdgebrängt würbe. ©>er 2Biener 2Balb
war niemals oergletfd)ert, barum tonnte fie fid; an feinen öftlid>en 2lbl;ängen