
send diese Nation ist. Auch in dem wenigen, was ich über diesen
Gegenstand zu sagen Gelegenheit haben werde, und es sind
nur Thatsachen die ich anführe, wird man keine Beweise für
ihre hohe Moralität finden. Man wird sich überzeugen, dafs die
Regierung, wenn gleich in ihren Gesetzen und Staats Maximen
einige glänzende Punkte zu finden sind, welche einen yortheil-
ten Schein auf das Ganze werfen, dennoch keineswegs einen solchen
Grad der Vollkommenheit erreicht hat, wie man uns gern
hat wollen glauben machen. Wie läfst sich auch einer Regierung
Vollkommenheit beymesseri, welche unaufhörliche Rebellionen
im Lande duldet, wenn gleich'diese Rebellionen oft nur
die Folge einer Hungersnoth sind. Diese Empörungen allein beweisen
schon , wie fehlerhaft die chinesische. Regierung , selbst
unter der tatarischen Dynastie is t, obgleich die Regenten dieser
Dynastie in den verschiedenen Perioden, während welcher sie
China beherrschten, rieh durch mehr Kraft und Thätigkeit ausgezeichnet
haben, als die weibischen und furchtsamen ursprünglich
chinesischen Regenten. Nach so vielen grausamen Erfahrungen,
haben sie noch kein kräftiges Mittel gefunden oder angewandt,
um diesem Uebel vorzubeugen. Freilich ist es keine
leichte Aufgabe für eine .Regierung, ein so grofses. und volkreiches
Land gut zu beherrschen, und Wohlfahrt in demselben, zu
verbreiten. Aber gerade das ist es, was das Erstaunen der Welt
erregt, und die Chinesen zu bewundern uns gelehrt hat. Ein
Volk, das aus mehr als 3oo Millionen Menschen bestehen soll,
nach gleichen Gesetzen beherrscht,.- und vereint unter einem
Scepter fortdauernd ruhig zu sehen, mufs natürlich eine hohe
Idee von den weisen Staats Maximen der Regierung , und von
dem guten und folgsamen Charakter des Volks erregen. Dafs
aber so viele Millionen lange Zeit hindurch einem Scepter unterworfen
sind, daran waren viele günstige Verhältnifse schuld, und
diefs beweist nicht, dafs die Regierungs Form weise ist. Die
Glückseligkeit und Ruhe China’s ist nur scheinbar, und wir werden
durch den Schein betrogen. Eben weil es ein so ungeheuer
grofses und volkreiches Land ist, hält es schwer, eine allgemeine
Revolution, zu welcher nach mehrern Nachrichten, die Gemü-
ther reif sind, zu bewirken; und es wird lange an einem Manne
fehlen, der im Stande wäre, sich an die Spitze einer Parthey zu
stellen', und das Unternehmen zu lenken. Männer von aufser-
ordentlichen Geistesgaben und ausgezeichneten Talenten, wie sie
seyn mülsen, um eine Veränderung in der Regierung zu bewirken
und zu leiten , mögen wohl nirgends so selten zu finden
seyn, als in China. Die moralische und“ physische Erziehung,
die Lebensweise, und'selbst die Arb der Regierungs Form daselbst
erschweren die Erscheinung solcher Männer sehr, wenn sie sie
gleich nicht unmöglich machen *).
Dafs der Keim zur Unzufriedenheit jetzt in ganz China sich
verbreitet hat, ist indefs allgemein bekannt. Als ich im Jahre
179& in diesem Lande war, befanden sich drey Provinzen im Aufruhr
, und doch herrschte damals noch der weise Kien-long.
Jetzt giebt es der in Empörung begriffenen Provinzen mehrere.
East das ganze südliche China ist unter den Waffen. Allgemein
brütet Unzufriedenheit. Im Innern des Reichs, selbst in der
Nähe des Pallasts brechen oft Unruhen aus. Und was für Mit1806.
Februar.
Ghu, der im .Fahre i 355 die Tataren aus China vertrieb, und im Jahre
i 3ÖÖ die drey; und zwanzigste Dynastie, oder die Dynastie Ming stiftete,
■ w a r von Geuart ein Chinese und V Q n niedriger Herkunft.