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May.
den Gouverneur von unserer Ankunft zu benachrichtigen. Bis 11
Uhr lavirten wir unter geringen Segeln, und folgten dann mit
dem Schiffe. Um halb ein Uhr warfen wir in der Bay von St.
Helena nach einer Fahrt von 56 Tagen von der Strafse Sunda,
und von 79 Tagen von Macao, Anker. Die Tiefe betrug i3 Faden.
Der zweyte Anker wurde in NW gelegt.
Wir trafen die N ewa hier nicht an. Nur ein einziges englisches
Kauffarthey Schiff lag in der Bay. Sehr selten ist die
hiesige Rhede so sehr von Schiffen entblöfst, als sie es jetzt war.
Wir erfuhren, dafs nur 24 Stunden früher der englische Capitain
Popham mit einer ansehnlichen Flotte zur Eroberung von Buenos
Ayros von hier abgesegelt sey, einer Expedition, die von vielen
Einwohnern der Insel getadelt ward. Hier erhielten wir auch
die Nachricht von dem seit kurzem ausgebrochenen Kriege zwischen
Rufsland und Frankreich.
Ich fand in dem Gouverneur, Obristen P a tto n , einen sehr
artigen zuvorkommenden Mann, der uns mit der gröfsten Höflichkeit
aufnahm, und mit vieler Bereitwilligkeit alles anbot, was
er zu geben im Stande war. Er gab Befehl, die Mannschaft
der N ade shda täglich mit frischem Fleische zu versorgen, und
war erbötig, eine Quantität Mehl zu liefern, dessen wir sehr bedurften.
Unser Vorrath an Zwieback hatte sich sehr verringert,
da die Ochotzkischen Zwiebacke jetzt so schlecht befunden wurden,
dafs ich sie den Leuten nicht länger geben durfte. Der
Mangel an Mehl war aber auf der Insel so grofs, dafs selbst den
Einwohnern nichts verkauft werden durfte. Sowohl die neue
Besitznehmung vom Cap, als auch die Expedition nach dem Rio
de lä Plata, hatte die Magazine der Insel leer gemacht. Ich
mufste daher auf diese Lage Rücksicht nehmen, und hoffte in
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Erwartung einer schnellen Reise bey einiger Oekonomie mit un-
serm eigenen Vorrath bis Kopenhagen aüszukommen.
Ich kenne keinen bessern Ort, als St. Helena , um nach
einer langen Reise Erfrischungen einzunehmen. Die Rhede ist
vollkommen sicher, und zu jeder Zeit; weit bequemer, als Tafels
oder Simons Bay am Cap. Die Einfahrt ist, wenn man die Vorsicht
braucht sich nahe am Lande zu halten, sehr leicht, und
um weg zu segeln, braucht man nur den Anker aufzuheben, um
sogleich in freier See zu seyn. Man findet hier allerhand Lebensmittel,
und besonders Gemüse von der besten Gattung. I11 einer
Zeit von 2 bis 3 Tagen ist man reichlich mit allem versehen.
Porter und Weine,, besonders Madera Weine, waren hier im Ueber-
flufse zu bekommen, so wie auch Schiffs Provision, als Salzfleisch,
Erbsen, Butter, ja sogar Schiffs Takelasche. Die Anstalten zum
Wasser Einnehmen können nicht besser seyn, als sie hier sind.
In 24 Stunden nimmt man seinen ganzen Vorrath an Wasser
mit der gröfsten Leichtigkeit ein, und nach 48 Stunden ist ein
Schiff schon im Stande, seine Reise fortzusetzen. In jeder Rücksicht
ist St. Helena aus dieser Ursache für Schiffe, die nach Europa
segeln, dem Vorgebirge der guten Hofnung weit vorzuziehen,
da das Einkäufen dort mit viel weniger Sicherheit, und mit
grofsem Aufenthalte verknüpft ist. Die Preise der Bedürfnifse
sind in St. Helena freilich hoch, und wenn diese Insel Seefahrern
den bequemsten Landungsplatz darbietet, so sind auch
schwerlich irgendwo die Bedürfnifse theurer als hier. Wir bezahlten
für ein Schaf von 18 bis 20 Pfund 3 Guineen, für einen
Sack Kartoffeln von 100 Pfund eine Guinee, Hüner und Enten
kosteten eine halbe Guinee das. Stück, ein Dutzend Eyer einen
Piaster, das übrige in demselben Verhältnifse. Kriegsschiffe und
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May.