
Schicksal haben wird, welches sie in Japan gehabt hat; denn
seit kurzem ist sie neuen Verfolgungen -von Seiten der Regierung
ausgesetzt. Doch darf man sich weniger hierüber, als über
die Bekehrungs Sucht der christlichen Missionaire wundern. Durch
eine Erfahrung von mehrern hundert Jahren, (die ersten Missionaire
kamen nach China im Jahre 1Ö77), sollten sie sich doch
wohl endlich überzeugt haben, dafs ihre Bemühungen, selbst zu den
günstigsten Perioden, von gar keinem Erfolge gewesen sind. Die Anzahl
der Bekehrten soll so aufserordentlich geringe seyn, dafs sie
in einem sehr unbedeutenden Verhältnifse zu der ungeheuren
Volksmenge dieses unermefslichen Reichs steht. Vielleicht giebi.
es kaum so viele Christen in China, als täglich Kinder in diesem
Reiche gemordet werden *). Dennoch fährt die katholische Geistlichkeit
fast jährlich fort, Missionaire nach China zu schicken,
obgleich es ihr nicht unbekannt seyn kann , dafs die Vorliebe,
welche einige chinesische Kaiser für Wissenschaften gehabt haben
, und besonders die Unwissenheit der Chinesen , vielleicht
nur die einzigen Ursachen sind, warum überhaupt noch.europäische
Missionaire geduldet werden.
Der Kaiser war zwar schon längst mit dem Bestreben der
Missionaire, seine tatarischen Unterthanen zu bekehren-, unzufrieden
, wie diefs das darüber erlafsene Manifest beweiset; zur
jetzigen Verfolgung der Christen gab aber folgender Vorfall Ver-
anlafsung. Der italiänisehe Missionair A d ju d a t i, schickte aus
Peking eine von ihm entworfene Charte eines Districts von China
, in welchem er sich einige Zeit lang aufgehalten hatte, an
einen seiner Freunde nach Canton. Auf der Gränze von Peking,
In Peking allein werden nach Barrow’s Angabe 90°® Kinder jährlich
^angebracht.
wo Reisende Jedesmal sehr scharf untersucht werden, untersuchte
man auch den. Boten , der aufser der Charte, mehrere Briefe
von dèn verschiedenen europäischen Missiönairen an ihre Freunde
in Macao, bey sich hatte. Wahrscheinlich hatte man diesem Boten
mehr als gewöhnliche Vorsicht in Betreff der ihm anvertrauten
Papiere empfohlen, indem er anfänglich vorgab, er komme aus
einer andern Provinz. Sobald man die Falschheit seiner Aussage
entdeckte, schöpfte man Verdacht gegen ihn, er ward arretirt,
mit seiner Charte und den Briefen nach Peking geschickt, und
dort auf die Tortur gebracht, um zu bekennen, von wem er abgesendet
worden. Der Bote nennt den Italiener Adjudati. Dieser
wird sogleich in Verwahrung gebracht, und seine Wohnung,
so wie die aller in Peking befindlichen Missionaire, aufs strengste
durchsucht. Da man gegen alle Missionaire Argwohn geschöpft
hatte, so schickte man die von Adjudati abgesendeten Briefe dem
Rufsischen Bischoffe zur Untersuchung. - Dieser entschlug sich
indefs des ihm gehäfsigen Auftrages, unter dem Vorwände, dafs
er nicht hinlängliche Kenntnifse von den Sprachen, in welchen
die verschiedenen Briefe geschrieben waren, besäfse, um über ihren
Inhalt einen richtigen Bericht abstatten zu können. Durch
diese Erklärung des Rufsischen Bischoffs wurde mancher gerettet,
und sie ist von den Missiönairen mit Dank erkannt worden. Die
Religions Bücher, welche von den Missiönairen ins Chinesische
und Tatarische übersetzt worden waren, wurden nicht nur con-
fiscirt und verbrannt, sondern auch den Missiönairen ihr Bekehrungs
Eifer als ein Verbrechen angerechnet. Ich besitze eine
von Sir George Staunton *) verfertigte Uebersètzung des Kai-
*) Sir George Staunton, der seinen Vater auf Lord Macartney’s (jesandt-
scbafts Reise nach Peking begleitete, und jetzt Mitglied der englischen
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