
nothwendigsten Bedürfnifse sind nur selten zu befriedigen. Rum,
Franzbrandtwein, Wein, Kaffee, Gewürz, Essig, Senf, OeJ,
Reis, feines'Mehl, Butter, und andere ähnliche Sachen, welche
man in den ärmsten Flecken Rufslands kaufen kann, werden
nie zum Verkauf eingeführt; eben < so wenig solche Sachen,
die zur-Kleidung nothwendig sind, blofs grobe Leinewand, einige
seidene Tücher, und blauer Nankin ausgenommen. Die Offiziere
verschreiben sich Tuch, und was zu ihrer Uniform gehört, gewöhnlich
aus Irkutsk. Es kommt ihnen aber alles sehr theuer
zu stehen. Schwarzes Brodt, und ohne alles Gewürt: oder Zuthat,
ohne Salz, Essig und Pfeffer zugerichteter Fisch, ist das einzige,
was sowohl der Offizier als auch der Soldat ohne einige Abwechslung
auf seinen Tisch setzen kann. Doch vforan gewöhnt sich
nicht der abgehärtete gesunde Soldat! Aber wenn er krank ist —
in welcher traurigen, elenden, hülflosen Lage befindet er sich
nicht dann! Kein Arzt, keine Medizin, kein erquickendes Getränk,
keine stärkende Speise sind in St. Peter und Paul zu haben
; er darf sich nicht einmal gegen den Tod wehren, der ihn
in dem bejammernswerthesten Zustande angreift. Man erinnere
sich aus Cook’s dritter Reise, in welchem Zustande die Besatzung
von St. Peter und Paul und das dortige Hospital angetroffen wurde:
„Bey unserer Ankunft“ , sagt Capitain King , „fanden wir
,, das Rnfsische Hospital in dem kläglichsten Zustande. Alle
„ Soldaten waren mehr oder Weniger von dem Scorbut an-
,, gegriffen, und bey vielen war dieses Uebel auf das höchste gestiegen.
Die übrigen Rufsischen Einwohner befanden sich in
,, dem nämlichen Zustande, besonders hatten sich bey unserm
„Freunde, -dem Sergeanten, die gefährlichsten Symptome dieser
„Krankheit in wenigen Tagen gezeigt, und waren wahrscheinlich
„durch den unmäfsigen Genufs des Brandtweins befördert wor-
„den, den wir ihm gegeben hatten. Capitain Clerke übergab sie
„sogleich alle der Vorsorge unsers Chirurgus, und befahl, dafs
„sie mit Sauerkraut und Malz zur Bierwürze aufs reichlichste
„versorgt werden sollten. Nach unserer Zurückkunft aus Bol-
„scheretzk waren wir nicht wenig erstaunt, eine auffallende
„Veränderung an allen zu bemerken. Fast ein jeder schien
„ vollkommen wieder hergestellt zu sèyn, welches unsere Chi-
„rurgi vorzüglich der süfsen Bierwürze zuschrieben. “ Gook’s
dritte Reise, die Original Ausgabe in 4 to dritter Band pag. 23r.
So arg ist es zwar jetzt nicht. Die Bemühungen und die
väterliche Sorgfalt des Generals Koscheleff haben es so weit gebracht,
dafs die Zahl der Kranken geringer als sonst ist. .Wir
fanden nur 3 Mann im Hospital, von denen der eine einen Staar
am Auge und der andere eine Wunde am Fufse hatte ; die Krankheit
des dritten war von keiner Bedeutung, doch leiden die meisten
Einwohner den Winter über an Scorbut. Von 5 Leuten,
die ich als Passagiere für Kamtschatka mitbrachte, und die sich
‘alle die ganze Reise hindurch vollkommen gesund erhalten hatten,
traf ich nach meiner Rückkunft aus Japan nur einen gesund,
die übrigen hatten durch den Winter den Scorbut im höchsten
Grade bekommen. Es wird zwar jetzt eine ansehnliche Quantität
Medizin nach Kamtschatka geschickt, und wenn ich gleich
gesagt habe, dafs keine Medizin und kein Arzt da sind, so sind
diese Worte nur in dem Sinne zu verstehen, dafs man nur im
äufsersten Nothfalle zu einem solchen Arzte, und zu solcherMe-
dizin seine Zuflucht nehmen kann. Welche Wahl bleibt denn
auch übrig? Man wird sich lange an Dr. Espenberg erinnern,
der während unsers Aufenthalts zu drey verschiedenen Zeiten