sächlich characterisiren, bekannt gemacht werden, nach welchen
jene Bewohner in einem sehr vortheilhaften Lichte erscheinen.
Ich habe schon vorhin erwähnt, dafs der eigentliche Name
der Bewohner von Jefso, Aino ist. So heifsen auch die südlichen
Sachaliner. Ihr Wuchs , ihre Kleidung , ihre Gesichtsbil-
dung , und ihre Sprache beweisen , dafs beyde zu einem Volke
gehören. Der Capitain des Castricom konnte daher, als er die
Strafse La Perouse verfehlte , sowohl in Aniwa als auch in At-
kys der Meinung bleiben , dafs er auf einer und dei selben Insel
sey. Was ich also von den Ainos sagen werde, bezieht sich sowohl
auf die Bewohner von Jefso, als auch auf die-des südlichen
Sachalins. Es mufs dieses das nämliche Volk seyn , welches
man seit Sgangberg’s Zeiten Kurilen , und zwar haarigte Kurilen
genannt hat.
Die Ainos sind von mittlerm fast ganz gleichem Wuchs,
der höchstens 5 Fufs 2 bis 4 Zoll beträgt, von dunkler, beinahe
schwarzer Gesichtsfarbe, mit einem starken buschigten Bart,
schwarzem struppigen Haar , welches schlicht herunter hängt,
und ihnen , wenn man den Bart ausnimmt , eine Aehnlichkeit
mit den Kamtschadalen gibt; nur sind ihre Gesichtszüge weit
regelmäfsiger. Die Weiber sind ziemlich häfslich. Die nicht
minder dunkle Farbe derselben , kohlschwarzes gerade ins
Gesicht gekämmtes Haar, blaugefärbte Lippen, und tatuirte Hände,
geben bey nicht sehr reinlicher Kleidung, ihnen wenig Ansprüche
auf Liebenswürdigkeit. Diefs gilt wenigstens von denen,
die wir an der Nordspitze von Jefso zu sehen Gelegenheit hatten.
In der Aniwa Bay sahen wir zwar einige im jugendlichen
Alter, bey denen das Feuer des Auges noch nicht erloschen war,
und die man in dieser Hinsicht noch nicht für so häfslich halten
ten wollte; allein ich gestehe, der Eindruck, den auch diese auf
mich machten, war gleich widrig. Indessen mufs ich ihnen die
Gerechtigkeit widerfahren lassen ,; dafs sie im höchsten Grade
sittsam sind, und in diesen Stücken bilden, sie den auffallendsten
Contrast mit den Nukahiverinnen und Otaheiterinnen. Ihre Sitt-
samkeit artete sogar in Blödigkeit aus, woran vielleicht die Eifersucht
ihrer Männer, und die Wachsamkeit ihrer Väter Schuld
war: sie verliefsen nicht auf einen Augenblick, so lange wir am
Lande waren, die Hütten, in denen sie sich versammelt hatten,
und waren in der gröfsten Verlegenheit, als Dr. T ile s iu s
einige von ihnen portraitirte.
Das Charakteristische eines Aino ist die Herzens-Güte, die
auf seinem Gesichte mit unverkennbaren Zügen dargestellt ist,
und so viel wir die Handlungen dieser Menschen beobachten
konnten , entsprachen sie vollkommen dem auf ihrem Gesicht
ausgedrückten Charakter. Ihre Mienen, selbst ihre Geberden,
verriethen etwas einfach edles. Habsucht, oder richtiger zu sagen,
Raubsucht, dieses so allgemeine Laster der wilden Bewohner
der südlichen Inseln des östlichen Oceans , ist ihnen ganz
fremd. In der Bay Romanzoff brachten sie Fische' an Bord.
Sie überliefsen sie uns sogleich , ohne das Geringste dafür zu
fordern, und die Geschenke die man ihnen gab, so sehr sie ihnen
auch Freude machten, wollten sie nicht eher für ihr Eigenthum
anerkennen, als ‘ bis man ihnen durch Pantomimen zu
wiederholten malen zu 'erkennen gegeben hatte, dafs sie für sie
bestimmt waren. Wir hatten keine Gelegenheit, die nämlichen
Tugenden auch bey den Einwohnern der Salinbay zu entdecken,
da sie nicht an Bord kamen: wahrscheinlich war ihnen dieses
von den Japanern verboten worden.