all ißren ©enoffen erftiegen ju haben; man fanb fie nocß 1000 m über ber
SR 0 n t b l a n c - f)öße bei 5800 m. Slud; bie ©auffurea trägt basfelbe fcßnee-
roeiße Kleib wie bas ©belroeiß, nur ift fie bebeutenb größer als biefes.
©er 23otaniter erblictt in ber 93!üte bes ©beiweißes eine |'eßr intereffante
Slnpaffung an bie fchroicrigen Veftäubungsoerhältniffe biefer “pflanje, SBas ber
Hntunbige für bie gange 231üte ßält, ift ißm ein fogenannter „eptrafloraler
6 d ) a u a p p a r a t “; bie eigentliche 23lüte barin finb jene runblicßen, gelblichen
Köpfchen, auf benen im Vereinsjeicßen bes beutfch-öfterreichifchen Sllpen-
»ereins, beffen Initialen angebracht finb. Silles übrige, alfo namentlich bie
meinen, molligen Vlätter, bie ben eigentlichen 23lütenftern äufammenfeßen,
finb ¡hm nichts anberes als filjige Saubblätter, bie ficf> an bie SBlüte brängen,
um fie für bie gnfetten auffälliger ju machen. ©as ©anje nennt man eine
Sd;einblume, unb fold>e finb in großer 3aßl befannt; im SB albe ber fjügellanb-
fchaft prangen bie fcßönen ©cheinblumen bes S P a c ß t e l w e i j e n s , bei benen
auf bas präcßtigfte mit purpurnem Violett überlaufene Staubblätter bie an ficb
unfeheinbaren gelben Vlüten bei ber Slnlodung unterftüßen. ffn ben ©d;au-
fenftern ber ©ärtner fieht man ettoa um bie SBeißnacßtsjeit, gegentoärtig überall,
ein weiteres flaffifches SBeifpiel folcher Sd>auapparate: bas finb bie feuerroten
Voinfettien, bei benen als eigentliche Vlüten nur ber grüne Kreis in ber SRitte
gelten tann, toährenb bie fcheinbaren roten Vlumenblätter nichts anberes als
ber Vlüte 311 fjilfe geiommene Staubblätter finb.
3n einem ©belroeißftern finb bemnach toie bei jebem echten Körbcßen-
blütler mehrere ^unberte ber windigen Vlumen toie in einem Körbchen oereinigt.
©iefe Meinen ©injelblüten felbft finb fehr oerfeßieben geftaltet; in einem
Köpfchen finb oiererlei Vlütenformen gemifcht. ®s gibt barin gefcßledptslofe
fjonigblüten, bie nur ber Slnlodung bienen, außerbem finb männliche Vlüten ba,
in benen alle toeiblichen ©efcßlecßtsteile fehlen, neben ihnen flehen toeibliche
Vlüten ohne Staubgefäße unb ohne £>onig unb fcßließlicß in ber Überzahl
gwitterblüten, bie auch Sforiig enthalten, gn ben Sllpen finb alle ©belweißfterne
aus männlichen unb weiblichen Vlüten gemifcht, in ber Slltaifteppe fowie bei
jenen ©remplaren, bie man aus ©amen in ber ©bene gießt, finben fid> auch
bie übrigen Vlütenabweicßungen. 28ir wiffen weber wogu fie bienen, noch
woher biefe ©efeßmäßigteit ftammt, unb fo birgt bas befeßeibene ©beiweiß
auch intereffantes spflanjenrätfel.
Silan tann nur bas eine Mar burchfchauen, baß ber ©cßauapparat bie 2luf-
fälligfeit ber Vlüten fteigert; burch bie weißbehaarten Vlätter unb bie reiche
Sfonigabfonberung wirb ein ©efamteinöruct oon befonberer SBirtungstraft
ergielt. ©ie Meineren Schmetterlinge unb fliegen ber ifoeßwiefen werben burch
fie angegogen. ©a nur in ben männlichen Vlüten Sleltar ausgefchieben wirb,
werben biefe juerft befugt, ©ie enthalten jeboch eine fehr artige Vorrichtung,
um ben 3weden ber ganzen Slrt 311 bienen, ©ie Staubblätter bilben gufammen
eine Slößre, bie oon unten burch ben ©riffel gefchloffen ift unb in bie ber Vlüten-
ftaub entleert wirb. SBenn ber mit paaren bebedte ©riffel weiter wächft, wirit
er wie bie betannten Spußbürften ber ©<hornfteinfeger; fowie jene ben Stuß
aus bem Kamin, fegt biefer ben 23lumenftaub aus ber Stößre hinaus. SBenn ein
gnfettfieß auf ber 23lüte nieberläßt, wirb es baßer eingeftäubt unb tarnt ben
Siebensftoff aus ber benadpbarten Vlüte übertragen.
