M66 247 6djtt>efelf[ed)ten auf Bern ®eftcin Bet ©ergeägtpfel
Qtu3 ben ©ammlungen beö QHpinen Qltufeum^ in QHünc&en
banfenswerter Stßeife bie gorberung nad) einem „ a l p i n e n K n i g g e “ erhoben
haben, haben gugleic^ juerft barauf hingewiefen, baff bet bergungewofmte
92tenf<h in ftölien über 5000 m non einer 2lrt ©ebirgstoller befallen wirb, ber
ihm in ¡einer f>eimatlicf>en @tabt oollfommen fremb ift. 2Jlit ben biesbejüg-
lidfcn Erfahrungen in hochgelegenen ©dmtfhütten, 3. 93. auf bem 93 e 6) e r -
©c h u h h a u s , fönnte man 93änbe füllen. Sticht an bas, wenn auch
läftige aber bo<h hatmlofe gobeln unb ©freien fei hierbei gebacht, fonbern
an »anbalifche gerftörungswut unb Slnfälle fef>r elementarer Statur, oor allem
an eine merfwürbige Steigerung bes ©elbftgefühls unb ber Ungebulb, ber bie
Eingeweihten nur beswegen mit größtem ©leichmut begegnen, weil fie fie ganj
richtigerweife auf n e r u ö f e Ü b e r r e i j u n g b u r cf> b a s o d; -
! I i m a jurüdführen. ©as Ieid>tefte ©pmptorn biefes guftanbes ift wohl
febermann befannt, ber in einem höh«o gelogenen ©chutjhaus übernachtete.
Ero^ großer 22tübigfeit oermag man nur fchwer einjufchlafen, unb in §&hen
über 3000 m ift oollfommene ©c h l a f l o f i g f e i t an ber Eagesorbnung.
immerhin ift bies noch nicht, wie oiele glauben, bas erfte ©pmptom ber
fogenannten 93ergfranfheit, bie fi<h in oiel unangenehmerer Söeife äußert.
911s beren erftes 9tnjeicf)en macht fich etwa ber befchleunigte fßulsfchlag geltenb,
bem fich f-jergflopfen, eine eigentümliche 93ruftbeilemmung mit befchleunigter
9ltmung unb 9?!ustelfchwäd;e beigefellt. ©ie geringfte 9lrbeit, felbft bas bloffe
galten eines ©todes, entfräftet auffällig, ©er 93ergtranfe erflärt, nicht gehen
ju fönnen/'unb muß fich nach je 20 bis 30 ©chritten fep n . 9lber auch eine
mehrftünbige 9tuhe erquidt ihn nicht, fonbern es ftellt fiel; Ohrenfaufen unb
itopffd;merj ein, baju unüberwinblicher ©urft unb großer Efel oor allen ©peifen.
©ie ^ongeftionen nehmen $u unb batb erfolgen iibelfeiten unb Erbrechen,
bie ben Selben ber ©eefranfen nichts nachgeben. Sn fchwereren fä lle n erfolgen
Slnwanblungen oon Ohnmacht, g e i le n oon ©eiftesftörung unb ©pm-
ptome eines Steroenfchlages; bas 93lut tritt tropfenweife aus ben2lugen, ben
Sippen unb ber 9tafe, auch Blutungen aus ben Sungen unb ben Stieren würben
beobachtet unb es haben fich gälte ereignet, in benen aud; ber Eob infolge ber
Sergiranfheit erfolgte. Statürlich bebeutet biefe ©chilberung nicht, baff febermann
unfehlbar auf einer 93ergtour in biefen entfepchen guftanb mit allen
feinen Konfequenjen geraten müffe. Qmmerhin bleibt feiten femanb oollfommen
oerfchont, ber höher als auf 4000 m fteigt, unb bei empfinblicheren fpetfonen
melben fi<h bie erften 2lrtjeid;en bereits bei 3200 m. 2lu<h gibt es welche, bie
fo wie oon ber ©eefranif>eit auch oon bem 93ergübel oerfdwnt bleiben.
9H o f f o , ber bie Erfcheinung eingehenb ftübiert hat, führt fie auf ben oer-
minberten ©auerftoffgelpt bes 93tutes jurüd; auch ift er ber 9lnfi<ht, baff burch
ben abnorm niebrigen Kohlenfäuregehalt bes 93lutes ein wichtiger Sebensreij
in 9Begfalt tomme, woburch ber Körper in ber genannten Söeife reagiert.
2lu<h fcheinen nicht alle 93erge in gleicher SBeife bas Übel heroorjurufen.
©ie 92t o n t b l a n c b e f u ch e r bleiben feiten baoon oerfchont; auch bem
©r o j f o e n e b i g e r unb bem 9 2 t a t t e r h o r n fagt man es in be-
fonberer 28eife nad;. ©ies hat natürlich feine mpftifchen Hrfad)en, fonbern
hängt mit ber ©d;wierigfeit ber 93ergbefteigung jufammen, ba als hauptfä<hlich
mitwirfenbe llrfachen ber 93ergfranfheit ftarfe geifiige unb förperliche 2lnftren-
gungen gelten tonnen. Ein 92tittel gegen fie fennt man nicht, benn ber empfohlene
R o g n a f g e n u f bewährt fich feineswegs. ©agegen wäre es ¡ebenfalls
oon gntereffe, bas oon ben fübamerifanifchen Eingeborenen benüifte 92tittel
aueb in öen 2ilpen anjuwenben. 3n ben f t o r b i l l e r e n befällt bas „Mal
di Puna“ bei 3600 bis 4800 m faft alle gremben, nicht aber bie Eingeborenen,
bie ununterbrochen K o f a b l ä t t e r fauen. ©iefe 93lätter enthalten ein
Sllfaloib, bas bei Überwinbung oon 9lnftrengungen fehr anregenb wirft, llnb
möglid;erweife ift es nid;t nur bie 2lfflimatifation, fonbern auch öas Kofain, bie
ihnen über bie 93ergfranfheit hinweghilft.
SEßenn man auch beobachtet haben will, baff 92tulis unb Sjunbe gleichfalls
unter ber 93ergfranft>eit leiben, fo barf man biefe Erfahrungen benn bo<h nicht
bahin oerallgemeinern, baff bie höd>ften 9tegionen abfolut lebensfeinblich feien.
3m oorfjergegangenen war f<hon öfters ©elegenbeit ju erwähnen, baff spflanjen
unb Eiere fich auch auf ben höchften ©ipfeln anfiebeln unb bort bie ganje Seit
ihres Sebens oerbringen. 93ereits würben bie fieben hö«hftfteigenben 93lüten-
pflan^enarten (50) namentlich aufgeführt; ihnen gefeilt fid> eine gtoffe 2lnjahl
oon ©i p f e l f l e < h t e n fnnju, bie aud; im S) i m a l a f a bis ju faft 6000 m,
foweit man ihn eben beftiegen hat, ebenfo bie lebten ©renäwächter ber spflanjen-
welt finb wie in ben polaren ©ebieten. ©ie ©ipfel bes 22t o n t b l a n c unb bes
92lont e 9t o f a finb ebenfo wie bie ber 3 u n g f r a u unb bes g i n f t e r -
a a r h o t n s überall, wo ein gelfenfopf aus ber girnbede herausblidt, mit