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May.
terwohnungen zu seyn. Die beyden, welche wir besuchten, und
in deren Nähe sich Balagans zum Trocknen der Fische befanden
, bestanden aus einer einzigen grofsen Stube , welche nebst
einer kleinen Abtheilung am vordersten Ende die ganze Gröfse
des Hauses einnahm. Uebrigens schien mir die Bauart nicht
sehr fest zu seyn,. und wenn der Schnee die Häuser nicht , wie
in Kamtschatka ganz bedeckt, so begreife ich kaum, wie sie die
Kälte ertragen, die hier im Winter sehr strenge seyn mufs, da
selbsLjüi der Hälfte des Mays das Thermometer nur 3 Grad Wärme
anzeigt. In der Mitte der Stube war ein grofser Feuerheerd,
uin welchen die ganze Familie, in 8 bis 10 Personen bestehend,
in einem Kreise safs. Der Hausrath bestand aus einem grofsen
Bette, worüber eine japanische Matte ausgebreitet war, mehreren
Kasten und Gefäfsen. Alle ihre Geräthschaften waren von japanischer
Arbeit, die 'meisten .lakirt. Dem Innern der Häuser nach
zu urtheilen , verrieth die Lage ihrer Bewohner einen gewifsen
Grad von Wohlstand , den man bey den Kamtschadalen , und
noch weniger bey den Aleuten, und den unglücklichen Einwohnern
von Kadiack nicht antrift. Der grofse Vorrath von gereinigten
Fischen verursachte zwar einen etwas widrigen Anblick.
Man wird aber wohl keinen Anstois daran nehmen, wenn man
bedenkt, dafs ihre ganze Existenz davon abhängt, indem Fische
ihre einzige Nahrung auszumachen scheinen. Ihre Wohnungen
liegen auch aus dieser Ursache mehrentheils zerstreut, an den
Ufern des Meers. Wir wurden keine Spur von Ackerbau, selbst
keine Pflanzungen von einigen Gartengewächsen gewahr. Auch
sahen wir nirgends einiges zahmes Geflügel, und von Haustliie-
ren nur Hunde, welche sie in grofser Menge halten. Der Lieutenant
Golowatscheff fand in der Mordwiuoff Bay an der Westküste
der Bay Patience über 5o . Hunde an einem einzigen Orte.
Sie brauchen sie wahrscheinlich zu ihren Winterreifen; denn in
der Aniwa Bay sahen wir einen Schlitten , der ganz einer Kam-
tschadalischen Narte ähnlich war. Auch machen Hundsfelle
hier, wie in Kamtschatka, ein wichtiges- Bedürfnifs der Kleidung
aus. Auffallend war es uns , dafs an der Nordspitze von Jefso
das Getränk der Einwohner nur aus Schneewasser bestand, obgleich
das Wasser in dem Flufse , der sich in die Bay ergiefst,
sehr gut ist. Vielleicht hat die Furcht vor der Kälte im Winter,
da sie sich das Wasser aus dem Flufse, der nicht ganz nahe
an ihren Häusern vorbeyfliefst, holen müfsen , sie so sehr an
den Gebrauch von Schneewasser gewöhnt, dafs sie dieses Wasser
Tjr so" lange sie sifch’s nur verschaffen können, dem Flufswas-
ser vorziehen. Eben so scheint hier der Gebrauch allgemein
zu herrschen , wenigstens fand in allen Häusern, die .theils ich,
theils meine Offiziere besuchten , keine Ausnahme statt, einen
jungen Bären in jedem Hause zu erziehen , der seine eigene
Stelle im Winkel der Wohnstube hat , und unstreitig der unruhigste
B&wohner im ganzen Hause ist. Einer von unsern Offizieren
wünschte einen solchen Bären zu kaufen. Er bot einen
Ueberrock von Tuch dafür an. Dennoch konnte man, obgleich
Tuch in den Augen der Ainos einen sehr hohen Werth hat, da
sogar die Japaner nicht im Stande sind, sie damit zu versorgen,
den Eigenthümer des Bären nicht vermögen , sich von seinem
Zöglinge zu trennen.
Es würde zu gewagt seyn , über die Regierungsform der
Ainos, und ihre Religion etwas ausführliches zu sagen, da unser
Aufenthalt unter ihnen zu kurz war, um gründliche Untersuchungen
darüber anstellen zu können. Es läfst sich indefs