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J a n u a r.
seines Nachfolgers wegen', den die Compagnie noch nicht bestimmt
hatte , noch ein Jahr länger hier bleiben müfsen.
H. Drummond nahm sich unserer Sache sogleich mit dem
gröfsten Eifer an. Die Haupt Schwierigkeit bestand darin, un-
sern Brief dem Statthalter zukommen zu lafsen , da dieses nie
direct geschehen kann , und man eine Audienz nur in äufserst
seltenen Fällen verstattet. Der Brief mufste demnach vermittelst
der Hong Kaufleute, durch den Hoppoo dem Statthalter übergeben
werden; auch war es keine unbedeutende Sache, ihn ins
Chinesische zu übersetzen, da man sich dazu geborner Chinesen
bedienen mufs, von denen es sich nicht erwarten läfst, dafs
sie eine treue Uebersetzung veranstalten werden. H. Drummond
versammelte alle Kaufleute des Hongs bey sich, und um die Sache
feyerlicher zu machen, berief er die Mitglieder des engern
Ausschufses (Select-Comittee) der englischen Factorey, welche aus
Sir George Staun ton, den H. R o b e r ts und P a t t le bestanden.
Die Gegenwart des ersten Kaufmanns des Hongs: Panquiqua, war
bey dieser Versammlung unumgänglich nothwendig, da er das
Organ der Kaufmannschaft ist. Als ein Mann, dessen Vermögen
man auf sechs Millionen Piaster schätzt, mufs er bey seinem
Chef, dem Zoll Director, sehr grofsen Einflufs haben. Sein Cha-
racter war übrigens aus Dummheit, Eitelkeit, und Hafs gegen
Europäer zusammen gesetzt. H- Drummond befürchtete mit
Recht, dafs er sich nicht gern mit dieser Sache befafsen würde"
Allein da es wichtig war, ihn für uns zu stimmen , so ging er
selbst zu ihm , ihn zu bitten , sich mit den übrigen um 3 Uhr
Nachmittags in seiner Wohnung einzufinden. Die Ehre eines
öfficiellen Besuchs von H. Drummond war , so lange dieser an
der Spitze der englischen Factorey gestanden, dem stolzen Panquiqua
noch nicht wiederfahren. So geschmeichelt er sich da- 1806.
durch finden mufste, so gewann dennoch diesmal die Eitelkeit
nichts über seine Grundsätze. Der niederträchtige Chinese schämte
sich sogar nicht, H. Drummond Vorwürfe darüber zu machen,
dafs er sich mit so vielem Ernste für eine Sache intéressirte, die
ihm nichts anginge, und welche ihm nur Unannehmlichkeiten
züziehen könnte. Er hatte indefs den Verdrufs, den edlen Engländer
ihm antworten zu hören , dafs er sich dieser Angelegenheit
angenommen hätte, nicht nur weil Rufsland und England
Freunde und Bundesgenofsen wären, und aus diesem Grunde die
Sache der Rufsen auch Angelegenheit der Engländer sey; sondern
weil er es auch für seine Pflicht hielte, uns, die wir hier nié vorher
gewesen wären, und da wir mit der, von der europäischen
so sehr verschiedenen Handelsweise der Chinesen unbekannt seyn
müfsten, so sehr als möglich in unsern Geschäften behülflich zu
seyn ; und dafs er jetzt unsere Sache als eine Sache der englisch-
ostindischen Compagnie ansähe, folglich so viel thun würde, als
nur immer in seinen Kräften stünde, um den verdrüfslichen
Yorfall, der uns nirgends als nur in China hätte wiederfahren
können, zu unserer Zufriedenheit Zu beendigen. Panquiqua beantwortete
diese Aeufserungen, die seinem Herzen wohl nicht
verständlich seyn mochten, mit einem Kopfschütteln , und versprach
zu kommen, liefs sich jedoch unter einem nichtigen
Vorwände entschuldigen.
Nachdem H. Drummond den Anwesenden den Inhalt unsers
Briefs verständlich gemacht hatte, so gab er ihn an den zwey-
ten Kaufmann des Hongs, Mowqua, damit dieser ihn dem Hoppoo
zustellep möchte. Mowqua, durch die Abwesenheit des Panquiqua
schüchtern gemacht, nahm den Brief sehr ungern entgegen,
Januar.
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