
i 38 R E I S E
jetzt NW bey dem schönsten Wetter. Schon seit langer Zeit
hatten wir des guten Wetters entbehrt. So lange der SSW Wind
wehete, hoften wir vom Nebel befreyt zu seyn; denn fast ohne
Ausnahme stellte er sich bey einem SO und Ost Winde sogleich
ein. Die Küste, deren Richtung von der nördlichen Spitze der
flachen Bay bis zum 49-° 3o' der Breite, NW 190 war , hatte
in der Gestalt des Landes ganz die nämliche Einförmigkeit, die
wir” schon gestern wahrnahmen, nur zeigten sieh tiefer im Lande
mehrere Reihen gröfstentheils hoher Berge. Die Ufer waren
ganz schroff und von weifser Farbe. Zwischen zwey ziemlich
hervorragenden Hügeln, von denen der südlichste isolirt zu ste-
schien, möchte vielleicht ein guter Hafen verborgen seyn.
Ein dicker Nebel lag zwischen den zwey Vorgebirgen, und verhinderte
uns , jf obgleich wir nicht sehr weit davon entfernt waren,
uns ganz davon zu überzeugen. Nach der Lage des Landes
zu urtheilen, mufs sich hier ein kleiner Flufs ins Meer er-
giefsen. Gerne hätte ich diese Gegend untersucht. Da es aber
der erste heitere Tag war , seitdem wir uns an dieser neblich-
ten Küste befanden, und wir nur wenige ähnliche erwarten
durften, so konnte ich mich unmöglich entschliefsen, das schöne,
uns so kostbare Wetter zu einer Untersuchung anzuwenderi, deren
Erfolg so unsicher war. Damit aber Seefahrer nach uns im
Stande seyn mögen, diesen Punkt ohne Mühe zu finden, so bemerke
ich hier seine Länge und Breite. Sie ist, 49-° 29' N und
a i 5.° 38' W, 7 Meilen SSW von einem Vorgebirge, welches ich
nach dem fünften Lieutenant meines Schiffs C ap B il l in g sh a u sen
enannt habe, und in 49-° 35' N und a i 5.° 34-' i 5" W liegt.
Ehe ich die Geschichte unserer weitern Untersuchung der
Ost Küste von Sachalin fortsetze , welche wir, unter den eurp-
U M D I E W E L T i 3 9
'päischen Seefahrern zuerst zu besuchen das Glück hatten, halte 1805.
ich es nicht für überflüfsig > etwas über die astronomischen Be- J“ !1-
Stimmungen zu sagen, welche die Haupt Basis der Charte, die
wir von dieser Küste verfertigt haben, ausmachen. Unsere zwey
Chronometer, N. 128 von Arnold, und der von Pennington, (der
Taschen Chronometer von Arnold N. i 856 blieb während unsere
letzten Aufenthalts in St. Peter und Paul stehen), waren seit
unserer Abfahrt von Kamtschatka uur um 3 Zeit Secunden von
einander abgewichen. Wir erwarteten daher mit Ungeduld ein
günstigeres Wetter, um durch Monds Beobachtungen uns zu
überzeugen, dafs die Ursäche dieser Uebereinstimmung nicht in
einem gleichen Fehler beyder Uhren liege, wie diefs der Fall
auf unserer Fahrt von den Washington zu den Sandwich Inseln,
gewesen war. Den iyten Ju]i nahmen wir 6 Reihen von Abständen
des Monds von der Sonne. Das Mittel aus den meini-
gen, gab für den Fehler der Uhren 21/ 3o", das Mittel aus Dr.
H o rn e r ’ s 27.' 43” zu westlich. Da ein so grofser Fehler uns
unmöglich schien , so vermutheten wir, dafs der Fehler der
Mondstafeln an diesem Tage ansehnlich seyn müfse. Dr. Ho rner
berechnete daher die Mondslänge aus den Bürgschen Tafeln,
und fand den Fehler derselben 67 Secunden, welches eine
Aenderung von 28.' 4 -5” in der geographischen Länge mit sich
bringt: folglich war der Fehler der Uhren nach meinen Beobachtungen
= 7.' i 5", und nach Dr. Horner’ s Beobachtungen
1.' 00" zu östlich. Den ig te? Juli hatten wir unter den günstigsten
Umständen jeder 10 Reihen von Abständen, jede Reihe
wie gewöhnlich zu 5 und 6 Abständen genommen. Wir fanden
aber wiederum einen Unterschied von beinahe 20 Minuten
von den Uhren. Der Fehler, der Mondstafeln mufste also auch