es au© fonft allenthalben in ber Ratur, bafe her lebenbe Organismus Rbfall-
ftoffc nid© nufelos toegroirft, fonbern in feinem ungeheueren gtoecEftreben, aus
ihnen noch einen Rebengetoinn gu f©lagen toeife.
93ielleid)t bebeutet bas Kalfgerüft ber Koralle basfelbe, toie toenn bas
Räbertier©en 9Re l i c e r t a feine eigenen Spfremente gu Rillen breht
unb ficf> aus ihnen ein prächtiges ©©ufegehäufe erbaut. £atfacl)e ift, bafe ber
tohlenfaure Kalt auf feinem anberen SBege aus bem SEOaffer ausgefchieben toirb,
toie burd; ben Sebensprogefe ber ©iere unb ‘•ßflangen. Sine 97htf©el mufe
taufenbe Siter Rleertoaffer burch ihren Körper filtrieren, um ficäj ihre Kalif©ale
gu bilben, benn ein Siter Rleertoaffer enthält nur ein fünfunbbreifeigiaufenbftel
©ramm fohlenfauren Kalt. ,9Bot>er nimmt es biefen Kalfgehalt? ©etoife tragen
hiergu bie Rteeresäere felbft bei, benn gerabe in großer Siefe ift bas 9Reeres-
toaffer imftanbe, bie toingigen ©ehäufe ber falthaltigen ©ingeller eben© aufgu-
löfen, toie es bie Kiefelfäure ber fiefelfchaligen Sllgen in fich aufnimmt, ©s
toäre eine fjrage, toert unterfud© gu toerben, ob nicht aus ber fo entftanbenen
Kalflöfung in großer Siefe unorganifche Kalfnieberf©täge 311 93oben finfen.
©>ies ift .aber nur bie eine Quelle bes Kaligehaltes im Rteere unb offenbar
mären bie galülofen Organismen, bie bem ©eetoaffer ununterbrochen Kalt
entziehen, nicht imftanbe, ihren 33ebarf gu beefen, toenn er nur oon ihnen felbft
herrühren toürbe. ©s mufe baher noch eine anbere Kalfquelle im Rteere geben.
2lls folche fönnen toir bas SJluferoaffer betrachten. Sn bem Rtafee, in bem es
an Kohlenfäure reich ift, ift bas Quelltoaffer auch imftanbe, ben ©efteinen, bie
es umfpült, Kalt gu entziehen. Oie 2lnalpfe oon ©ebirgsbächen im Ilr- unb im
Kalfgebirge hat bas mit grofeet Klarheit gegeigt. Oie Ö fe im 93 e n t e r t a l
hat in hunberttaufenb Seilen SBaffer nid© einmal einen halben Seil fohlenfauren
Kaltes gelöft. ©ie ©etoäffer bes ©©t o e i g e r f j r t ra enthalten bagegen
oiergigmal mehr ,Kalf in fich, als jener 93a©. Unb toie reich an Kalt 3. 93. bie
im K a r t o e n b e l entfpringenbe gfar ift, hnt jebe 2Rün©ner Hausfrau,
bie aus ©r f©öpft, an ben in ben Kochtöpfen fid; bilbenben faltigen Kruften
f©on gu ihrem Rlifeoergnügen erfannt. ©ementfpre©enb liefe fid; berechnen,
bafe gut Slnfammlung bes heute in allen Rleeren oorhanbenen Kaltes nur eine
halbe 9Rillion gahre, alfo gegenüber ber ©efdüdgte ber ©rbe gerabegu ein oer-
f©toinbenb furger geitraum nötig toar.
©a ftehen toir benn toieber oor einer ber grofeartigften Satfadgert ber Ratur.
©erfelbe Kalt, ber unfere fdgönften ©ebirge erbaut, er riefelt, fliefet unb ftrömt
in dgemifdger Söfung ununterbrodgen ben Rleeren gu, in benen Epflangen unb
Siere baran arbeiten, ©n toieber gu ©ebirgen umgufdgaffen. ©er Regentropfen,
ber fid) mit ber Kohlenfäure ber Suft belabet unb auf ber Kalffelfentoanb ttieber-
riefelt, hat au©)f©oh.bds©emif©e Rtittel in fi©, um ben „Kreislauf bes 93erges"
einguteiten. ©enn er'löft ein toenig oon bem Kalt, ©r löft fogar fooiel, bafe
au© an ber glatteften Kalftoanb f©on im 93erlaufe eines 9Renfdgenlebens,
entlang ber toi©tigften 9lblauflinien Rillen unb gureigen entftehen, bie fi© immer
mebr oertiefen unb gum 6 ©lufe bie glatte 9Banb in ein, oon parallelen Rinnen
bur©fur©tes ©ehänge umgeftalten, in bem balb ba unb bort ein tieferes £odg
ausgefreffen toirb, ein Slbgugsfanat, ber fi© metertief einf©neibet, unter Um-
Srfjöteliar unb 6olgcm
Oilad^ einem Qlquarett oon fieoj). © o t tm a n n
ftänben fogar 6 bis 10 m. 9Bie gerfreffen mutet uns ein fol©es Kalffelb an,
unb bem 93ergtoanberer im © t e i n e t n e n S l l e e r unb auf ben bena©barten
iföhengügen finb biefe fogenannten Ka r r enf e l be t (©©r at t ent al f ) nur
gu toohl befannt, ba fie feinen ©©ufeen unb güfeen mit ihren, oft mefferf©arfen
Kalfrippen übet mitfpielen. ©s ift ni©t nur ber Regen allein, fonbern au© ber
©©nee, ber befanntli© no© mehr Kohlenfäure enthält als bas fliefeenbe 98affer,
ber fo an ben 93ergen nagt, ber bas Quelltoaffer, bas in tiefen ©©lüften unb
pfeifen oft ben gangen Kalfberg bur©fi<fert, um an feinem ftufee erft als Quelle
heroorgubre©en, mit Kalt berei©ert unb fo bagu beiträgt, bas ©ebirge abgu-
tragen, bie 93erge gu oerfefeen, inbem bas 9Baffer fie im 2ltome gerlöft, gum
Rteere f©leppt, too bie lebenbigen Rtaf©inen ©fort baran gehen, bie neuen
Kalff©i©ten unb Riffe gu erri©ten. (93gl. 2lbb. 45—46.)
©0 läfet fi© als 92tögü©feit ausbenfen, bafe basfelbe Katfmolefül, bas heute
no© oon ber ©pifee ber 9llpen hinabblidt in bie grünen fianbe, f©on ein Saht
barnadg im Körper einer Sdgnecle als 93aufteirt lünftigen ©rbentroidlungen
entgegenharrt. Unb barum oerfteht jener bie Ratur ni©t, ber ba in ©elbftüber-
hebung fagt, es gibt auf ©rben teine 2Bunber mehr