
tel ergreift die Regierung, um diese Rebellionen zu dämpfen? Nur
sölche , welche offenbar das Uebel noch ärger machen müfsen;
denn- sie zeigen, ungeachtet des übermüthigen und abgeschmackten
Tons, den die Regierung in ihren Edikten annimmt, nur zu
deutlich ihre Schwäche und Ohnmacht, und lafsen keinen Zweifel
über die baldige Auflösung der Regierung, woran selbst die
aufgeklärtem Chinesen zu glauben anfangen. Nach einigen mis-
lungenen militairischen Operationen gegen die Rebellen, wird der
Weg der Bestechung versucht. Wer von den Rebellen sich
selbst ausliefert, bekömmt zur Belohnung 10 Taels , und rnufs
in die Dienste seines Kaisers treten. Sobald er von einigem
Range ist, erhält er eine Ehren Auszeichnung,' welche bekanntlich
in dem Knopfe der Mütze besteht * *). Diese Mafsregel ver-
anlafst, dafs die ärmsten, um die Belohnung von 10 Tael zu bekommen,
sich ergeben, und sobald sie das Geld erhalten,, die
erste Gelegenheit wahrnehmen , wieder zu den Rebellen überzugehen.
Auch müfsen diese Belohnungen die meisten bewegen,
erst einige Zeit unter den Rebellen zn dienen, und dann sich
auszuliefern , weil sie der Verzeihung und einer Belohnung ge-
wifs sind. Nur diejenigen, welche mit bewaffneter Hand in die
Hände der Regierung fallen, werden aufgeknüpft, und ihre Köpfe in
durchsichtigen Gehäusen zur Schau ausgestellt Bey den schwachen
Zwangs Mitteln , die man gegen sie gebraucht, ereignet
sich diefs nur selten.
*) Einer von diesen Anführern, der sich selbst anslieferte , hat lange in
.Unterhandlungen mit der Regierung gestanden. Er forderte einen Knopf
von einem hohem Grade, als man ihm zu geben geneigt war. Zuletzt
ward er ihm doch bewilligt, da er von seiner Forderung nicht abstehen
wollte.
**) Wir sahen dergleichen in Macao am Eingänge des Hafens,
Der unnatürliche Krieg, welcher jetzt dergestalt um sich
gegriffen hat , dafs er nicht füglich mehr auf eine vortheilhafte
Art für die Regierung beendigt werden kann, wäre, wie ich in
Canton erfuhr, gleich im Anfänge auf die glücklichste Art beendigt
worden, wenn nicht eine Hof Intrigue dieses verhindert hätte.
Der vorige Admiral V a n - la - g in , ein Mann von vieler Erfahrung
, verlor plötzlich das Commando der Flotte , ob er gleich,
sowohl durch unerschrockenen Muth als auch durch Thätigkeit,
indem er beständig mit seiner Flotte die See gehalten, und mehrere
entscheidende Siege über die Rebellen gewonnen hatte, diesen
sehr furchtbar geworden war. Sein Glück und seine seltenen
Eigenschaften hatten die Eifersucht der Minister erregt, und
das Cpmmando ward einem ihrer Favoriten gegeben. Da Van-
ta-gin’s Dienste indefs noch für nöthig gehalten wurden, so erlaubte
man ihm nicht, ganz zu resigniren, sondern er mufste als
zweyter Befehlshaber auf der Flotte bleiben, welche unter An-
fühmng des neuen Admirals sogleich wieder in See ging. Man
entdeckte die Flotte der Rebellen in einer Bay, und hier ward
sie von der Kaiserlichen eingeschlofsen. Der Admiral der Rebellen,
dem die gänzliche Niederlage seiner Flotte unvermeidlich
schien* ergriff das einzige mögliche Mittel, der ihm drohenden
Gefahr zu entgehen : er bat um Frieden. Er erbot sich, mit
seiner ganzen Macht zu den Kaiserlichen überzugehen, und alle
Schiffe seiner Flotte, bey ihrer gemeinschaftlichen Ankunft in
Canton, dem Tay Tock, Admiral der Kaiserlichen Flotte zu überliefern.
Van-ta-gin, als er seinen Admiral geneigt sah, den
ihm von den Rebellen angebotenen Frieden anzunehmen , that
alles was er konnte, ihn davon abzuhalten. Er stellte ihm vor,
dafs die angetragenen Bedingungen auf keinen Fall angenommen