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während dessen der König grofse Summen Geldes von der Gothenburger
Compagnie genommen hat, sehr schwankend gewesen.
Sie haben indefs nie über drey Schiffe nach Canton , und seit
dieser Acte nur zwey, oft auch nur -eins, und in manchen Jahren
gar keins geschickt. Auch in diesem Jahre war kein Schiff aus
Schweden angekommen, und jetzt soll, wie ich seit dem gehört
habe, die Compagnie in Gothenburg ganz aufgehört haben.
Der Handel der Dänen ist sehr regelmäfsig, und wird mit
grofser Ordnung und Oeconomie geführt. Doch haben sie nie
mehr als» jährlich zwey Schiffe nach Canton abgefertigt.
Das Schicksal der österreichisch Kaiserlichen ostindischen
Compagnie in Ostende ist bekannt. Man hat zwar auch seitdem
in Canton Schiffe unter österreichischer Flagge, so wie auch unter
Ragusanischer, Genuesischer, Toscanischer, Hamburger und
Bremer Flagge gesehen; sie sind aber immer nur auf Rechnung
englischer Kaüfleute nach Canton geschickt worden, da an -diesem
Handel in England, weil er ein Monopol der englisch ostindischen
Compagnie ist, Privat Kaufleiite keinen Antheil nehmen dürfen.
Aus dieser kurzen U ebersicht wird man sich überzeugen,
dafs nur der Handel der Engländer und Amerikaner von einigem
Belange ist, und dafs besonders der Handel der Amerikaner
nach China aufserordentlich zugenommen hat *). Die Schiffe,
*) Nachrichten zufolge, welche ich in diesem Jahre (1810) aus Canton
erhalten, haben sich mehrere Umstände ereignet, welche dem Handel
der Engländer in Canton äufserst nachtheilig werden können. Seitdem
der Absatz von englischen Manufaktur YVaarcn aut dem Continente so
sehr erschwert wird, hat die englische ostindische .Compagnie angefangen,
eine gröfsere Menge derselben, besonders Tuch, nach Canton zu
schicken; und in der Hofnung, dafs die Balance zu ihrem "Vortheile
mit baarem Gelde würde bezahlt werden, haben sie den Export von
Thee nicht im Verhältnifse zu dem Importe der Manufaktur "Waaren
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welche sie zu diesem Handel brauchen , sind zwar um vieles 1806.
kleiner, als die Schiffe der übrigen nach Canton handelnden Na- Februar,
tionen; es kommen aber dagegen ihrer 40 bis 5o in einem Jahre
dort an. Sie binden sich an keine Jahrszeit, und es vergeht
kein Monat im Jahre, wo man nicht amerikanische Schiffe in
Canton ankomnten, und von dort abgehen sieht. Die meisten
kommen von der Nordwest Küste von Amerika, und bringen Pelzwerk,
eine Waare welche zwar in neuern Zeiten sehr im Preise
gefallen ist, (es läfst sich indefs vermuthen, dafs der Preis eines
Seeotter Fells nie unter 18 bis ao Piaster fallen wird), die aber
vergröfsert. Da nun aber die Chinesen nicht mit baarem Gelde den
Ueberschufs von englischen Waaren bezahlen, (wahrscheinlich weil seife
dem allgemeinen Krife'ge gegen England viele Schiffe aus Europa , die
sonst- ansehnliche Summen nach Canton brachten-, jetzt ausbleiben), und
die ostindische Compagnie doch fortfährt , mehr Manufaktur Waaren
nach Ghina zu schicken, als sie Thee ausführt; so wächst die Schuld
der Chinesen an die Compagnie von Jahr zu Jahr. Sie soll jetzt schon
3 Millionen T a e l oder 41 Millionen spanische Piaster betragen : eine
Summe,., welche der Hong um, so weniger zu bezahlen im Stande ist,
da die englischen Manufaktur Waaren nur mit grofsem Verluste für
% baares Geld verkauft werden können. So lange die Chinesen diese
"Waaren für Thee kauften, waren sie sicher, sie mit Gewinn abzusetzen,
da hingegen nichts Schwerer ist, als in China Waaren für baares
Geld zu verkaufen. Dieser Umstand war es eben, welcher unsere Geschäfte
so sehr in Canton erschwerte , d a , wie diefs schon früher ist
erwähnt worden , unser Cargador keinen Tliee nehmen, sondern nur
für baares Geld die Ladung der N ew a verkaufen wollte. Die englisch
ostindische Compagnie wird sich daher gezwungen sehen, bey dem nämlichen
Import von Manufaktur "Waaren nach China, entweder den Export
von Thee zu vergröfsern, oder sie riskirt, die von den Chinesen
zu fordernden Summen einzubüfsen; denn obgleich die chinesische
Regierung, ihren Verpflichtungen zufolge, die Schulden des Hongs bezahlen
mufs , so möchte wohl diefs bey der jetzt zerrütteten Lage der
chinesischen Regierung, vielleicht nicht fern mehr von ihrer gänzlichen
Auflösung, kaum zu erwarten seyn. Hiezu kömmt noch der Unwille
der chinesischen Regierung gegen die Engländer, wegen des gewagten
Versuchs, ohne ihre Einwilligung Macao in Besitz nehmen zu
wollen, den sie ihnen auf alle Art und VN^eise wird empfinden lafsen.
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