
18 o5. in den verschiedenen Fächern der Naturgeschichte erworben hät-
Okiober. ten^ un(j besonders in denen, welche mit ihrer Wissenschaft am
nächsten Verwandt , sind. Ohne gerade ein tiefforschender Botaniker
, Mineralog oder Chemiker zu seyn, möchte ein fleifsiger
Forscher mit einigen Kenntnifsen in seinem Lieblingsfache schon
manche Entdeckung machen, die sowohl in politischer als wissenschaftlicher
Rücksicht wichtig seyn könnte. Das wichtigste
dabey aber wäre, dafs Kamtschadalen und Rufsen immer einer
thätigen, aufmerksamen und theilnehmenden Hülfe gewifs wären,
wenn die Aerzte beständig im Lande herum reiseten. Ich gebe
zu, dafs solche Leute, die wenigstens 4 bis 5 Jahre in Kamtschatka
leben müfsten, einen bessern Gehalt verdienen, als Chi-
rurgi in den cultivirten europäischen Provinzen des Reichs; aber
sobald Erhaltung der Gesundheit und Beförderung der Wissenschaften
der Zweck ihrer Anstrengungen sind, können einige 1000
Rubel in keinen Betracht kommen. Diese Aerzte müfsten die
Reise nach Kamtschatka zu Wasser machen/ nicht nur, weil sie
sich alsdann auf eine leichte Art mit Kleidungsstücken, Meublera,
Büchern, wissenschaftlichem Apparate und andern, mehr oder
weniger entbehrlichen Bedürfnifsen, die sonst zwar als Artikel des
Luxus angesehen werden können , welche aber in Kamtschatka
zur Erhaltung der Gesundheit nothwendig sind, reichlich auf
die ganze Zeit ihres Aufenthalts versehen könnten, was bey einer
Landreise unterbleiben mufs ; sondern auch, weil die Reise zu
Wasser entweder um Cap Horn oder um das Vorgebirge der guten
Hofnung, auf welcher man mehrere, besonders einem Naturforscher
intéressante Länder berührt, schon allein für einen wissenschaftlichen
Geist viele Reitze haben mufs, und'eben dadurch
die Wahl, Subjecte zu finden, um vieles erleichtert werden wird.
Man wird sich aus einem frühem Theile meines Journals erinnern
, dafs auf Vorstellung des Gouverneurs zur Errichtung
eines Hospitals in M a lk i, einem kleinen Flecken, 200 Werst
von St. Peter und Paul, wo mineralische'”Quellen sind, einige
1000 Rubel zusammengebracht wurden. Ohne jedoch einen geschickten
Arzt an die Spitze einer solchen Anstalt zu setzen, welche
mit den nöthigen Hülfsmitteln versehen werden mufs, die bis
jetzt ganz und gar dort fehlen , kann diese wohlthätige Absicht
ihren Zweck nicht erreichen.
Nach dieser Digression, komme ich wieder auf die Lebensart
der Rufsen in Kamtschatka zurück. Wer in Europa einer
bessern gewohnt ist, wird sie sehr hart finden. Ich habe schon
gezeigt, dafs Kamtschatka’s Einwohner an den nothwendigsten
Bedürfnifsen Mangel leiden, und dafs ihr Tisch kümmerlich besetzt
seyn mufs. Aber auch im Innern der Häuser ist die Ar-
muth, oder richtiger zu sagen das Elend, nicht weniger sichtbar.
In St. Peter und Paul waren nur zwey Häuser, die sich vor den
übrigen etwas auszeichneten. In dem einen wohnte der Major
Krupskoi, der Commendant der Festung , in dem andern zwey
Artillerie Offiziere. Beide Häuser, von welchen das eine von
ziemlicher Gröfse ist, bestehen aus ganz bewohnbaren Zimmern,
Küche, Vorrathskammer u. s. w. Beide, besonders das Haus
des Majors, würden mit einigen Veränderungen und einem guten
Ameublement sehr leidliche Wohnungen abgeben, wenn sie
gleich in dem Zustande, worin wir sie sahen, das Gepräge von
Kamtschatka trugen. Die Meublen des Vorzimmers bestanden
aus èiner hölzernen Bank, einem Tische und zwey oder drey
zerbrochenen Stühlen. Man sah hier weder Tischgeräth von
Steinzeug, noch Porcellain, Gläser, Karaffen, Aufsätze oder die-
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