
1805. der Amur ergiefst, zuführen, dafs, nachdem es wieder nördlich
u° ust' durch den von uns entdeckten Canal ins Ochotskische Meer ab-
fliefst, es unmöglich, wenn es sich auch mit dem Wasser des
Amurs in diesem Canal vereinigt, alle seine Salztheile hätte verlieren
können. Da wir aber in dem dortigen Wasser gar keine
Salztheile gefunden haben, so dient diefs wohl zum klaren Beweise,
dafs im Süden vom Amur keine Durchfahrt zwischen Sachalin
und dem festen Lande sey. Hiezu kommen noch die sehr
heftigen Strömungen aus Süden, von welchen ich im vorigen
Capitel ausführlich gesprochen habe, deren Stärke weit geringer
seyn müfste, wenn sich das Wasser des Amurs nach verschiedenen
Richtungen verlöre.
Nachsatz. Ich hatte diese Bemerkungen an Ort und Stelle
aufgesetzt, und als solche habe ich sie in meinem Journal angeführt.
Bey meiner Ankunft in China, war ich- nicht wenig erfreut,
die Reise des Capitain B rou ghton, die während unserer
Abwesenheit im Druck erschienen war, zu finden. Da diese Reise
in Jedermanns Händen ist, so sieht man, dafs meine Vermuthungen
über die Vereinigung von Sachalin mit der Tatarey vollkommen
gegründet sind. Capitain Broughton, der in einem kleinen
Fahrzeuge, welches nicht über 9 Fufs tief ging, 8 Meilen weiter
nach Norden zu vorgerückt war, als La Perouse, kam auf 2 Faden
Wasser und fand endlich eine 3 bis 4 Meilen tiefe B a y e r
liefs sie mit einem Boote untersuchen/ und fand sie allenthalben
von niedrigem aus Sandhügeln bestehenden Lande umgeben, so
dafs nirgends die geringste Spur einer Durchfährt wahrgenommen
werdén konnte. Hier also war die äufserste Gränze des
grofsen Golfs der Tatarey. Wäre demungeachtet doch noch ein
enger Canal hier verborgen , der sich dem forschenden Auge
Broughtons und seines Master’s Chapman, durch welchen
er die Bay untersuchen liefs, entzogen hätte, so würde sich unstreitig
ein Strom haben fühlen lafsen; Broughton erwähnt aber
ausdrücklich der vollkommenen Ruhe des Meeres, welche für ihn
ein überzeugender Beweis war, dafs das Land geschlofsen seyn,
und er sich am Ende einer grofsen Bay befinden müfse. Die physikalischen
Beobachtungen über die specifische Schwere des Wassers
waren hier nicht nöthig. Es ist aber jetzt hinlänglich bewiesen
, dafs Sachalin mit der Tatarey vermittelst einer flachen
Erdzunge verbunden, und folglich eine Halbinsel ist, obgleich es
möglich, sogar wahrscheinlich ist, dafs Sachalin in frühem Zeiten,
die vielleicht nicht sehr weit zurück liegen, eine Insel gewesen sey,
wie die chinesischen Charten sie darstellen, und erst allmählig
durch die Versandungen des Amurs, mit dem festen Lande verbunden
wurde. Das seit La Perouse unter dem Namen des tatarischen
Ganals bekannte Meer-, würde also jetzt schicklicher
der Golf b e r T a t a r e y genannt werden müfsen.
Den rÓten August Abends um 8 Uhr veränderte ich den
Curs von Westen nach NNO. Bey meiner Abreise aus St. Petersburg
war mir vorzüglich die Untersuchung der S ch an ta r Inseln
anempfohlen worden, welche im óósten Grade der Breite, ungefähr
60 Meilen im Osten von dem Hafen Ud insk liegen, und von
deren Anzahl und relativen Lage man, ungeachtet sie nicht fern
von einem bekannten Etablissement sind, keine bestimmten Nachrichten
hat. Mit dem festen Vorsatze, diese Untersuchung anzustellen
, nachdem wir die von Sachalin beendigt haben würden,
verliefs ich Kamtschatka, und hätte' auch noch jetzt, ehe die stürmische
Jahrszeit sich hier einstellt, die Untersuchung dieser Inseln
beendigen können, wenn ich nicht in den ersten Tagen des