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Die Kleidung der Ainos besteht meistenteils aus Fellen von '
zahmen Hunden , und Seehunden; ich habe aber auch mehrere
in einer andern Tracht gesehen, die ganz den Parkis der Ram-
tschadalen ähnlich ist,nnd eigentlich nur in einem weiten Hemde
besteht, welches über 'die untere Kleidung gezogen wird. In
der Aniwa Bay waren alle in Pelze gekleidet. Auch ihre Stiefeln
sind von Seehundfell. Selbst die Weiber waren durchgängig
in Seehündsfelle eingehüllt. In der Bay Romanzoff hinge-
geri sah ich nur zwey in Pelzkleidern, wovon das eine von Bären
, das andere von Hundsfellen gemacht ; die übrigen waren
alle in ein gelbes grobes Zeug gekleidet, welches aus Baumrinde
geweht, (wie wir uns davon in ihren Häusern überzeugten) und
bey einigen mit blauem Tuch eingefafst war. Unter diesem
Oberkleide trugen sie noch eins von dünnem baumwollenen
Zeuge, welches sie wahrscheinlich von den Japanern einhandeln.
Hier sahen wir auch bey keinem Stiefeln, welche ohne Ausnahme
jeder in der Aniwa Bay trug. Anstatt derselben hatten, sie
japanische Pantoffeln von Stroh. Nur wenige bedeckten ihre
Waden mit einem halben Strumpfe, der aus der nämlichen groben
Materie , woraus ihre Oberkleidung bestand , zusammen genäht
war. Dieser grofse Unterschied in der Kleidung zwischen
den Ainos von Jefso und von Sachalin, läfst auf einen viel grö-
fsern Wohlstand auf dieser letztem Insel schliefsen. Auch schienen
die Menschen hier ein froheres Ansehen zu haben. Ob
dasselbe ihren gröfsern Reichthum an Fischen und Pelzwerk,
welche einen sichern und vortheilhaften Absatz bey den Japanern
finden, oder ihre weniger abhängige Lage von den Japanern zur
Ursache hat, darüber kann ich nicht mit Gewifsheit urtheilen,
bin aber geneigt, das erstere zu glauben. Pelzmützen sah ich
bey keinem; die meisten bedeckten ihren Kopf gar nicht1)"1 andere
trugen einen in der Mitte zugespitzten Strohhut. Das Haar
zu scheren ist, glaube ich, nicht Sitte ihres Landes , wenn ich
gleich bey mehrern den Kopf halb geschoren sah; wahrscheinlich
ist diefs nur Nachahmung der Japaner. Frauenzimmer, selbst
die jüngsten kennen keinen Putz der einzelnen Theile des Kopfes.
Nur ihre Lippen waren, wie ich. schon erwähnt habe, durchgängig
blau gefärbt; eine Sitte , die einem Europäer , dessen Auge
an Rosenfarbe gewöhnt ist, äufserst häfslich vorkommt. Mehrere
vom männlichen Geschlechts trugen dagegen Ohrgehänge, die
gewöhnlich aus einem einfachen mefsingenen Ringe bestehen.
Ich erhandelte v.on einem jungen Menschen ein paar, bey denen
der Ring von Silber war , und an welchen ein paar grofse un-
ächte Perlen hingen *). Der Besitzer schien einen grofsen Werth
auf diesen Schmuck zu setzen , nur ungern trennte er sich davon,
zweymal bereute er seinen Handel , nahm die Ohrgehänge
zurück, und verlangte einen höhern Preis dafür. Ein altes Kleidungsstück,
zwey baumwollene Tücher , und eine Platte weifses
Blech waren endlich die Schätze, gegen welche er sie vertauschte.
Uebrigens waren Knöpfe und alte Kleider das , was die Ainos
am meisten begehrten, und wofür sie ihre Pfeifen , und andere
Kleinigkeiten hingaben , die nur deswegen einen Werth hatten,
weil sie einem Bewohner von Jefso zugehörten.
Die Hütten die wir in der Aniwa Bay sahen , waren , wie
ich schon gesagt habe, wahrscheinlich nur auf kurze Zeit erbaut,
und dienten nur zu ihrem Sommer-Aufenthalte. In der Bay
Romanzoff schienen sie mir beständige sowohl Sommer - als Win-
*) La Perouse hatte in der,Bay de Langle ein ähnliches Paar bey einem
der dortigen Einwohner gesehen.
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