
vorfallende Geschäfte. Auch soll das gute Vernehmen zwischen
diesen [beiden Chefs der militairischen und bürgerlichen Gewalt
nicht immer sehr grofs seyn; und .diefs war vielleicht auch der
Zweck einer solchen Einrichtung. Das Amt des Oberrichters
bekleidete zurZeit unserer Anwesenheit in Macao, Don M igu e l
A r r ia g a Bruno de S ilv e ir a , ein junger Mann von feiner Erziehung
und vielen Keüntnifsen.
Macäo ist das Symbol gefallener Gröfse. Man sieht hier
eine Menge schöner Gebäude,/ welche auf grofsen Plätzen stehen
, und mit ansehnlichen Höfen nnd Gärten umgeben sind;
die meisten von ihnen sind unbewohnt, da die Zahl der hier
wohnenden Portugiesen sich sehr vermindert hat. Die vorzüglichsten
Privat Gebäude sind diejenigen, welche von den Mitgliedern
der holländischen und. englischen Factorien bewohnt werden.
Da ihr Aufenthalt hier zwischen i 5 und 18 Jahre währt,
so wenden sie alles an, nicht nur die besten Häuser zu besitzen
, sondern auch, sie nach ihrem Geschmacke einzurichten.
Die grofsen Einkünfte der hier wohnenden Engländer, setzen sie
in den Stand, ihren Hang zum angenehmen und bequemen Leben,
wodurch sie sich selbst vor der reichern Classe der Portugiesen
hier sehr auszeichnen, zu befriedigen.
Man rechnet in Macao 12 bis röooo Einwohner, wovon
indefs die meisten Chinesen sind , welche sich dieser Stadt so
sehr bemeistert haben, dafs man selten einen Europäer in den
Strafsen sieht, Priester und Nonnen allenfalls ausgenommen.
„W ir haben liier mehr Priester als Soldaten,“ sagte mir ein
hiesiger Bürger , und in der That ist diese Spötterei im buchstäblichsten
Sinne genommen , wahr. Die Anzahl der hiesigen
Soldaten beläuft sich nur auf i 5o, unter welchen nicht ein einziger
Europäer sich befindet. Sie sind alle Mulatten aus Macao
und Goa. Selbst die Offiziere sind nicht alle Europäer. Mit
einer so kleinen Besatzung hält es schwer, vier grofse Festungen
zu vertheidigen. Die den Chinesen eigenthümliche Insolenz findet
in dieser Schwäche des Militairs hinlänglichen Grund, Beleidigungen
auf Beleidigungen zu häufen. Es wäre zu wünschen,
dafs, da die politische Existenz Portugälls als unabhängiger Staat
in Europa so sehr prekär geworden ist, irgend eine europäische
Macht Besitz von Macao nähme, ehe die Portugiesen
selbst denClunesen Macao übergeben; und diefs kann fast nicht
ausbleiben, da Portugall nicht im Stande ist, seine Besitzungen
in Ost Indien zu erhalten, und Macao nur von Goa aus unterstützt
werden kann. Goa war schon von den Engländern besetzt,
und ohne den im Jahr 1802 zwischen Frankreich und England
geschlofsenen Frieden, wäre England auch im Besitz von Macao
gewesen. Die dazu bestimmten Truppen waren schon auf der
Rhede von Macao angekommen, und sollten mit Einwilligung
des Gouverneurs an dem nämlichen Tage ans Land gesetzt werden,
an welchem eine Spanische Fregatte aus Manilla die Nachricht
vom geschlofsenen Frieden überbrachte *)/
Nachdem ich das Schiff zu unserer Rückreise nach Europa
schon fast ganz in Stand gesetzt hatte, kam die N ew a den drit#)
Ein unlängst wiederholter Versuch der Engländer, Macao mit Brittischen
Truppen zu besetzen, hat die Chinesen in die gröfste Furcht gesetzt,
und die Regierung höchst mifstrauisch gegen sie gemacht. Sie sucht
sich durch Hindernifse und Ghikanen, welche seit der Zeit dem englischen
Handel häufig in Canton gemacht werden, für diese Beleidigung
zu rächen, obgleich es gewifs ist, dafs ohne den grofsmüthigen Schutz
der Engländer, Macao schon längst, und auch Canton, von den Seeräu-
räubern wäre erobert worden, folglich die Abtretung von Macao an die.
Engländer für ihre eigene Sicherheit nothwendig seyn müfste.
ZW E I T E R ! ’HEIL. 3()