V. S ie OnfeftentDelt ber Qilpen
S!an mag fich in ber großen alpinen Literatur umtun, mo man roill, man
mirb ftets auf eine eigentümliche Seoorjugung ber (pflanjen ftoßen, mie
als ob bie Serge ausfdüießlich oon if>nen befiebelt mären unb nicht aud> Imn-
berterlei abfonbertiches unb nid;t meniger anjiehenbes ©etier hegten, Oies mag
roohl baher rühren, baß fid> bie (pflange oielmehr bem 2tuge aufbrängt, als bas
fcheue Sner, namentlich beffen fed>sfüßige Sertreter, an beren ©piftenj unb große
Sebeutung für bas ©efamtleben ber Sllpen mohl feiten ein Sergmanberer benEt.
Sffiären nicht bie bunten Sergfchmetterlinge unb bie läftigen fliegen unb Sremfen,
er »ergäbe ganj, baß es auch SnfeEten in ben Sergen gibt. Unb bennoch ift auch
ba jur Seit ber erften auffteigenben SEOelle bes Sommers bie ganje £uft erfüllt
oon einem feinen fügen klingen unb bem ©dnoirren ber oielen Eaufenb Eieinen
fjlügelchen, ebenfo mie im (Eieflanb. S is auf ben höchften ©rat oerfolgen bie
fliegen ben SOanberet, unb mo er noch eine Slume erfpäht, finbet firf> balb genug
ju ihr bie im tiefften S aß brummenbe Rummel ein ober bie mit hellerer ©timme
fingenben Sienen. Oiefe (Erfahrungen mögen bie meitoerbreitete 2lnfid;t genährt
haben, baß bie ©iermelt nicht jene ftreng geglieberte ©inteilung in Sonen
unb (Regionen aufmeife, mie bie (pflanzen. Sian nimmt an, baß bas bemegliche
§eer ber Smei-, Sier-, ©ed;s- unb 2ld;tfüßer in einer fteten SSanberung oon
unten nach eben im ©ommer unb oon ber £>öf)e 3U Sal im SBinter begriffen fei.
Stan ficht bie lekhtbefchmingten Sögel oom tiefften (Eal mit £eid)tigEeit auf-
fteigen ju ben fonnbegtänjten fjelshäuptern im fernen 3iti>er unb glaubt bern-
gemäß, baß altes, mas fliegen, fpringen unb hüpfen Eann, auf ben Sergen auf-
unb; abfpajiert.
, ©iefe 2lnfid;t ift bis ju einem gemiffen ©rabe ein Qrrtum. SEOenn aud;
tatfächlich bie (Eiere niemals in folch feftumriffene Segionen eingepfercht merben
Eönnen mie bie (Pflanzen, bie an bem Orte fterben müffen, mo fie SBurjel gefaßt
haben, }o brängt fich boch bem genauen Kenner ber Sergesnatur balb bie Überzeugung
auf, baß man auch ben (Eieren, im engeren bei ben QnfeEten, eine
©inteilung in eine Serg- (alpine) unb ©chneeregion oornehmen muß. ©r mertt
alsbalb, baß, fo mie es ©ebirgspflanjen gibt, auci; beftimmte SerginfeEten leben,
unb baß fich biefe §od)gebicgsformen in oielen unb fehr anjiehenben ©igenheiten
oon ber (Eiermelt ber Sicherungen unterfcheiben. S o n biefen ©igenheiten mill id;
in biefem 2lbfd>nitt erzählen.
Oer leiber ju früh oerftorbene sprofeffor S t a r f h a 11 hat im 3 ahresberid;t
ber ©ettion £eipjig bes ©eutfch-öfterrekfufchen S l l p e n o e r e i n s oom
Qahre 1901 eine felm intereffante Sufammenftellung über bie alpinen ©lieber-
tiere gegeben. Sad; ihm gibt es in unferen Sergen jmifchen 2750 unb 2900 m
S)öhe noch 13 Slrten oon Käfern, eine ©c h l u p fme f p e , eine o l j l a u s,
fomie brei Slrten oon Schmetterlingen, oon benen natürlich auch bie Saupen in
biefer E)öIk leben. Slußerbem Eommen noch in biefer Qöfye fünf Slrten jener
langbeinigen TBe be rEne c ht e oor, bie in Kellern unb ijotjgebäuben mit
grotesEer ©efchäftigEeit herumfteigen, unb fünf oerfdnebene © p i n n e n lauern
fogar an biefem, bem SEOelttreiben fonft fernen Orte auf gnfetten.
Qin ben CUfern beä 93iertt>albftätter 6ee3
Qltotiö bei ffiifenau mit bem SBürgenftocE (Sc&ioeis)
Originalaufna^mc oon Qi. Q lu p p , ©aarbrücfcn
(ßrofeffor O s m a l b § e e r (mt bie Serbreitung ber nieberen Snere im
© l a r n e r £ a n b auf bas ©ingehenbfte ftubiert, unb feine Salden rücEen
bie mirElid>en Serhältniffe in eine fehr fd>arfe unb lehrreiche Seleuchtung.
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