
tschatka, in dem Zustande, wie es jetzt ist, zubringen zu müfsen.
Es giebt sehr viele Bedürfnifse, welche selbst ein roher Mensch
nicht in Kamtschatka befriedigen kann , geschweige denn ein
Mann von Erziehung und Gefühl, wie man sich bald aus meiner
Beschreibung deutlich davon überzeugen wird.
Die grofse Entfernung darf indefs nicht zur Entschuldigung
angeführt werden, dafs man Kamtschatka in diesem traurigen Zustande
läfst. Sie ist wenigstens kein unüberwindliches Hinder-
nifs. Port Jackson, welches man von England aus auch nicht
in weniger als 5 Monaten erreichen kann, hat sich ungeachtet
seiner grofsen Entfernung vom Mutterlande, in einem Zeiträume
von 20 Jahren, aus Nichts zu einer blühenden Colonie emporgeschwungen.
Das Klima von Kamtschatka ist zwar nicht, mit
dem von Neu Südwallis zu vergleichen, allein es giebt mehrere
Provinzen im europäischen Rufsland, die in dieser Rücksicht
nichts vor Kamtschatka voraus haben , und dennoch bewohnt
und cultivirt sind. Auch sind es nur die Gegenden um St. Peter
und Paul herum, wo das Klima besonders ungünstig ist, indem
die Nähe des Meeres, feuchten Nebel und feinen Regen hier häufig
veranlafsen soll; und es ist sehr wahrscheinlich, dafs Korn
hier nicht fortkömmt, wie man es behauptet, obgleich inan nie
versucht hat, welches anzubauen. Diejenigen hingegen, die sich
mehrere Jahre im Innern des Landes aufgehalten haben, sind
einstimmig der Meinung, dafs das Klima vom nördlichen, besonders
aber vom mittlern Kamtschatka, sehr viel vor dem südlichen
voraus habe, vorzüglich in der Nähe von Wer chnoy,
und an den Ufern des Kamtschatka Flufses, wo durchgängig ein
sehr fruchtbares Erdreich gefunden worden ist.. Der lange Winter
ist kein Hindernifs der Cultur. Er herrscht ja auch in den
nördlichen Provinzen Rufslands und in Siberien, wo die Vegetation
so äufserst schnell ist, dafs, ungeachtet des kurzen Sommers,
verschiedenes Getreide zur Reife kömmt. Auch erndtet man in
dem mittlern Kamtschatka mehrere Gartenfrüchte, und alle Gattungen
von Korn.-Warum aber nicht so viel geerndtet wird, als
zum Bedürfnifs der Einwohner und 'des Militairs nothwendig ist,
werde ich weiterhin anzuführen Gelegenheit haben. Was nun
das Klima von St. Peter und Paul betrifft, so ist auch dieses nicht
so ungünstig, als man vorgiebt. Dafs die häufigen Nebel keine
Gartengewächse zur Reife kommen lafsen, ist nur ein Vorwand,
welchen die Indolenz der, durch übermäfsigen Gebrauch von
Brandtwein zu-aller Anstrengung untüchtigen Einwohner braucht,
um nicht zu arbeiten ; denn die Offiziere, die dort in Garnison
stehen, und sich Gärten angelegt haben, erndten, Erbsen und
Bohnen ausgenommen, fast alle Gartengewächse, die zum Tisch
erforderlich sind, und zwar in solcher Menge, dafs sie im Stande
waren, uns mit einer ansehnlichen Quantität davon zu versorgen.
Wenn also die Cultur von Küchengewächsen in zwey öder drey
Gärten gelingt, so sieht man leicht, dafs jeder Einwohner, jeder
Soldat, Kohl, Rüben, wenigstens Kartoffeln zu seinem Gebrauche
ziehen könnte, welche ihn vor dem Scorbute, der sich gewöhnlich
während des Winters aus Mangel an vegetabilischer und animalischer
Nahrung einstellt, einigermafsen schützen würde. Die
Ursache warum diefs nicht geschieht, scheint mir darin zu liegen,
dafs man nicht früher als in den ersten Tagen des Julius anfängt
im Garten zu arbeiten, da vor dem Ende des Juli Monats die
Saaten nicht aufkommen sollen. Würde der Besitzer eines Gartens,
oder richtiger zu sägen, der Indüstriöse, (denn es steht jedem
frey, so viel Land anzubauen, als er nur wünscht), im May