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grauen Sande. Diese Tiefe zeigte an, dafs wir einen starken
Strom nach Westen gehabt hatten. Die Mittags Beobachtungen
in 36.“ 00' der Breite, und 338.° 20' der Länge, bestätigten diefs,
und er war in den letzten 24 Stunden 17 Meilen nach Süden
und i.° 20' nach Westen gewesen. R en n e l ist, glaube ich,
der einzige, der den Rath giebt, sich nicht in der Nähe des Landes,
sondern in dem Striche des Stroms, dessen Richtung er auf
seiner Charte anzeigt, zu halten. Diesem Rathe zufolge segelte
ich von dem Meridian des 332sten Grades bis zu dem des 34osten in
der Parallele von 35 5 und 36°, und jand seine Meinung sehr
gegründet; denn die Stärke des westlichen Stroms betrug 3 ' Meile
die Stunde. Um 6 Uhr sondirten wir in 76 Faden auf feinem
grauen Sande, um Mitternacht in 90 Faden, und um 4 Uhr Morgens
in io 5 Faden auf feinem Thon. Diese lesztere Tiefe zeigte
an, dafs wir schon den Meridian von Cap Lagullas passirt waren.
Den igten April Morgens um 9 Uhr sahen wir Land in
NNO nach dem Compafs. Das Land hatte das Ansehen einer
Insel; bald darauf zeigte sich gebirgigtes Land in NOtO. Mittags
beobachteten wir in 35.° o5' und 34o.° 3 i.' 24"- Das westliche
Land, welches das Vorgebirge der guten Hofnung war, lag
in NO 7°, und das östlichste, Cap JFalso, in NO 85a. Mit 200
Faden war keine Tiefe zu ergründen. Da wir uns genau im Meridian
der Cap Spitze befanden, die nach, den besten bekannten
Beobachtungen in i8.°2g' östlicher, oder 3 4 i-° 3 i' westlicher Länge
liegt, so überzeugten “wir uns, dafs unsere Uhren um einen Grad
zu östlich waren, welcrie Correction bis zu unserer Ankunft in
St. Helena angebracht werden wird. Hier sprachen wir einen aus
Isle de France kommenden Amerikaner, der uns aber keine Auskunft
über die Escadre des französischen Admirals L in o is , welche
seit’ einiger Zeit in diesen Gewässern kreuzte, geben konnte. Es
zeigte sich noch ein anderes Schiff, welches auch die Amerikanische
Flagge aufzog. Um 6 Uhr Abends lag uns das Cap der
guten Hofnung in NO 35° in einer Entfernung von 36 Meilen;
Cap Falso in NO 48°, und der Tafelberg in NO 23°., Der Wind
wehete frisch aus SSO; ich steuerte bis 4 Uhr NW, und nahm
dann meinen Kurs NNW auf die Insel St. Helena zu. Im 29°.
der Breite Bel uns die kühle Temperatur auf. Das Quecksilber
im Thermometer stieg selbst bey Tage nicht über 1 2°, sogar im
27.° stieg es nur bis auf i 4 °- Wir hatten es im 36.° der Breite
wärmer gehabt. In 26.° 3o' der Breite ging der Wind nach Westen
und WSW herum, und hielt zwey Tage an. Kaum hatten
wir aber den südlichen Tropik durchschnitten, so bekamen wir
den wahren Passat SSO und SO. Den 2 6sten April sahen wir
zwey Schiffe, das eine in NW das andere in NO. Das erstere
schien die N ewa, zu seyn, wenigstens hatte man am Bord unsers
Schiffs keinen Zweifel darüber, aber da wir viel schlechter segelten,
so verloren wir sie bald aus dem Gesichte *).
Den 2gstett April hatten wir vom Greenwicher Meridian 36o°
von Osten nach Westen gemacht, ich veränderte daher die Rechnung,
und nannte, weil wir einen Tag verloren hatten, den folgenden
Tag den ersten May. Den 3ten May Abends um 6 Uhr
sahen wir die Insel St. Helena in WNW in einer EntfernungO
yon 4 ° Meilen. Wir legten während der Nacht bey, und bey
Tages Anbruch befanden wir uns ungefähr 20 Meilen vom Lande.
Urn 9 Uhr schickte ich den Lieutenant L ö w enstern ans Land,
*) Auch am Bord der N e w a hatten mehrere Offiziere die N a d e s h d a erkannt,
und vergebens eine Vereinigung gewünscht, wie ich diefs bey
unserer Ankunft in Cronstadt erfuhr.
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