
werden dürften , da nichts so gewifs sey , als dafs die Rebellen
Flotte, sobald sie aus ihrer gefährlichen Lage befreyt, und wiederum
in offener See wäre ,■ sich sogleich von der Kaiserlichen
trennen, und es dieser nicht möglich seyn würde, sie zu zwingen
, ihr nach Ganton zu folgen. Jetzt sey es der beste Zeitpunkt
, die Rebellen anzugreifen, da ihre gänzliche Vernichtung
unvermeidlich wäre, und die Uebergabe dieser Flotte,
welche die Hauptmacht-der Rebellen ausmachte , müfste tnoth-
wendigerweise auch die Unterwerfung der übrigen zerstreuten
Partheyen zur Folge haben, und dieser verderbliche Krieg dadurch
beendigt werden. Doch der Admiral achtete nicht auf
die Vorstellungen des erfahrnen Van- ta - g in , und sehlofs Frieden
mit den Rebellen. Beyde Flotten segelten vereint aus der
Bay. Sogleich in der ersten Nacht trennten sich die Rebellen,
wie es Van-ta-gin vorher gesagt hatte, von der- Kaiserlichen
Flotte , und setzten nun den Krieg mit frischerem Mothe fort.
Van-ta-gin soll aus Gram über den unglücklichen Ausgang dieser
Campagne gestorben, und der Tay Tock in -Ungnade gefallen
seyn. Seit dieser mislungenen Expedition , welche im May
r8o5 Statt fand, hat die chinesische Regierung-es nicht gewagt,
eine andere Flotte gegen die jetzt viel stärker gewordenen Rebellen
zu schicken , und man sieht nur im Tigris dann und
wann eine kleine Escadre von 8 bis 12 "Schiffen, unter dem Befehl
eines Mandarin von geringer Würde.
Die Flotte der Rebellen soll, wie man mich versicherte, aus
4ooo Böten bestehen. Die gröfsern Fahrzeuge sind von 200
Tonnen Gröfse, haben eine Besatzung von 2 bis 3oo Mann,
und führen zwischen 12 und 20: 6, 12 auch 18 pfundige Kanonen.
Die kleinsten Böte sind von 3o Tonnen , und enthalten
3o bis 5o Mann. Verstünden sie diese Macht mit Geschicklichkeit
zu gebrauchen, so ist wohl kein Zweifel daran, dafs sie
Macao, dessen Besitz ihnen seiner Lage wegen von gröfster Wichtigkeit
seyn mufs, schon erobert haben würden. Auch möchten
sie es wohl schon besitzen § wenn die Portugiesen es nicht inne
hätten. ja; man hat dem Gouverneur von Macao von Seilen der
Rebellen schon die vortheilhaftesten Bedingungen. angeboten, im
Fall er sie unterstützen wollte. Natürlich sind diese Vorschläge
nicht angenommen worden, und die Portugiesen thun im. Gegen-
theil so viel;,; als ihre geringen Kräfte es ihnen verstatten, um
die Rebellen aus der Nähe von- Macao und von Canton zu entfernen.
Sie unterhalten zu diesem Endzwecke beständig drey
bewaffnete Fahrzeuge, welche immerfort gegen sie kreuzen, obgleich
diese Aufopferungen von "der chinesischen Regierung nur
schlecht erkannt werden. Eins von diesen Portugiesischen Fahrzeugen
hatte unlängst ein grofses : Räuberboot, an dessen Bord
einer von den Haupt Chefs sich befand, nach einem verzweifelten
Gefechte, in welchem die ganze Besatzung der Chinesen bis
auf 40 Mann j geblieben war , genommen , und nach Macao gebracht.
Die Gefangenen wurden sogleich öffentlich hingerichtet,
und der Statthalter erliefs bey dieser Gelegenheit ein Edikt, in
welchem gesagt wird, dafs die Chinesen diese Prise genommen,
ohne der Portugiesen zu erwähnen, obgleich jene gar keinen An-
theil an dem Gefechte gehabt hätten, und diesen die Ehre, das
Schiff genommen zu haben, ausschliefslich gehörte. Dafs die
Rebellen noch keinen Versuch auf Canton gemacht haben, verdankt
Xlie chinesische Regierung* auch wohl nur den in der Nähe
liegenden europäischen Schiffen. Einige Wochen vor unserer
Ankunft waren sie nicht weit von Whampoa gelandet, und hat-
_ Z W E I T E R T H E I L t , 4 a