©irtuofität bes ©eißbuben, nämlich bic im ©teinewerfen, welche ©pracße
bie ftörrifchen ©öde ftets oerftehen. grüh nachmittags fammelt ber § irt fo
feine fjerbe unb sieht mit ihr wieber su Sal, wo er mit Einbruch ber ©unkell>eit
eintrifft. ®s ift bie ©egel, baß er in ben fünf Sommermonaten auf biefe Meife
täglich ©ergtouren oon 9 bis 10 ©tunben ©auer unternimmt.
©ehaglicher hat er es fct)on als §irtc ber 211 p s i e 9 e n >' ^enn
Sieht bie S)zrbe im Sens auf bie 2llm unb lehrt erft im Sferbfte wieber. ©ie Stegen
finb I>!cri>ei fo llug, baß fie fid> in ber ffiitte felbft jeben 2lbenb sum Melken
einftellen, wenn fie auch ben gansen Sag fid; felbft überlaffen bleiben, ©as
gbpll ber buiolifchen ©ichtung: ber träumerifd; am ©erghang faulensenbe
giegenhirt fehlt baher auch ben 2llpen nid;t; wer ihn aber barob einen Müßiggänger
fdjelten wollte, oergißt barauf, baß er immer wieber febe 2Boche einmal
ober nod> öfters ein oerftiegenes ©eißlein heimholen muß unb ba mit ber sappe-
ligen ftörrifchen Saft am ©üden über halsbrecherifche gelshänge klettert, beren
©eswingung auch einem erfttlaffigen Souriften als ©hrentitel angeredmet
werben würbe.
©iefer ibpllifd;e ffirtenbctrieb hat jebodi feine Kefnfeite; er wäre nämlich
imftanbe, bie ©d)önheit ber 2llpen oon ©runb auf su serftören unb unfere ©erge
ebenfo su einem oben, toten ©ebirge su machen, wie es bie gepriefenen bctte-
nifchen ©efilbe finb, benen aud; bie Siegen ben ©araus bereiteten, ©ie Stege
ift eilt gefdjworener geinb bes Sföalbes; fie frißt Sweige, ©lätter unb Kofpen
unb nagt mit befonberer ©enäfdjigteit bie ©ipfeltriebe ab. ©aher biirfte man
Siegenherben in ber Matbregion nirgenbs bulben. K r e t a war einft oon ben
üppigften 2Bälbern befiebelt, ift aber heute oollftänbig oertarftet, b. h-, an bie
©teile bes burch bie Stegen serftörten Malbes traten ©eröll- unb ©chuttwüften,
ba ber ©egen ben fruchtbaren fjumus abfchwemmte unb kein neuer SPflansen-
wud;s auftommen konnte.' 2luch bie © e r t a r ft u n g ber b i n a r i f d> e n
2tlpen unb in unferem eigentlichen ©ebiet, ber ©ergsüge in K r a i n unb
3 ft r i e n ift ben Siegen sum guten Seil auf bas ©ünbenregifter su feßen.
ffn ber ilaffifcßen Seit grünten auch bort Mälber immergrüner ©id;en unb
fchwere gorfte ooll fchönftem ©abelgrün, ©as erfte ©erbrechen wiber bie
©atur haben bort freilich i>ie ©ömer begangen unb bie ©ertesianer haben es
fortgefeßt, als fie rüdficßtslos bieSBälber lichteten, um bie SPfahlrofte für ihre
Märchenftabt unb bie Maftbäume für ihre ftolse glotte su gewinnen, ©ielleicht
aber hätte bie ©atur biefe SBunbe wieber ausgeheilt, wenn nicht inswifchen
©übflaoen bort eingewanbert wären, beren emsiges Haustier bie Stege ift.
©on ba ab war bas @d)idfal bes K a r ft e s befiegelt; was nacßwuchs, fiel ben
genäfchigen ©ierfüßlern sum Opfer unb ffabfud)t unb llnoerftanb haben fo
ein ganses üanb an ben ©ettelftab gebracht.
©¡nigermaßen teil an biefer Scßulb nehmen auch bie ©chafe, bie in manchem
©Ipenteil bie ©olle ber Stege fpielen. Man hat bieferhalb wenigftens in ber
©chweis ©nftrengungen gemacht, um bie © ch a f s u ch t su bekrönten, wobei
allerbings auch ber Xlmftanb mitwirkte, baß fie bort oon Sanbesfremben
ausgeübt würbe, bie ber ©eucßenpolisei unb bem fonftigen ©icherheitsbienft
manches su fd>affen- gaben, ©ie ©egenb oon © e r g a m o war es, aus ber
Blbb. 184 CBapriidje Qtlm. QKotiO Oon ©nterrottacfj in OB.»©at)ern
Original
Jährlich große ©chafherben, namentlid; nach © r a u b ü n b e n sogen sur
©ömmerung. ©er wettergebäunte © e . r g a m a s t e r ©d j a f h i r t e
gehörte lange gal;re su ben beliebten ©taffagenfiguren bes 2llpenmalers ber
©iebermaierseit, unb es gab wenig Ölbrude einer füblid;en ©erglanbfchaft,
auf benen ber Madere fehlte; halb fdpnaddenber ©elabon, halb ©rigant, flötete
er mit fehnfuchtsooll ausbrudslofem ©lid feine fd>warswolligen ©chafe an, bie
nebenbei erwähnt, ebenfo gefdpdt klettern, wie bie Stegen.
Su ber großen Sffiatblofigkeit bes fransöfifchen ©Ipenteiles hat sweifelsofme
auch bie ©chafsucßt beigetragen, bie auch bort in einem 3Banberbetrieb ftatt-
finbet, bei bem bie ©chafe fogar aus bem © h ö n e b e l t a im ©ommer auf
bie Sfod;berge wanbern.
©er © t e i n m ä r k e r kennt außerbem auch noch „ 6 a u a l p e n";
er beseichnet mit bem berben 2lusbrud einen gansen ©ebirgssug, als Seichen,
baß beffen 2llmen in biefer mertwürbigen 2Beife beoölkert finb. 2lud) aus ber
©c hwe i s erwähnt K o n r a b K e l l e r 30000 ©tüd 2llpfchweine,
unb in © i r o l säf>te man beren 6600. ©ur O b e r b a p e r n hat gar
keine, aber es entgeht bem Souriften bamit gar nichts, ba bas © cb w e i n
in ber greiheit, bie es auf bem ©erge genießt, fel?r balb oerwilbert unb eine
nicßt weniger angenehme ©egleitung bes 2Umbefud>ets barftellt, als bie mit
©ed;t bieferßalb fo beliebten „Muni“.
gmmerhin ift als richtige ©Ipwirtfchaft nur eine ©inberalpe su benken,
fo wie ißr Sfirte oornehmlich als ber eigentliche „© e n n" gilt, ber im öfter-