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Januar.
die Mitglieder des engern Ausschufses waren, wie bey der ersten
Versammlung, gegenwärtig. Nachdem H. Drummond von neuem
ihnen das ungerechte Verfahren in Betracht Unserer vorgestellt
hatte, verlangte er von ihnen in einem sehr-entschiedenen Tone,
dafs der ganze Hong zum Hoppoo gehen sollte, ihm eine ernstliche
Vorstellung über unsere Angelegenheit zu machen, da man keinen
einzigen gültigen Grund anführen könnte, uns die Erlaub-
nifs zur Abreise zu versagen. Fanquiqua wandte ein, die Sache
müfse nicht forcirt werden. Es ist gebräuchlich, sagte er, dafs
sowohl der Hoppoo als auch der Statthalter, jeder drey Tage eine
Sache bey sich behalten, ehe sie einen Beschlufs fafsen, und man
thäte daher besser, noch einige Tage zu warten. Demungeachtet
wurde zuletzt beschlofsen, dafs die Kauileute des Hongs mit Pan-
quiqua an ihrer Spitze, den folgenden Morgen zum Hoppo gehen
sollten, um die Erlaubnifs zum Absegeln auszuwirken ; im Fall
er sich aber entschuldigen würde, vom Statthalter noch keine
Antwort bekommen, zu haben , so sollten sie zu diesem gehen,
ihm vorstellen , wie nothwendig ein baldiger Entschlufs wäre,
und sollte auch er keine entscheidende Antwort geben, sogleich
eine Audienz bey ihm für mich verlangen. Dieser ernstlich ge-
fafste Beschlufs hatte die beste Wirkung. Der Hoppoo hatte kaum
die Vorstellung des Hongs angehört, so gab er auch sogleich
Befehl, dafs das Boot mit unsem letzten Sachen abgefertigt werden
möchte, mit der Versicherung, dafs wir sehr bald unsern
Pafs zur Abreise bekommen sollten. Er kam sogar nach einigen
Tagen selbst an Bord der N ad e sh d a , und liefs sich nach mir
erkundigen. Da ich nicht am Bord war, so machte ihm Capitain
Lisianskoy die Visite in seinem Boote. In seiner Unterredung
mit dem Hoppoo, schien dieser sogar jetzt zu wünschen, dafs,wir
bald absegeln möchten, und versprach mit Gewifsheit, uns den
Pafs nach zwey Tagen zu schicken. Er hielt auch hierin sein Wort.
So endigte sich eine Sache, welche die unangenehmsten Folgen
für uns hätte haben können, besser und in einer kürzern
Zeit, als ich es erwarten durfte. Der dreiste und zuversichtliche
Ton unserer Forderungen, so wie das Interesse, welches die
englische Factorey für uns bewies, trag wohl sehr viel dazu bey,
den neuen Statthalter zu bewegen, seinen gegebenen Befehl, uns
nicht absegeln zu lafsen, zurückzunehmen. Unstreitig war zu
diesem Verfahren kein Befehl aus Peking gegeben worden, denn
wäre diefs der Fall gewesen, so würden wohl alle Vorstellungen,
welche wir dagegen hätten machen mögen, nichts geholfen haben.
- Der erste Befehl, unsere Schiffe anzuhalten, rührte, wie
ich schon früher erwähnt habe, von dem abgelösten Statthalter
her. Er war eben auf einer Reise in seiner Provinz begriffen,
und von Canton abwesend, als er die Nachricht erhielt, sein
Nachfolger wäre schon auf der Reise nach Canton. Gerade zu
dieser Zeit schickte er den Befehl nach Canton , unsere Schiffe
bis auf weitern Befehl nicht absegeln zu lafsen. Es ist daher
nicht unmöglich , dafs der Statthalter, zu dieser Zeit von dem
Annähern unserer Ambassade nach Peking benachrichtigt, befürchtete
, die Erlaubnifs, welche er bey unserer Ankunft, den
Handel zu beginnen, zu übereilt gegeben hätte, möchte seinem
Herrn misfallen haben, und dafs er , um • sein Versehen einiger-
mafsen ^wieder gut zu machen , beschlofs , die Schiffe fürs erste
am absegeln zu hindern *), Wodurch sich der Statthalter die
*) Kurz nach meiner Ankunft in St. Petersburg, erhielt ich einen Brief
aus Canton, in welchem man mir schrieb, dafs: 34 Stunden, nachdem
, wir YVhampoa verlafsen hatten , ein sehr strenger Befehl aus Peking