
gewesen, und die Wellen dabey nicht so hoch gegangen wären,
dai's er in einem so seichten Meere sich nicht weiter hinauf wagen
durfte. Er schickte also hur zwey Böte zum Sondiren aus.
Dasjenige,, welches nach Norden zu abgeschickt war, ging noch
3 Meilen weiter, wo es sechs Faden Tiefe fand, und alsdann an
Bord zurückkehrte. Es ist zu bedauern, dafs die Versuche über
die specifische Schwere des Wassers, welche die Gelehrten beyder
Schiffe zu machen gewifs nicht werden unterlafsen haben, nicht
bekannt geworden sind. Fand man keinen, oder nur einen geringen
Unterschied in der specifischen Schwere des Seewassers, so
dienten sowohl dieses, als die unveränderte Ruhe des Wassers,
zu unläugbaren Beweisen, dafs keine Durchfahrt statt finde. Die
Nachrichten, die La Perouse während seines Aufenthalts in der
Bay de Castries erhielt, so unvollkommen sie auch aus Mangel
an Kenntnifs der Sprache seyn mufsten, bestätigten indefs diefs
vollkommen, denn nachdem La Perouse den dortigen Einwohnern
die Insel Sachalin und die gegenüber liegende Küste der Tatarey
vörgezeichnet, und einen Canal zwischen beyden gelafsen hatte,
so hatten sie sogleich den Bleistift ihm aus der Hand genommen,
einen Strich zwischen beyden gezogen, und zu verstehen gegeben,,
dafs diese Sandbank, die mit Seegras bewachsen sey, beyde Länder
verbinde, und dafs sie ihr Canot darüber weggezogen hätten. Aus
dieser Erzählung, so wie auch aus der^regelrnäfsigen Abnahme
der Tiefe und der vollkommenen Ruhe des Wassers, schlofs La
Perouse sehr richtig, dafs Sachalin entweder mit der Tatarey verbunden
sey, oder dafs der Canal, der diese beyden Länder- trennt,
sehr eng, und höchstens nur einige Fufs tief seyn könne. Zwar
giebt er diese Meinung nicht unbedingt, indefs mufs man diesen
Umstand vielleicht nur der Bescheidenheit von La Perouse zuschreiben,
der, wenn er gleich hinlänglich davon überzeugt seyn
mufste, sie dennoch nicht als positiv angeben wollte, weil er sie
nicht mit Thatsachen belegen konnte. Man fuhr daher fort,
Sachalin als eine Insel darzustellen, und das Meer zwischen Sachalin
und der Tatarey, den tatarischen Canal zu nennen, obgleich,
wenn die Verbindung des Landes erwiesen wird, Sachalin
eine Halbinsel, und der Canal, ein Meerbusen seyn mufs. Die
Erfahrungen, die wir ioö Meilen nördlicher gemacht haben, liefsen
hierüber keinen Zweifel mehr zu; denn kaum hatten wir uns
dem nördlichen Vorgebirge von Sachalin genähert, so fanden wir
schon einen starken Unterschied in der Schwere des Wassers.
Da ich mich in der gröfstmöglichsten Nähe der Nordwest Seite
von Sachalin, in der Hofnung einen Hafen dort zu entdecken,
hielt, so konnte uns kein Flufs entgehen: man darf also nicht
annehmen, dafs dieser Unterschied von einem Flufse herrühre,
der sich auf Sachalin selbst in dieser Gegend ergösse. Die
Nähe des Amurs mufste die Ursache seyn. Auch bekam das
Wasser eine schmutzige gelbe Farbe. Nachdem wir ferner die
Nordspitze von Sachalin umschifft hatten, und längs ihrer Nordwest
Küste segelten, so wurde bey jeder Untersuchung das Wasser
leichter gefunden; und endlich in der Nähe des Canals, welcher,
auf der Nordseite vom Amur, Sachalin von der Tatarey
trennt, war das längs dem Schiffe geschöpfte Wasser vollkommen
süfs, und von gleicher Schwere mit dem am Bord befindlichen
Trinlcwasser, wie ich diefs im vorigen Capitel erwähnt habe.
Existirte nur der geringste Canal im Süden vom Amur, so müfs-
ten die Südwinde, welche der von La Perouse gemachten Erfahrung
zufolge, den ganzen Sommer hindurch unveränderlich wehen,
eine solche Menge Seewasser dem Bassin, in welches sich
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