b l a n c b r ü d e nerftreut (allerbings auch als SBarnung für Kahnfahrer,
ba an biefem ‘¡Punît bas reijjenbe ©efälle ber Slhöne beginnt), eine ladjenbe
froj>e SZtenfchenmenge tuogt bis fpät nachts an bem © r a n b Q u a i /r o o
bie elegante Süelt nad; ta rife r Slrt oor îleinen 2Üfd)d)en ipre Slpèritins fchlürft.
SZtufittapelle reil>t fiel) an SZtufittapelle, ein einiges fjeft fd)eint inet Stacht für
2Zad;t ftattjufinben — aber bie SZtufitanten fpielen ©affenhauer, unb bie fpielen
fie falfcf).
Sieben ben entjüdenben groftftäbtifchen ©tragen, bie an ber ‘¡p l a c e n e u n e
münben, mn bie fd;önften ber öffentlichen ©ebäube in nerfchmenberifcher ¡Jülle
nerftreut ftehen, ergebt fid> unmittelbar „1 a v i e l l e Ci t é " , bas eigentliche
©enf ber Vergangenheit. Unb es ift fchmuijig, eng unb büfter, mie eine
echt fübfranjöfifche ©tabt. ©rft hier nerfteht man bie Religion bes ©alninismus,
bie im Stamen ber Befreiung aus bem Spriefterbann ftlanifch in biefer ©tabt
© a l n i n ein 92tenfd>enleben hinburch gehorchte unb feine jahllofen Sobes-
urteile gehorfam nolljog; man nerfteht fie, menn man bie Kleinträmer unb
Saftträger bes „innerften" ©enf an ihrer Slrbeit fieht, unb baju bie ©emüfe-
hänblerin unb bie fie befuchenbe fjrau nom Sanbe — aud) hier, mie in fjrant-
reich, burch unüberfteigbare Vrüden gefchieben nom „herrfchenben“ ©eift bes
Sanbes.
Silan fteigt gebanîennoll bie Sreppen empor jum neuen fonnigen ©tabtteil,
mo toieber elegante Käufer ftehen unb bie neuen Vauten für Kunft ihr £>eim
gefunben haben unb glaubt etmas non bem tragifd>en ©chictfal ber romanifd;en
Sänber nerftanben ju haben, ba unten in ben engen ©äfjchen um S t. P I e r r e;
menigftens bas eine, bag jur Slntite, mie im mobernen ffeanfreid), biefe ©taaten
barunter ju leiben hatten, baß bie Kulturunterfcjnebe jmifchen ben Çührenben
unb ber „namenlofen SZtenge“ ju grofj maren. Sn ©eutfdüanb, ju minbeftens
im mittleren ©eutfdüanb, unb non ba gegen SBeft unb Slorb ift bas anbers, unb
mas fold;es bebeutet, haben bie Öfterreicher, bie am gleichen Übel leiben, ner-
ftanben, als fie bas SBort prägten nom „©chulmeifter“, ber bie ©chlacht bei
Königgrät} gemann.
Vei unferer feltfamen Slrt eine ©tabt ju befid>tigen, haben mir freilid)
niele „©ehensmürbigfeiten“ übergangen, aber mir mollen es getroft in Kauf
nehmen, ba fie fa im Sleifebatibbuch boch ausführlicher nerjeichnet ftehen, unb
es uns auf etmas 23efonberes allein anîommt, bas freilich mieber burch teinen
93aebeder ber Söelt erfaßt unb in teinem Supuslmtel erlebt merben îann:
n äml i c h a u f b e n e i g e n e n b o b e n f t ä n b i g e n ©e i f t e i n e r
© t a b t , ihren „Habitus“, um für eine naturmiffenfchaftliche Vetracf>tungs-
meife uns auch eines naturmiffenfchaftlichen Slusbrudes ju bebienen.
©erabe baburch haben mir bas ©efüfü, einen SBert mieber ermecîen 5U
tönnen, ber im „mobernen Steifebetrieb“ abhanben geiommen 511 fein fcheint,
ber jum letztenmal in § e i n e s Steifefdnlberungen ober in Sil 0 11 î e s 93riefen
an feine 93raut feine iünftlerifche Slusprägung fanb, feine unübertreffliche @nt-
faltung aber in ber „empfinbfamen Steife“ bes ©r i f t am © h a n b 9 .
„©ine Steife, burch bie ich mein Vaterlanb nicht beffer fennen gelernt habe,
taugt nichts.“ ©as ift etma ber Seitfprud) jener Slrt non ©täbtefchüberungen,
atbB. 374 91m „®raunicbio eig“ »3HDnument ju ® e n f
(QîacÉj S e n& c n fc tb )
mit benen mir hier unferem ©emälbe ber Sllpen bie lebten fjarben auffefzen
mollen. ünb barum iehren mir uns meber an bie Villa bes ijerrn Stothfchilb,
noch an bas Mu s é e S l r i a n a , mir befichtigen jeboch bas ©entmal bes
§ e r 5 0 g s n o n V r a u n f c h m e i g , aber nicht megen feines mehr als
jmeifelhaften Kunftroertes, als megen bes ©inbüdes in bie cPfpd;ologie bes
„bürgerlichen Seitalters“, bie es gemährt. 22 SZlillionen ir a n ie n hat biefer
ijerjog ber Stepublii unb ©tabt ©enf hinterlaffen unter ber Vebingung, bafz ihm
nach feinen Slngaben in ihr ein prunfoolles Steiterftanbbilb nach Slrt ber ©caliger-
gräber ju Verona errichtet merbe.
ünb bie res publica übernahm bie ©rbfd)aft unb brüdenbe Vebingung
bes Karl fjriebrich Sluguft SBilhelm, gemefener fferr non Vraunfchmeig unb
©nie! jenes ©rbprinjen, ber bas iöftlidje Kcblenjer SZtanifeft nerfafet hat unb,
menn man es fo recht bebenit, baburch bie ürfache ju bem nielen Kriegselenb
unb ber ©emütigung ©eutfd)lanbs in ben Çranjofenîriegen mar.
SZtonfieur ©ubois unb ©enatter ©unal geftatteten gerne bie ijutbigungs-
fjene nor bem „©iamantenberjog“ unb erinnerten fid> nid)t baran, bafj bie
„©efchichte“ non ber Vefchaffung feiner SZlillionen einmal ausnahmsmeife
fprach: Olet! ©er puritanifebe ©alninift non ©enf errichtete ein SZlonument
bem größten Söüftling feiner Seit, er neremigte in Vronje bie Süge eines
SZlannes, non bem fogar bie „offizielle“ ©efchichtsfchreibung, bie boch fonft
bie nolle ©cf>ärfe ihres Urteils nicht gerabe „nach oben“ ju foften gibt, ben
Slusbrud nicht unterbrüden fann, bafj er „fchon früh üble ©harattereigen-
fchaften“ beîunbete. Unb bie Voltsregierung non ©enf milligte ein, bas Siebenten
bes lebten ber beutfehen „©uobejtprannen“ in SZlarmor unb ©olb ju
neremigen, ben fein eigenes Volt ftanbalöfermeife mit ©teinmürfen fmwus