
180 5.
May.
Es erschien im Jahre 1802 in S. Petersburg eine Charte von
den Entdeckungen der Rufsen im nordöstlichen Theile des gro-
fsen Oceans, welche das Charten Depot unter Aufsicht des gelehrten
Ingenieur Generals von S u ch t e l en herausgab. Hier sieht,
man zum erstenmal, und zwar mit ziemlicher Richtigkeit, . die
westliche Küste von Jefso verzeichnet, welche auf allen Charten,
da sie nie von einem europäischen Seefahrer untersucht worden
ist, bis dahin nur durch eine punktirte Linie ausgedruckt ward.
Was aber diese Charte besonders auszeichnet, ist eine Insel zwischen
Jefso und Sachalin, unter dem Namen Karafuto oder
Schischa. Sowohl die West Küste von Jefso, als auch diese
Insel Karafuto, ist auf die Autorität einer japanischen Charte
aufgenommen, welche der Japaner Ko.day, den Laxman im
Jahre 1792 auf Befehl der Kaiserin C athahina näch seinem Vaterlande
zurückführte, mit sich nach Rufsland gebracht hatte.
Dieses Karafuto, defsen Existenz ich ausmachen wollte, war es
besonders, was mich bewog, nicht durch die Strafse Sangar zu
gehen, von der ich nur die westlichen Caps bestimmen wollte;
sondern die West Küste von Jefso zu untersuchen, und durch
die Strafse, welche die Insel Karafuto von Jefso trennt, das
Ochotzkische Meer zu gewinnen.
Die erste Prüfung dieser Charte fiel sehr zu ihrem Vortheil
g e fo lg t, der die W e ite dieser Strafse auf ao W e r s t angiebt. Indefs
hatte auch schon Buache , noch früher als die Entdeckungs Reise des
■ Capitain Broüghton , dem man die ersten zuverläfsigen Nachrichten
üb e r die W e ite dieser Strafse verdankt, in seinefn Memoire „ sur les
terres decouvertes par La Perouse” , seinen Unglauben an die grofse
W e ite von 110 Meilen dargethan, und auch Arrowsmith sie in seiner
Charte von Asien sehr reduzirt. Broüghton hat die Weite der Strafse
Zwischen den von mir genannten Caps Sangar und Nadeshda iß Meilen
, w ir nur 9 Meilen gefunden. Auch vermifst man auf Broughtons
Charte ganz und gar die Inseln Osima und Kosima.
aus;. denn obgleich auch auf ihr , die. jwestliche Einfahrt der
Strafse Sangar Grad zu südlich war, so entdeckten wir dennoch
die’ zwey Inseln O-sima und Ko-sirna, welche beyde beinahe
der Strafse Sangar gegenüber liegen, und auf dieser Charte verzeichnet
sind. Hieraus schöpften wir Hofnung, auch die neue
Insel Karafuto im Norden von Jefso zu finden,
Um 4 Uhr Nachmittags waren wir genau der Mitte der
Strafse Sangar gegenüber, in welcher wir, selbst von der Spitze
des Masts , kein Land erblicken konnten. Auf beyden Seiten
aber ragten in Osten von Cap Sangar und Cap Nadeshda mehrere
Vorgebirge hervor. In NNW hatten wir auf Jefso ein Vorgebirge,
das auf der oben erwähnten Charte der Rufsischen Entdeckungen
den Namen S ineko führt *). Von Cap Sineko, das
in 4 b-° 38.' 3o" N und 220.° 06.' 3o W liegt, erstreckt sich eine
Menge von Felsen weit ins Meer. Wahrscheinlich haben sie eine
Verbindung unter Wasser mit einer kleinen Insel, die von Cap
Sineko in einer gleichen Richtung mit den Felsen liegt. Von
Cap Nadeshda bis Cap Sineko ist die Richtung der Küste NW,
und die Entfernung zwischen diesen beyden Caps, 18 Meilen.
Zwischen ihnen , in einer geräumigen aber sehr offenen Bay,
liegt die Stadt M atsumay, welchen Namen die Japaner der ganzen
Insel Jefso beygelegt haben. . Sie ist von ziemlicher Gröfse,
und die Residenz des Gouverneur’s , aber auch, wie man behauptet
, die einzige beträchtliche Stadt auf der ganzen Insel.
Nahe am Ufer lagen mehrere Fahrzeuge vor Anker, und einige
standen auf dem Stapel. Der Mangel einer sichern Bay mufs
*) Diesen Namen , so wie alle Namen der Inseln und Vorgebirge , die
■ sich auf dieser Charle befinden, und wahrscheinlich die eigenthümli-
chen sind, habe ich beybehalten.
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