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Septemb.
unternehmen; auch durfte ich nicht, einmal wünschen, dafs er
sie unternehmen möchte, da wir erfuhren, dafs er auf seiner letzten
Rückreise auf dem Flufse Kamtschatka beinahe ums Leben
gekommen, und nur mit Mühe gerettet worden war. Aber seinen
Bruder, unsern Begleiter auf der Reise nach Japan, erwartete
ich jetzt. Nach vier Wochen traf er auch zu unserer allgemeinen
Freude hier ein, und mit ihm kam der Major Friderici zurück,
welcher während der Zeit unserer letzten Abwesenheit mit
dem Gouverneur eine Reise nach Nishney gemacht halte. . Der
Lieutenant Koscheleff hatte von seinem Bruder die Vollmacht,
uns zu allem behülflich zu seyn; allein auch die ausgedehnteste
Vollmacht würde von geringem Nutzen für uns gewesen seyn,
wenn nicht der wärmste, der freundschaftlichste Eifer uns zu dienen,
sie begleitet hätte. Alles ward aufgeboten-, uns die Produkte
zu verschaffen, welche Kamtschatka liefern konnte. Sechs grofs e
Ochsen waren schon früher aus Werehnoy_ hergetriebefl worden,
damit sie Zeit hätten, sich auf den fetten Weiden von Petro-
pawlosk von ihrer Reise zu erholen. Eine Menge Fische, ward
gesalzen und gedörrt, und mehrere Tonnen wilder Knoblauch
eingemacht. Auch wurden Zwiebacke gebacken, die uns'"sehr zu
Statten kamen, da die von Ochotzk herbey geführten nur im
höchsten Nothfalle gebraucht werden konnten. Man versorgte uns
mit Kartoffeln in grofser Menge: auch mit einigen andern Gattungen
von Gemüse, wiewohl in geringem Mafse , da sie eine
Strecke von 3oo Werst transporlirt werden mufsten. Mit einem
Worte, nur ein Wunsch brauchte geäufsert zu werdén, und es
wurden sogleich die kräftigsten Mafsregeln ergriffen, ihn in Erfüllung
zu setzen. Nie werdé ich es vergefsen, mit welcher eifrigen
Theilnahme dieser liebenswürdige junge Mann, dessen Lob
ich zwar schon einigemal wiederholt habe, den ich aber nicht
zu oft loben kann, sich für unser Schiff interessirte.
Da es bey unserer Ankunft voraus zu sehen war, dafs die
vielfältigen Arbeiten auf dem Schiffe in nicht kürzerer Zeit, als
4 bis 5 Wpchen, beendigt werden konnten, so, hatten die Offiziere
des Schiffs den Plan gemacht, das Grabmal des Capitains
Clerk e zu erneuern. Aus Cook’ s und La Perouse’ s Reise
weifs man, dafs Clerke in der Stadt Peter und Paul unter einem
grofsen Baume begraben liegt, an welchen ein Brett mit einer
Inschrift befestigt ward, die des Capitains Clerke Tod nebst der
Anzeige seines Alters und Ranges, und den Gegenstand der Unternehmung
auf welcher er sein Leben eingebüfst hatte, enthielt.
Das von dem Maler der Resolution Webber gemachte Wappenschild,
welches Capitain King in der Kirche zu Paratunka hatte
aufhängen lafsen, fanden wir im Vorhause des Majors Krups’koy,
ohne dafs jemand zu wifsen schien, was es für eine Bewandtnifs
mit diesem gemalten Brette hatte. Da seit vielen Jahren weder
in Paratunka, noch in Petropawlovsk eine Kirche mehr vorhanden
ist *), so war es ein Glück, dafs das Wappenschild nicht ganz
und gar verloren gegangen war. La Perouse liefs, da er das
Brett am Baume schon sehr zerstört fand, die Inschrift auf eine
Kupferplatte .copiren, und setzte am Ende derselben hinzu, dafs
sie von ihm wieder hergestellt sey. Da die Inschrift in Cook’s
Reise nicht aufgenommen worden ist, alles aber, was Cook und
seine Gefährten betrift, grofses Interesse für jeden haben mufs,
so kann ich nicht umhin, sie hier nach der von La Perouse
gemachten Copie anzuführen:
■ *) Es wurde eben eine Kirche gebaut, mit deren Bau aber sehr gezögert ward.
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