
Gesetzen und Gebräuchen treu zu bleiben. Um aber dem Uebel
so sehr als möglich vorzubeugen, befiehlt er, eine Commission
zu ernennen, die über die Missionaire ein wachsames Auge haben
soll. Adjudati’s Schicksal war, nach der Tatarei verbannt
zu werden; ein anderer italiänischer Missionair, Choisin Sal-
v a t t i, welcher ohne Erlaubnis der Regierung im Lande herum
reiste, und nicht weit von Canton ergriffen ward, soll sich jetzt
dort im Gefängnifse befinden. Auch von einem Polen sagte man
mir, dafs er auf der Gränze ergriffen und aufs fürchterlichste gemartert
worden seyn soll. Eine strenge Nachforschung der Christen
ist bald nach Erlafsung des Edikts veranstaltet worden. Die
des Verbrechens, die christliche Religion angenommen zu haben,
überwiesen , müfsen diese Religion abschwören; thun sie diefs
nicht, so werden sie hingerichtet. Nur zwey vornehme Mandarinen,
Verwandte des Kaisers, sind, da sie der christlichen Religion
nicht. haben entsagen wollen, der Todes Strafe entgangen.
Sie wurden aber nach der Eleutischen Tatarey verbannt. Der Abbe
Mai n gu e t, ein französischer Missionair, welcher sich in Canton
als Agent der in China befindlichen Missionaire, während
unsers dortigen Aufenthalts befand, behauptete jedoch, dafs die
.Christen jetzt mit weniger Strenge verfolgt würden; obgleich die
' Missionaire, denen man in Peking zu bleiben erlaubt hatte, unausgesetzt
mit vieler Vorsicht bewacht wurden, und man neuen
Missionairen durchaus untersagte, sich ins Innere von China zu
begeben. In den ersten Tagen des Januars dieses Jahres, kamen
zwey französische Missionaire in Cariton an, um von dort
nach Macao zu gehen. Fünf Jahre hatten sie in Macao zugebracht,
und. auf die Erlaubnifs, nach Peking gehen zu dürfen
gewartet. Endlich hatten sie diese Erlaubnifs erhalten, und
waren dahin abgereist. Allein in einer nur geringen Entfernung
von Peking, erhielten sie den Befehl, nach Macao zurückzugehen;
er war eine Fblge der Ungnade, welche die Missionaire
traf. Während ihres zwey tägigen Aufenthalts in Canton , war
es ihnen nicht erlaubt, ans Land zu gehen, und man verstatte-
te nur ihren Freunden und Bekannten , - sie zu besuchen. Auf
dem Boote stand mit grofsen Buchstaben geschrieben , dafs sie
auf Befehl des Kaisers nach ihrem Vaterlande zurückgeschickt
würden. Sie waren übrigens mit der Behandlung der Chinesen
sehr zufrieden , da, wie sie sagten , man sie während der Reise
nicht strenge bewacht, und- sie dieselbe ganz auf Kosten des Kaisers
gemacht hatten. Siq wäre sogar sehr angenehm für sie gewesen,
wofern nur ihr Endzweck dadurch nicht ganz vereitelt worden
wäre. Wahrscheinlich werden sie jetzt ihre Reise nach Europa
wieder antreten, da es ihnen immöglich geworden ist, ihre Absichten
zu erreichen-
Canton ist als eine grofae Handels Stadt für Fremde vorzüglich
deswegen interessant, weil man hier Menschen von fast' allen
Nationen der Welt versammelt sieht. Aufser Europäern, aus
allen Ländern Europa’s, findet man daselbst auch Eingeborne
der meisten Länder des handelnden Asiens, als: Armenier, Ma-
hoirietaner, Hindostaner, Beiigalesen, Parsis *) u. s. w. Die
meisten von ihnen kommen zur See aus Indien nach Canton,
und kehren auch auf diese Art wieder dahin zurück. Viele ha-
*) Abkömmlinge von den alten Persern , welche zu der Zeit, als die
mahoinetanische Religion in Persien eingeführt wurde, aus ihrem Vaterlande
gingen , und sich in Bombay niederliefsen. Sie befolgen die
Lehre Zoroasters. Auch in Mozambique haben sie sich niedergelafsen,
wo cer gröfste Theil des Handels nur durch sie betrieben wird.
ZWEITE» THEIL. 4.4