6ennen Beim 6cj>marrn
ai66. 181 QJtotiB Bon Bern Stranäborn tm 3nntdl (Ob.»©aBern)
Original Don O b e rm a i je r , Qltünc&en
ift gar ftäbtifd) geworben; es i)at ftd> oerwanbelt in eine ungemein faubete, fef;t
behagliche unb internationale §ote[folonie, nod) immer umgeben oon buftigen
SBiefen unb roalbigen Sergen, in bie ber ferne ©lang ber ©letfcf>er bes 2B i l b -
ft r u b e l s t>ernieberfd>aut. ©rft, wenn es gelungen ift, etwas hinter bie Ku-
liffen zu Miefen, entbecft man, baß auf biefer ftäbtifd?eri „2tlm" bie alte Stild;-
wirtfcf>aft nod) immer ihren ©ang geht, nur wirb bie STuld; bem gremben „im
epofal ju 50 ©entimes“ feroiert, unb bie $äfe wanbern mit fiod;ttabenben fran-
Zöfifcf)en Samen feinft etitetttert in aller Herren Äänber:
2Belci>er ©egenfa^ ätoifdjen biefer mobernen ©ntwicflung unb ben alt-
bieberen Simen, toie fie nod) im bat)tifd;en £anb, allerbings aud> ba nur mein in
ben »erlafienen Säletn hefteten unb wol>l nod) auf oiele Slenfd;enaiter hinaus
in gleicher ©infad)l?eit unb Hrwüd;figfeit betrieben werben. SfBie anbers muten
ben Sergfreunb fd)on if)re Samen an: © i s i ö n i g a l m , S a u r i s a l m ,
3 o t e n f > o d ) l e g e r , 21 n f e l a l m , 2l d > a l a a l m , $ ) i m m e l m o o s -
a lm! 2Bie fernhaft unb ed)t beutfcf), wie einfd>meichelnb unb romantifd)
Hingen fie bod) bem Of>r . . . ©er graue Silltag, bie nüchterne ©affe oerfinft bei
biefem Klange, unb man blictt ijinüber in jene ferne, grüne, fonnige SBelt ber
feierlich fd;roeigenben Serge, man f>ört bas melandwlifd) fanfte £äüten, bas in
ber Haren fiuft ftunbenweit oon fjang ju §ang ben ganzen Serg einfpinnt in
eine träumerifdje Stimmung, ©a fi^en mir toieber mübe unb bod; im innerften
§erjen frifcf) unb fröhlich auf ber Meinen S an f oor irgenbeinem biefer „§od;leger“,
unb zutraulich fd;miegen fid; bie bunfelwolligen ©d>afe an ben fremben SDanberer
ber oft genug für eine 2Bod>e unb nod) länger für bie Setoolmer ber SUm ber
einzige Sote aus ber fernen großen Söelt ift. 2Bie liebtraut ftet>t bie Meine § ü tte
am 2öiefenf)ang, in ber Slenfd) unb Siel) einträd;tig häuft, wie gemütlich praffelt
am offenen £erb bas große geuer, unb felbft ber beijenbe Saud), ber bie ganze
S?ücf)e erfüllt, er mutet i)ier nur i)eimelig an unb paßt jur Stimmung, fo toie
bie SBeiblinge unb Sechter an ber SBanb unb ber r e i f cf) t a in ber Kammer.
Snb bie Stenfct>en, bie, f)ier aus unb' ein gef>en, bie berb fonnenoerbrannte
Sennerin in ber 3iBilct)f)ofe, ber ©aisbub unb felbft bie ©orfleute, bie ba am
Sonntag oom fernen ©orf zum „fjeimgarten“ f>erauffteigen, fie finb toie aus
biefem Soben gewad;fen, Saturwefen inmitten unoerfälfd>ter natürlicher S e -
bingungen unb baburd; in all if>rer ©infad;f)eit unb ©erbf)eit f)armonifcf) unb
oollfommen.
®s ift nichts ©etoaltfames unb ber Stöbe Unterworfenes, bafß bie ^oefie
ber Serge überall unb immer an bie Simen anfnüpft; fie finb ber le^te § o rt ber
Somantif in ben Sergen, unb jum ©lüd finb bie Sllpen fooiel gegliebert unb unzugänglich,
bafc man fich gar feine Seit benfen fann, in ber biefes poefieoolle
Somabenleben ber Senner aud; ber Sergangenf>eit angehört hat- ©benfo uri-
benfbar erfcheint es, baß es je eine Seit gab ot>ne Slpfwtten unb Siehwirt-
fchaft, unb ich habe gar feinen Sweifet, bafj es lange oor ber ©efd>id)te, mitten
in ber Steinzeit auf ben Sergen aud) nicht anbers ausgefehen hat als je |t noch
in einem biefer oerlorenen^irtenbörfer, etroa i nÄa l i b e r s ober S a b i §,
u>o bie Sennen fo menfd)enungewohnt finb, ba^ fie noch oor furjem ffrembe
unfreunblich empfingen unb auch bem um §ilfe ^ochenben nicht öffneten.
Schon bie erften Sad)rid)ten über bie Slpen fprechen oon ber Sergroirt-
fchaft ber Senner, beren Same allein fcj)on ein uraltes SEQeistum längft oorüber-
gejogener Seiten ift unb aus bem feltifd)en „Sejniun“ ftammen foll. Sod; immer
ift bas Sennenleben auch riocj) in ber Sd;toeij ooll oon intereffantefter ©igen-
heit unb altertümlichen Sebensgewofmhoiten. Sicht überall ift es bort oon ber
ffrembeninbuftrie jerftört worben, fonbern zahllos finb auch noch Schweizer
Sennhütten zu finbcn, in benen noch unoerfälf<hte ituf)bauern häufen, ©as
^irtenleben h-at fogar gerabe in ben 2Beftalpen feine fcj)ärf}te unb eigentliche
Susbilbung gefunben, bie ihr eigenes ©efeij, bas „211 p b ü ch l i“, eine naioe,
oon ben Säuern in ber „21 I p g e m e i n b e “ aufgeftellte Sammlung oon
Serorbnungen gefunben hat, bie noch immer in manchem Schweizer ©orf
jährlich einmal oerlefen wirb.
©ie 2tlpen, b. h- bie geeigneten SBeibeplätge, oon benen bann ber ganze
©ebirgszug ben Samen entlehnt hat als Seichen beffen, baß wir hier nun in bas,
eigentliche SSefen bes Serglebens eingebrungen finb, gehören noch zum alten
„2111 m e n b b e f i h“, bem lebten Seft ber uralten beutfcjjen Serfaffung, bie
einen gemeinfamen freien Soben fannte, über ben bie ©emeinbe jebes nabr
aufs neue oerfügte, ©ie Slpgenoffen wählten zu biefem 3 u>ect einen „S l p -
m e i ft e r “ mit ber Serpfüd>tung, baf er bie 2llp in ®l>ren halten, fchütjen unb
fd)irmen foll, als wie fein eigen ©ut. 3 hm lag es ob, barauf acht zu haben, baß