3 u n b e r n nichts als eine oetballhornte fjorm bes rätoromanifchen „3 onbra“
barftellt, was aud) wieber basfelbe wie Sotten bebeuten foll.
©afe bie am Soben liegenbe Segföl)renfotm nichts anberes als eine burd;
©dmeebrud erzwungene 9lnpaffung ift, gei>t fd)on baraus hetoor, bafe in ben
©ebirgsteilen, in benen weniger ©d;nee fällt, bie Satfcfee fid> aufrid;tet unb ju
einem anfefmlichen (fogar bis 26 m l;ol;en) S aum wirb. Solche Saumföhcen-
wälber finbet man in ben 9Beftalpen, nod; meftr in ben p v> r e n ä e n; in ber
ct> tt> e i 3 erreichen biefe 9Bälber nur mel>r bis 15 m S)öhe, öftlid) non
© i r o l erfct>einen bie S a u m f ö h r e n nur mehr feiten, in © a l j b u r g unb
© t e i e r m a r i , aud) in 93 a 9 e r n finb bie Süfcl>e bie einzige f?orm bes
Krummholzes, bas feine §auptoerbreitung non 1500 bis 2300 m finbet.
©0 unburcf)bringlid> aud; ber Krummholzgürtel für ben 28anberer ift, fo
ift er bod) in ber 9täf>e beferen, (oder genug, um einer jiemlid; reichen SPflanjen-
roelt Hntertunft ju bieten, gn feinem ©cfmfee wad>fen aud; nod; Slroen unb
Särdjen auf, bie in ben warmen, roinbgefchüfeten Suchten bes Satfd;enbidicf)ts
trefflich geheimen, fpäter allerbings ihren Sefcfjüfeern mit Xlnbanl lohnen, ba
biefe bem mächtig }cf>attenben S aum ben piafe räumen müffen. 9Ber fich bie
9Kül)e nid;t oerbriefeen läßt, in bas Krummholz einjubringen, wirb barin, wenn
er zur richtigen Seit tommt, eine überaus reijenbe S lumenweit finben, bie in
bem mächtigen gumusbeftanb, ben bie £atfcf>e nach fid; jiet>t, alle Sebingungen
ihres ©eöeif>ens erfüllt fiel;t. ®a rafd;elt bas 93 l a u g r a s ( Se s l e r i a ) ,
ba finben fiel) waf>re Slumenteppicf)e bes © i p s t r a u t e s , ba fdjauielt bie
2 l l p e n w a l b r e b e (A t r a g e n e) if>re wunberbaren blauen Slumen;
bie © d) n e e h e i b e (Er i c a ) betropft ben 2lbf)ang mit ifjren blutroten
93lüten unb als wahres twlbes grüf>lingswunber in ber raul;en S)ö(;e ftellen
fid) aud) ganze ©d>aren oon 9K a i g l ö d d; e n ein. gaft nie aber fetüt bie
eigentliche Königin biefer ©trauchzone, bie oielbefungene 93lume, bie im §erjen
bes baperifcf>en Sergoolfes weit mehr ©f>ten geniest als bas ©beiweife, nämlid;
bie 9 l l p e n r o f e ( R h o d o d e n d r o n ) ,
91eun Seljntel aller 9llpenwanberer tennen bie Sllpenrofe nicht in ihrer
oollen ©d)önf)eit. ©ie, bie fid) barauf befeferänten müffen, bie gut gangbaren, oon
aller 9Belt befugten Serge auf wol>l gebahnten Pfaben ju betreten, hoben nie
etwas anberes gefehen, als tümmerliche Sefte bes 2llpenrofenflors, ^—benn es gibt
wohl wenig Slenfchen, bie trofe aller Sflbung unb Saturliebe es über fich bringen,
bie lieblich rofige Slüte am Sieben ju laffen. „©in ©träufeefjen fchäbigt ben Serg
nicht.“ 9Kit biefer gebantenlofen (Jormel werben an jebem fchönen ©ommer-
fonntag hunberttaufenb 9llpenrofenfträufed)en mit heim genommen: als wahre
via triumphalis ber „Saturfreube“ finb alle Pfabe, bie ©pur ber ©ifenbafm,
noch in ber ©tabt bie Umgebung ber Sai>nf>öfe beftreut mit -ben Seichen ber
weggeworfenen armen Sllpentinber, bie ju zart finb, als bafe fie einen langen
©ransport urwerwelit ertrügen.
©s war h<>he 3 e*t, bafe es wenigftens in Sapern unb in 2Bien behörbliche
Serbote ermöglid;en, ju minbeftens jeben berufsmäfeigen Sllpenrofenpflücter
ber oerbienten ©träfe jujufüf>ren, benn bie meiften ber leichter jugänglid;en
2llpenberge finb ihres fchönften ©chmudes fchon entfleibet unb wer bies be-
MBB. 155 QlrgeBtrgSsQnpenroien (Rhododendron ferrugineum]
Originalseicfmung Oon 8 . 3 f e l i , Q3em
zweifelt, weil er auf einer Sergeswanberung noch immer mehrere hunbert
blühenber 2tlpenrofenfträud)er fah, ber tennt nicht bie mit 9Borten ganz un-
wiebergeblid>e 5 arbenprad;t, welche bie fich felbft überlaffene S a tu r in ben
Sllpen heroorbringen iann.
Qm §erjen bes K a r w e n b e l g , e b i r g e s gibt es zum Seifpiel noch
folche ©teilen, an benen fich bie begeifterten ©chilberungen £) e r m a n n
© h r i ft's, bes feinfinnigen ©rfchliefeers ber alpinen Pflanzenwelt bewahrheiten.
©ort flutet wirllich noch ber ganzen Sergeshalbe entlang ein breiter
feurigtoter ©trom oon Slüten, bort fchimmern noch bie 9öänbe bes ©ales fchon
oon ferne in einem lebenben Sllpenglühen, bort haucht wahrhaft balfamifcher
©uft über bas ©ebirge in ben glüdlid>en ©agen ber ©ommerfonnenwenbe,
ba bäs grofee Slühen ber Sllpenrofen anhebt.
1. ©s ift auch ben in ber S a tu r ber Serge weniger Sewanberten geläufig,
bafe es im ©ebirge zweierlei Sllpenrofen gibt, oon benen bie eine leicht an ben
Zahlreichen borftigen §aaren ber Slätter, bie anöere baran erfannt werben
fann, bafe bie llnterfeite ihrer S lätter roftrot gefärbt ift. 37!an hat bie erftere,
bas R h o d o d e n d r o n h i r s u t u m als Kaltpflanze angefprod)en, weil
fie mit Sorliebe in ben nörblichen Kaltalpen unb in ben ©olomiten oortommt.
©ie roftrote 2lrt ( R h o d o d e n d r o n f e r r u g i n e u m), beren Slüten
oiel feuriger leuchten als bie ber mehr rofig gefärbten Kaltalpenrofe, hielt man
für eine tiefelholöe Pflanze, nad; ihrem Dauptoerbreitungsbezirt in ben 3 entral