©beiweiß tann baßer nur bort waeßfen, wo 3 nfetten ßintommen; barum
wirb man es niemals auf ben ßöd;ften Vergen finben, wie oiele glauben, unb
ieineswegs in ber ffirn- ober ©isregion, welcße Slnficßt nid)t minber weit oerbreitet
ift. Sri feiner ißm gugemeffenen gone ift es übrigens feßr fruchtbar unb
pflanzt fieß bureß feine Meinen ©amen, bie ber SBinb über bie 23erge ftreut,
fogar in ber ©bene auf bas leicßtefte fort.
©esßalb bat ber ©belweißßanbel es oorgegogen, ber *}3flange nießt in bie
Verge naeßgugeßen, fonbern fie in ber ©bene mafienßaft ju iultioieren. ©oeß
ift hierbei bas eine ju beachten, baß bie “pflange feßr leicßt entartet, wenn fie
ju weit oon ißren natürlichen ©tanborten entfernt wirb, ©ie oerliert bann ben
eblen ©ilbetfcßimmer unb paßt fict> an bie neuen Verßältniffe an; fie wirb
aueß aus uns fd}°n betannten llrfacßen ßocßwüchfiger, ißr feßöner Vlütenftern
entartet, im gangen großen oerliert fie ißre Sracßt unb wirb bem Kaßertpföt-
eßen äßnlicß, bas in ben beutfeßen SHittelgebirgen allentßalben wäcßft. 3mmer-
ßin ift bie ©belweißgucßt ein loßnenbes unb intereffantes Veginnen, unb icß
glaube mir ben ©an! mancher fjreuribe biefes SBertes gu oerbienen, wenn
id; ißnen Statfcbläge an bie Sjanb gebe, bamit fie in ißrem ßeimatlicßen ©arten
fieß an biefer feßönften ©rinnerung an bie Sllpen erfreuen tonnen.
©ie Keimtraft ber ©amen erßält fieß etwa jwei gaßre ßinbureß. Slacß bem
©inpftanjen bureßbrießt ber Keimling feine ©cßale erft binnen jwei bis brei
SBocßen. ;3m übrigen ift bie Slngucßt aus ©amen feßr leicßt unb empfiehlt fieß
am beften in folgenber SBeife: fjür bie Kultur im freien £anbe fät man bereits
©nbe ©ttober, läßt bie ©aattöpfe an einem tüßlen, gegen unb ju
oiel Sicßt gefebüßten Orte, etwa bis jum Sllärj fteßen, worauf fie ins Sdeie
tommen. 22tan tann fie jeboeß aber aueß ©nbe Sllärj ober Slnfang Slpril in ein
faltes Sliiftbeet fäen, ebenfo empfeßlen fieß ©öpfe, bie man lauwarm ftellen
muß unb am beften bis jur Keimung ber ©amen mit einer trodenen ©lasplatte
überbedt. Slnbere sprattiter empfeßlen jur gueßt ein glatt geebnetes ©alat-
beet, auf bas ber ©amen nur loder ju liegen tommt unb in bem er nur mäßig
feud>t gehalten wirb.
©inb bie jungen ipflänjeßen 2 bis 3 cm ßoeß geworben, oerpflanjt man
fie entweber in bie ©öpfe, in benen man fie enbgültig ßalten will, ober aber
in ben ©arten unb läßt jeber etwa einen Xlmtreis oon 10 cm ©ureßmeffer als
Sebensraum. ©ies gefeßießt meift ju Slnfang SKai.
©ie beliebten ©belweiß-Sopfpflanjen, bie man in ben 23lumenläben
erßält unb bie überjaßlt finb, wenn man meßr als eine SKart für fie auslegt,
tann man fieß leicßt felbft ßeranjießen, wenn man aus feinem ©artenbect im
Sluguft brei bis oier ©tüd in einen Sdpf oerpflanjt, ber fofort bis an ben Slanb
in ©artenerbe oerfentt wirb. Slcan läßt ißn oßne jeben ©cßuß bis jum grüßling
fteßen, ßebt ißn,etwa im gebruar aus, mitfamt bem baraufliegenben ©cßnee
unb bringt ißn in bas Kaltßaus in möglid;ft gute Veleucßtung. ®r wirb bann
balb blüßen (bas ©beiweiß blüßt in ber Statur oon Sllai bis (fidi) unb erfreut
bei biefer Veßanblung bureß befonbers „echtes Slusfeßen".