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J uli.
von Sachalin , dals er in der Parallele von 5 i Grad nichts als
Sanddünen gefunden habe. Da nun Sachalin hier nicht über 5o
Meilen von Osten nach Westen hat, so sieht man leicht, dafs es
.zwischen dem 5i»ten und äastetl Grad in seiner ganzen Breite
aus nichts als Sanddünen bestehen könne.
Erst den 2gste“ Juli begann die Witterung uns wieder günstig
zu werden. Nach einer Windstille, die einige Stunden gedauert
hatte, erhielten wir einen schwachen Wind aus SSW, mit
welchem wir nun die fernere Untersuchung der Küste fortsetzten.
Wir beobachteten um Mittag in 5 i.° 14.' 44" N und
2 16.° 07' W. Um 3 Uhr hatten wir uns bis auf 7 Meilen dem
Lande genähert, woselbst die Tiefe 3o Faden über einem Boden
von Thon betrug. Wir verfolgten unsern Lauf, so wie sich mehr
und mehr Land im Norden zeigte, der Küste parallel, NNW,
NtW, N, und zuletzt NtO dem Lande so nahe als möglich, so
dafs wir oft nicht mehr als 3 Meilen davon entfernt waren. Da
ich mich noch immer der Idee nicht entschlagen konnte , dafs
das nördliche Sachalin , von welchem die äufserste Spitze im
b4sten Grade liegen sollte, und das südliche, längs welchem wir
jetzt segelten, nicht zwey verschiedene Inseln seyn sollten: so
nährte ich in jeder Stunde die Hofnung , welche aber schnell
vereitelt ward, dafs jede sich von neuem zeigende Spitze , die
letzte Spitze der südlichen Insel sey.
Um 4 Uhr Nachmittags zeigte sich hohes Land in NW,
welches sich wie eine Insel in diesem Sandmeere erhob. Tiefer
im Lande war alles mit undurchdringlichen Waldungen bedeckt.
Es schien mir nicht unwahrscheinlich, dafs das gebirgigte Land
in NW das nämliche sey, an welchem La Perouse’s Cap Bou-
tin liegt. Um 8 Uhr Abends sahen wir eine Spitze, welche uns
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die Gränze der Sandküste zu seyn schien. Sie lag uns in NW4»°, 1805.
und wird durch einen runden Berg, oder vielmehr durch einen JUU.
Hügel von runder Gestalt sehr kenntlich. Ich habe diese Spitze,
die in 5 i . ° 53/ 00” N und 2 i 6.ö46./ 3o” W liegt," D ü n e n S p i t z e
genannt. Sie bildet keine Gränze dieser Sandküste; denn die
Fortsetzung nach Norden ist der südlichen Küste ganz ähnlich,
nur liegt hinter dieser Spitze eine Bay von ansehnlicher Tiefe.
Bey Tages Anbruch lag uns die Dünen Spitze in SWtS un- 30.
gefähr 20 Meilen weit. Da ich die Vertiefung hinter dieser
Spitze näher zu untersuchen wünschte, in der Hofnung, vielleicht
hier eine Theilung der Insel zu finden, so liefs ich nach
SW zu wenden. Der Wind ging aber bald ganz nach SW
um, und nöthigte uns WNW zu steuern. Wir hatten uns in-
defs schon um so viel genähert, dafs das flache Land innerhalb
der Vertiefung gesehen' werden konnte. Einen ähnlichen Anschein
gab uns eine Stelle von ansehnlicher Ausdehnung, die wir
um 8 Uhr in NW hatten. Selbst von der Spitze des Masts war
kein Land zu sehen, unsere Entfernung vom nächsten Lande
betrug ungefähr 10 Meilen bey einer Tiefe von 17 Faden. Ich
nahm sogleich meinen Curs darauf zu. Nach einer Stunde sah
man aber schon die Vertiefung des Landes vom Mast, und bald
darauf auch vom Verdecke.
Um Mittag hatten wir in NW eine Reihe von fünf wellenförmigen
Hügeln, welche wie eine Kette von Inseln in dieser
unabsehbaren Fläche gruppirt lagen. Auch ist hier die ganze
Küste, so wie in Süden, kaum über die Meeresfläche erhoben.
Sie. besteht ganz aus Sand, und etwas tiefer im Lande aus einem
undurchdringlich scheinenden Walde von kurzem Gesträuche.
In NWtN zeigte sich gleichfalls ein Sandhügel, der sich durch