Kalfalgen im Qlbriatifcfjen QHeer. ® i e OTanjen finb mef)T ober
0^5 42 toeniger, oft B is ju r Qlnfenntlicfileit mit K a li inlruftiert, ioie nament<
lidb bie in Ber linfen unteren ©<fe gejeicbnete © o r a I I in a = Qtrt
Original Don Dr. ©. © u n j i n g c r , Q2tün<f)en
3 cf) habe i)icr in 2Inbetrad;t bet 28id;tigfeit bes ©egenftanbes aus ber
oorliegenben wiffenfcf)aftlichen £iteratur jitiert, füßle aber, fie forbere nod;
einige ©rläuterungen'. ©enn bie Kalfalgen finb ju feltene unb wenig betannte
©ebilbe, als baß man oorausfeßen barf, es laffe fid> bei ber ©rwäfmung biefer
SPflanjen für ben £efer biefes 23ud;es fofort aud; ein geläufiger Segtiff |>icrgu
finben.
28er Kaltalgen fenneri lernen will, barf nid)t fo fei>r bas beutfcße Kteer be-
fucßen, benn aud; fie verlangen nad; wärmerem 28affer. 2ln ber Küfte ©al-
matiens unb gtaüens . gebeten fie in größter ©d;önheit unb bilben bort unter-
feeifdje ©ärten, bie oft wie Kafenerz unb ^orphprgeftein anmuten, ba fie
rötlich ober gelb erftrafilen. ©s finb bas nal>e 93erwanbte ber flutenben roten
unb gelben ©ange ober aud> ber in unferen ©ewäffern an ber Oberfläd;e in
meinen SBatten liegenben grünen g a b e n a l g e n , an benen man manchmal
im tleinen ganz gut ben 93ocgang ertennen tann, ber ben Kalialgen im großen
il)re weltgefd>ichtliche Sebeutung oerlieh.
2ln ben 9 3 a d ) t o a f f e r f ä b e n , bie in rafch bahinfdneßenben ©ebirgs-
bächen toachfen, fieht man nämlich häufig ileine weiße Knötchen, bie aus nid;ts
anberem beftehen, als aus fohlenfaurem Kalt, ©r toirb aus bem SBaffer gefällt,
toohl burch bie Sltmung ber ^3flanje unb bebectt oftmals auch Won bie ©üß-
toafferfabenalgen in folcher Ktenge, baß bie ¡Jähen nad; bem Slustrodnen eine
Zerbrechliche, ausbauernbe Kalfmaffe barftellen. 2Bas man h*er im tleinften
2Kaftftabe beobachten iann, bieten bie Kaltalgen bes l e e r e s im großen. 3 d;
habe bas, was ben ©ebilbeten aus ihrem Seben intereffieren tann, im britten
Sanb nwines SSerfes über bas „£eben ber «pflanje“ jufammengeftellt, tann es
baßer oon bort hierher übernehmen (2e).
: ©erabe unter ben Kottangen ber Kteerestiefe finben fich bie am meiften
tnoifchen Kalfalgen. ©ie {Jamilie ber Korallenmoofe (Coral l inaceäe)
speichert in ber fjaut bes £aubes fo oiel tohlenfauren Kalt auf, baß bie Spflan^en
fteinßart werben. M e l o b e s i a ift eine folche Klge, bie in ber Korb- unb
Oftfee oft bas ©eegras unb oetfd;iebene ©abettange mit harten Kruften übergeht.
Hm Sjelgolanb liegen im ©eröll häufig fchön oiolettrote ©teine, bie ber
Kenner fofort als L i t h o t h a m n i u m unb C o r a l l i n a a t g e n einfcßäßt.
3hre eigentliche fjülle erreichen fie aber erft in ben toärmeren Kteeren, wo fie
in ber ©iefe ganze Kaltbänte errichten.
SBenn man an ben balmatinifchen 3 nfeln entlang fährt unb auf ber Klgen-
juche im ©cßleppneß immer toieber bie rötlichen Korallenfteine aus ber blauen
©iefe heraufjieht, ba ahnt man toohl ihr großartiges 2öert, aber ganz tann man
es erft ermeffen, toenn man ben ©rbgefd>ichtsforfeher barum befragt, ©enn er
fagt uns, baß fchon bie Kteere ber ©rtas unb Buräjeit, fa noch bes Sertiärs
oon ungeheueren Klengen biefer Kotalgen belebt waren. Koch heute When
©ebirge, faft ganz aus K u 11 i p o r e n erbaut, wie ber ©eologe bie foffilen
Kaltalgen nennt.
38er oon ben §öf)en um 28 i e n nach Often ju bie fich im ©unft weiter
©benen oerlierenbe ©tabt überblidt, wirb oon einer fanften 23ergeslinie ge-
feffelt, bie an ber ungarifeßen ©renje hinWW bis ju ben fd;roffeten Slbftürjen
unb 2Bänben, bie ju ben 2llpen leiten, ©as ift bas £ e i 1 1> a g e b i r g e , ein
feßönes 2Balblanb mit einer oergeffenen ©efdnchte, als beren ftumme Beugen
unglaublich tühne Surgruinen unb oerfaltene Kloftertrümmer mitten im 28albe
ragen, oft auch Klippen fo fteil unb jäh, wie bie Hulliporenbänfe in ber
Slbria. ©ie Slhnlichteit ift tein güfall. @s finb auch Kalfalgentlippen, auf ben
©d)a rfenect unb K a u i;e n e d errichtet würben unb bie oielen anberen 23urgen
ber Serge, bie bas Sed’en ber 28iener ©bene oon brei ©eiten umfäumen. ©ie
bezeichnen ben Hferranb einer uralten Sileeresbucßt, an bem unter ber wärmeren
©onne bes ©ertiärs fich bas ©tilleben ber ©ange breitete, bis bas Steer burch
ben ©onauburd;bruch abfloß unb neue geiten tarnen, ijeute werben bie
Sei that al t e in zahlreichen berühmten ©teinbrüchen gebrochen, aus ihnen finb
alle bie ^rachtgcbäube 2Biens errichtet, bie glänzenbe Kingftraße, ber ©tefans-
bom; ja bas ganze alte unb neue 28ien wohnt in Käufern, in beren 2Banb bie
Spuren ber emfigen 2lrbeit geprägt finb, burch bie fi<h bie Korallentange oer-
funtener Qahrmillionen am £eben erhielten.
2Han tönnte wahrhaftig ein feßönes Klärchen fchreiben oom 28 i e n e r
Ka l t , eine frembartige ©efchichte, eine ¡Jabel oon ber ©rbe, bie ein lebenbiges
2öefen ift, bas immer £eben auswirft, bas unferem ©ein burch ben toten
£eib oergangenen £ebens nüßt, alfo wohl auch biefe 2Belt einft als Sauftein
eines uns nod; unfaßlichen tünftigen £ebens oerwenben wirb, ©ie Korallenalgen
ber Slbria bauen heute fd;on an ben SBeltftäbten tommenber Konen.