
diesen Punkt, obgleich unsere Neugierde aufs höchste gereitzt war,
das Innere ihrer Wohnungen, ihre Lebensart und ihre Familien
zu sehen. Nachdem ich von neuem Geschenke unter sie vertheilt
hatte, gingen wir weiter durch das Dorf nach dem äufser-
sten Ende zu. Zur etwanigen Beruhigung der übrigen Einwohner
überredete ich den Chef, mich zu begleiten. Er entschlofs
sich auch dazu, und wir gingen jetzt beyde Hand in Hand. Obgleich
diefs eine recht grofse Freundschaft zwischen uns' anzuzeigen
schien, so geschah es doch mit dem gröfsten Widerwillen,
dafs er diesen Gang machte, denn alle Schlitte blieb er stehen,
und gab mit. der bittendsten Mine den Wunsch zu erkennen,
wir möchten zurückkehren; nur durch ein neues Geschenk von
einem Stücke Tuch, konnte er bey etwas guter Laune erhalten
werden, und hatte sich, wie ich glaube, endlich überzeugt, dafs
wir gewifs nicht feindselig gegen sie gesinnt seyn konnten. Seine
Furcht entstand vielleicht jetzt nur daher, dafs wir unsere
Neugierde zu weit treiben möchten.
Auf einem Wege, der etwa 3oo Faden lang seyn konnte,
und längs einem durch hohes Gras fast ganz versteckten Fufs-
stege ging, gelangten wir ans Ende des Dorfs. Hier fiel uns
nichts merkwürdiges auf, etliche Häuser ausgenommen, die wir
in einiger Entfernung gewahr wurden , und welche, uns besser
gebaut zu seyn schienen, da sie mit Schornsteinen versehen waren.
Auf diese gingen wir jetzt zu. Das erste dieser Häuser
war leer, daher uns der Eintritt in dasselbe auch nicht versagt
wurde. Es schien vor kurzem verlafsen zu seyn, denn wir trafen
mehrere häusliche Einrichtungen darin an, wie zn»m Beispiel,
in zwey Ecken des Vorsaals einen Feuerheerd von Stein , über
dem ein grofser eiserner Haken eingeschlagen war , an welchen
wahrscheinlich der Kessel gehängt wird. Weiter zu gehen erlaubte
ich mir nicht, und wir kehrten jetzt nach dem Hause des
Chefs zurück, wo sich eine Menge Menschen versammelt hatte,
welche einige Kleinigkeiten, die jedoch für uns Seltenheiten waren,
verhandelten. Selbst der Chef liefs sich herab, sein prächtiges
seidenes Kleid für ein Stück Tuch fünf Arschinen lang, zu
verhandeln. Um aber doch in unsern Augen nicht weniger brillant
zu scheinen, und um uns eine hohe Idee von seiner Würde
und vielleicht auch von seinem Reichthum zu geben, entfernte
er sich sogleich nach geschlofsenem Handel in das Innerste seines
Hauses, und erschien nach einer Viertelstunde in einem roth
seidenen mit goldenen Blumen durchwürkten Kleide. Wahrschein-
lich würde er nicht unterlafsen haben, auch dieses zu verkaufen,
wenn sich ein Liebhaber dazu gefunden hätte. Habsucht schien
ein hervorstechender Zug seines Charakters zu seyn, und er gab
uns ein auffallendes Beispiel davon.. Obgleich er mehrere Geschenke,
die für ihn ansehnlich seyn mufsten, von mir erhalten
hatte, wollte er uns doch nicht eher einige getrocknete Fische
überlafsen, die uns delicat zubereitet' zu seyn schienen, und die
wir versuchen wollten, als bis wir sie ihm abgekauft hatten, und
auch dann gab er sie nicht aus seinen Händen, bis er den dafür
bestimmten Preis zum Voraus erhalten hatte. Tuch uud Tabak
hatte für sie alle den gröfsten Werth, besonders der letzte, für
welchen sie bereit waren, alles was sie hatten, wegzugeben. Sie
weigerten sich oft, Sachen vom gröfsten Nutzen anzunehmen,
wenn sie statt derselben einige Blätter Taback erhalten konnten,
und leider hatten wir uns nicht damit versehen. Die Ruderer
meiner Chaluppe, welche Tabak zu ihrem eigenen Gebrauche bey
sich hatten, machten daher manchen sehr vortheilhaften Handel.
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Augus t .